Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
Ihrer Aussage doch etwas hinzufügen wollen.
Einen schönen Tag noch.«
Hinter dieser
ganzen Angelegenheit mit den Vorwürfen steckte sicher dieser Neuenberg. Der war
ja immer um die Todorova herumscharwenzelt wie ein verliebter Pfau. Leider verstand
er zu viel von alten Geigen. Für einen Augenblick war er drauf und dran, den Polizisten
aufzuhalten. Vielleicht sollte er doch zugeben, dass sie ihn nicht hatte sehen wollen.
Dass er dennoch kurz in ihrer Garderobe war. Aber das würde ihn noch tiefer in den
Schlamassel reinziehen. Wenn es ganz dick daher käme, könnte er ihnen immer noch
von dem Mädchen erzählen.
Die Kopfschmerzen waren den ganzen
Tag über stärker geworden. Er hätte sich wenigstens heute Vormittag diesen idiotischen
Empfang am Zauberflötenhäuschen ersparen können. Es hatte ohnehin nichts gebracht.
Außerdem war er unkonzentriert gewesen, hatte sich bei der Leporello-Arie einmal
versungen. Das war zum Glück nur den wenigsten aufgefallen. Diesem eingebildeten
Fatzke aus Schweden natürlich schon. Er hätte ihm am liebsten eine in die Fresse
geknallt, als er während des Fehlers mitbekam, wie dieser Möchtegerntenor hämisch
grinste. Dann hatte auch noch dieser aufdringliche Polizeichef ihn ununterbrochen
vollgequatscht. Wenn er daran dachte, dass dieser Mann morgen auch bei der nachgeholten
Premierenfeier sein würde, wie er ankündigt hatte, wurde ihm jetzt schon übel. Vielleicht
sollte er sich dort gar nicht blicken lassen. Aber das wäre auch auffällig. Und
jetzt tauchte gleich der nächste Polizist auf. Er war gespannt, mit welchen Fragen
der ihm kommen würde. Er deutete dem Kellner. »Einen doppelten Espresso, bitte«.
»Kommt sofort,
Herr Kammersänger.«
Er hatte
sich ins Innere des Café Bazar gesetzt. Die Terrasse war voll. Vielleicht war es
ohnehin besser so, es sah nach Regen aus. Gegen Mittag hatten sich vom Westen her
graue Wolken über die Stadt geschoben.
»Guten Tag,
Herr Hebenbronn. Mein Name ist Martin Merana. Schön, dass Sie es einrichten konnten,
mir kurz Auskunft zu geben.«
Der Mann
machte keinen unsympathischen Eindruck. Groß, sportliche Figur, dunkle Haare. Seine
Augen waren wachsam. Und es lag ein Hauch von Melancholie in ihnen.
»Möchten
Sie auch einen Espresso, Herr Kommissar?«
»Gerne.«
Er gab dem
Kellner ein Zeichen. »Was kann ich für Sie tun?«
»Sie können
mir als Erstes erzählen, was Sie von Anabella Todorovas Tod mitbekommen haben?«
»Da werde
ich Ihnen leider wenig helfen können. Ich bin nach meinem ersten Auftritt im zweiten
Akt hinter der Bühne geblieben, weil ich ja bald nach der Rache-Arie wieder dran
war. Ich habe Anabella auch nicht gesehen, da sie ja von der Unterbühne auf der
Säule nach oben kam.«
»Haben Sie
Frau Todorova während der Pause getroffen? Ist Ihnen sonst irgend etwas Ungewöhnliches
aufgefallen?«
»Leider
nein, Herr Kommissar. Ich war während der Pause die meiste Zeit in meiner Garderobe.
Ich hatte ein Meet-and-Greet mit einer jungen Dame. Die hatte einen Wettbewerb dieser
Modefirma gewonnen, die zu den Festspielsponsoren gehört.«
»Haben Sie
diese junge Frau schon einmal gesehen, Herr Hebenbronn?«
Der Kellner
stellte die Getränke auf den Tisch, direkt neben das Foto, das der Polizist hingelegt
hatte. Er starrte lange auf das Gesicht. Das Bild musste aus einem Reisepass kopiert
sein. Ihm wurde unbehaglich. Er hatte das Gefühl, die Augen auf dem Foto blickten
genau ihn an.
»Ich glaube
mich zu erinnern, Herr Kommissar. War die Frau nicht bei eben dieser Mode-Gruppe,
die zu mir in die Garderobe kam?«
»Ja. Sie
war die Betreuerin des Mädchens.«
»Genau,
ich kann mich wieder erinnern. Allerdings hat sie sich sehr im Hintergrund gehalten,
während die anderen Damen mich ziemlich in Beschlag nahmen. Die Fotografin machte
ununterbrochen Aufnahmen. Zuerst von mir und der jungen Dame, dann von mir und der
Marketing-Chefin. Dann nahm sie uns alle drei auf. Wenn ich ehrlich bin, war das
ganze ziemlich enervierend. Aber was tut man nicht alles für die Sponsoren der Salzburger
Festspiele?«
»Wissen
Sie, ob die Gewinnerin noch weitere ähnliche Termine hatte, mit den anderen Künstlern
aus der Zauberflöte?«
»Das entzieht
sich leider meiner Kenntnis. Ich weiß nur, dass mit Anabella ein Treffen vereinbart
war. Das sollte nach der Vorstellung passieren. Dazu ist es dann ja leider nicht
mehr gekommen.«
Der Polizist
ihm gegenüber dachte kurz nach. Offenbar maß er diesem Umstand irgendeine
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