Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
Bedeutung
bei. Er wirkte offen und freundlich und gleichzeitig hoch konzentriert. Der war
schlauer als sein Chef, da war sich Hebenbronn sicher.
»Wenn Ihnen
noch etwas einfällt, rufen Sie bitte mich oder meine Dienststelle an. Das wäre sehr
freundlich.« Er legte eine Visitenkarte auf den Tisch. Hebenbronn war froh, dass
er das Foto des Mädchens wieder einsteckte. Dann verabschiedete er sich und ging.
Der Sänger schaute ihm lange nach.
facebook / florababy
17:00
bin wieder in salzburg.
von emina weiß ich immer noch nix genaues. man hat sie im wald gefunden. schrecklich.
die arme! hoffentlich hat sich kein kerl über sie her gemacht! die polizei hat auch
schon angerufen. will die blöden bullen jetzt nicht sehen! bin krank. habe migräne,
pocken, beulenpest! nehme schlafmittel! ab in die falle!!
flora
»Was erheitert Sie so, Herr Kommissar?«
Carlotta Veitsch streckte ihm die Hand hin.
Sie empfing
ihn in ihrer Garderobe im Mozarteum. Sie würde in zwei Stunden hier im Großen Saal
an einem Konzertabend mitwirken und zusammen mit anderen Interpreten einige Mozartarien
singen.
»Ich habe
gerade daran gedacht, wie Papageno in der Zauberflöte quasi das Fahndungsfoto überpüft,
als er Pamina findet.«
Jetzt lachte
sie auch. Es klang hell, jugendlich.
»Sie meinen
das Die Augen schwarz – richtig! Die Lippen rot – richtig!«
Dabei senkte
sie ihre Stimme und versuchte den Tonfall von Maximilian Glocker in der Rolle Papagenos
nachzumachen.
»Genau.
Nur heißt es im Original meines Wissens: Die Haare blond …«
Sie schaute
ihn erstaunt an. »Alle Achtung, Herr Kommissar, ein profunder Kenner der Zauberflöte
bis hin zu Details im Libretto.«
Sie griff
nach ihren Haaren und hielt ihm ihre Locken entgegen. »Bei uns muss es allerdings
heißen: Die Haare braun . Sonst passt Pamina nicht zum Fahndungsfoto, wie
Sie es so trefflich nennen.« Wieder ließ sie ihr glockenhelles Lachen hören.
Sie war
mit 27 Jahren längst eine voll erblühte Frau, doch er erkannte in ihr auch das unbekümmerte
Mädchen von einst. Dennoch musste die Scheidung der Eltern eine ziemliche Krise
ausgelöst haben. Sonst hätte sie wohl nicht versucht, durch zwei läppische Ladendiebstähle
die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Hilferufe nehmen manchmal die sonderbarsten
Formen an.
Sie bot
ihm einen Platz an. Er befragte sie nach ihrem Verhältnis zu Anabella Todorova,
nach etwaigen Vorkommnissen bei den gemeinsamen Proben. Doch sie konnte nichts beitragen,
was ihm weiter half. Dann bat er sie, sich noch einmal genau zu erinnern, wann genau
sie die zwei lauten Frauenstimmen in der Garderobe von Anabella Todorova mitbekommen
hatte.
»Gegen Anfang
der Pause oder eher gegen Ende?«
Sie dachte
angestrengt nach. »Wissen Sie, Herr Kommissar, sich daran genau zu erinnern, fällt
schwer. Wir hatten Premiere. Und nicht irgend eine, sondern die Zauberflöten-Premiere
bei den Salzburger Festspielen. Da ist man mit ganz anderen Dingen beschäftigt.
Da versucht man auch, alles Störende wegzublenden und sich nur auf seine Rolle und
die Auftritte zu konzentrieren.«
»Denken
Sie bitte dennoch in Ruhe darüber nach. Schließen Sie einfach die Augen. Versetzen
Sie sich an den vergangenen Samstagabend.«
Sie schloss
tatsächlich ihre Augen. Nach einer Weile sagte sie: » Ich glaube, es war eher gegen
Ende der Pause. Vielleicht auch schon nach der Pause. Ich blieb ja länger in der
Garderobe. Ich bin am Beginn des zweiten Aktes nicht im Einsatz. Da steht nur Sarastro
mit seinen Priestern auf der Bühne. Und später kommen Tamino und Papageno dazu.«
Merana wusste
Bescheid über die Auftritte in der Zauberflöte. Der zweite Akt könnte also schon
begonnen haben, als sie die streitenden Stimmen hörte. »Haben Sie diese junge Frau
schon einmal gesehen?« Er reichte ihr Eminas Foto.
Sie blickte
es lange an. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Sie schaut so traurig. Was ist
mit dem Mädchen?«
»Sie wurde
vergangene Nacht tot im Wald gefunden.«
Ihre Augen
weiteten sich voll Mitleid. »Schrecklich, armes Kind. Ein Unfall?«
»Nein, wir
gehen von einem Verbrechen aus.«
Sie blickte
ihn erschrocken an. »Hat das etwas mit Anabellas Tod zu tun?«
»Vielleicht.
Sie war auch bei der Zauberflötenpremiere am Samstag. Sie war während der Pause
mit einer jungen Dame hinter der Bühne bei Herrn Hebenbronn. Eine Sponsor-Initiative.«
»Ach ja,
von dieser Marketing-Aktion habe ich gehört.« Sie gab ihm das Bild zurück.
»Wie
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