Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
das nichts zu tun.«
»Nein, Herr
Kommissar. Das könnten wir uns gar nicht leisten. Und für Geld würde das der Max
auch nie tun. Ich kenne ihn schon lange, da war er noch ein kleiner Student am Salzburger
Mozarteum, der sich im Sommer ein wenig Taschengeld im Chor der Bad Ischler Operettenfestspiele
verdiente. Da haben wir uns getroffen. Ich habe ein Trachtengeschäft in Bad Ischl
und bin Mitglied im Operettenförderverein. Bei mir hat sich der Max den ersten Trachtenanzug
machen lassen. Und weil er wenig Geld hatte, aber ein netter Bursche war, haben
wir ihm den Anzug halt geschenkt.«
»Diese noble
Geste hat sich jetzt ja rentiert.«
»Ja. Aber
ich denke, Sie wollen mit mir nicht über Trachtenanzüge reden, sondern über etwas
anderes. Wahrscheinlich über die Auseinandersetzung der Tierschützer mit uns.«
Merana nickte.
»Waren Sie gestern in der Vorstellung?«
»Ja, ich
habe den unerfreulichen Vorfall miterlebt. Schauen Sie, ich habe ja sogar ein gewisses
Verständnis für die Leute. Die sehen das mit dem Vogelfang halt anders als wir.
Aber so ein Auftritt wie gestern geht dann doch zu weit.«
»Was stört
denn die Tierschützer so besonders an Ihrem Brauchtum?«
»Das müssen
sie die schon selber fragen. Der Vogelfang hat eine Jahrhunderte lange Tradition
bei uns im Salzkammergut. Wir fangen im Herbst Gimpel, Zeisige, Stieglitze und Fichtenkreuzschnäbel.
Wir stellen die Vögel dann über den Winter aus. Es gibt auch Prämierungen. Und im
Frühjahr lassen wir sie wieder aus. Aber wir sind nicht nur Vogelfänger. Wir sind
auch Vogelschützer und Naturliebhaber. Wir zeigen auf, wo Naturräume gefährdet sind,
wir informieren in Schulen Kinder über die Bedeutung der Singvögel. Und wir sind
jetzt sogar auf der österreichischen UNESCO-Liste. Unser Brauch ist erhaltenswertes
Kulturerbe.«
»Kennen
Sie einige der Tierschützer? Wissen Sie, wer die rothaarige Frau von gestern Abend
war? Ich habe sie heute hier auf dem Platz nicht gesehen.«
»Ich auch
nicht. Natürlich weiß ich, wer das ist. Die Gimpl-Gundi kennt bei uns ein jeder.«
»Gimpl-Gundi?«
»Eigentlich
heißt sie Rotgunde Stiegler. Aber bei uns im Salzkammergut nennt sie jeder Gimpl-Gundi.
Eine Lokalzeitung bei uns hat sogar von einem Match zwischen der Gimpl-Gundi und
dem Ischler-Lois geschrieben. So sagen die Leute zu mir.«
»Woher kennen
Sie Frau Stiegler? Ist sie bei jeder Protestaktion?«
»Nein, aber
sie war einmal bei mir im Geschäft und hat ein Mordswetter gemacht. Hat mich einen
gefühllosen Tierquäler genannt und noch so einiges. Im Grund ist sie ein patentes
Frauenzimmer. Sauber beinand, wenn man sie anschaut. Die gefällt mir sogar. Der
würden die Dirndlkleider aus meinem Trachtengeschäft gut stehen. Aber sie wollte
sich keines zeigen lassen.«
»Haben Sie
das versucht?«
»Natürlich.
Ich habe einen Blick dafür, was den Leuten steht. Und für die Gimpl-Gundi hätte
ich ein ganz spezielles Dirndlgwand. Ich habe es vorsichtshalber einmal zur Seite
legen lassen.«
Merana unterdrückte
ein Schmunzeln. Er stellte sich vor, wie die aufgebrachte Rothaarige im Bad Ischler
Trachtengeschäft herumtobte, während die Zielperson ihrer Attacken in aller Seelenruhe
die Frau von oben bis unten musterte und überlegte, welche Farbe ihr wohl stehen
würde. Er konnte sich nicht helfen, der Mann gefiel ihm. Auch wenn er den Argumenten
der Gegenseite viel abgewinnen konnte.
»Hatte Anabella
Todorova auch etwas mit Ihrer Aktion der Papageno-Ehrenmitgliedschaft zu tun?«
Kendelbacher
schüttelte den Kopf. »Nein, die kenne ich nicht einmal. Ich habe sie gestern auf
der Bühne zum ersten Mal gesehen. Schrecklich. Die arme Frau.«
»Vielleicht
durch Maximilian Glocker?« Der Vogelfänger schaute kurz zu seinem berühmten Freund
am Gasthaustisch hinüber. »Ich weiß nicht, das müssen Sie ihn schon selber fragen.«
Merana überlegte,
ob er das vielleicht gleich machen sollte. Die Schlange der Autogrammjäger war schon
kürzer geworden, nur mehr drei Damen und ein kleines Mädchen standen an Glockers
Tisch. In diesem Augenblick läutete das Handy des Kommissars. Es war seine Stellvertreterin.
»Martin,
wir haben erste Ergebnisse bei unserer Suche nach Leuten, die normalerweise nicht
hinter der Bühne sind, gestern Abend aber schon.«
»Lass hören.«
»Eine Sponsorenfirma
der Salzburger Festspiele hatte eine Meet-and-Greet-Aktion organisiert. Moda Sarabella,
eine Firma aus Italien. Ein Mädchen aus Deutschland hat bei einem
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