Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
entsprechende Notiz.
»Bleibt
noch der Argentinier Miguel Carlos, der den Monostatos singt. Niente, Herr Kommissar.
Nicht einmal Weibergeschichten. Und das ist bei einem Latino-Tenor sehr auffällig.
So das wäre es. Höre ich da etwa Jubel und großen Szenenapplaus für die famose Jutta?«
Merana lachte.
»Nein. Ich habe mich nur ehrfurchtsvoll verbeugt. Aber du hast einiges bei mir gut.
Bleib bitte dran und melde dich, wenn dir etwas Neues unterkommt.«
Der Kommissar
blickte auf seine Liste. Sie hatten sich heute zu Mittag die Befragung der Zauberflötenstars
aufgeteilt. Er hatte Pamina und Sarastro übernommen, Carlotta Veitsch und Ferdinand
Hebenbronn. Die einzigen zwei, die in ihrem Vorleben etwas ausgefressen hatten,
wie sich jetzt herausstellte.
Mittwoch, 29. Juli, 16.30 Uhr
Waldemar Bernhold hatte einen Augenblick
daran gedacht, zu verweigern. Warum ließ ihn die Polizei nicht in Ruhe? Dann hatte
er in Erwägung gezogen, vielleicht seinen Anwalt beizuziehen. Aber da hätte er gleich
ein Schuldgeständnis unterschreiben können. Nein, er würde sich der weiteren Vernehmung
alleine stellen und entsprechend vorsichtig sein. Also hatte er zugesagt. Die Cafeteria
des Hotels als Treffpunkt war sein Vorschlag gewesen. Das wirkte öffentlicher als
hinter der verschlossenen Tür seines Zimmer. Das hatte mehr den Charakter eines
ungezwungenen Treffens mit einem Bekannten. Er war erstaunt, dass sie ihn dieses
Mal nicht zu zweit aufsuchten. Gut so. Mit einem würde er auch besser fertig werden.
Dem Kerl mit dem komischen kleinen Lederbüchlein fühlte er sich auch eher gewachsen
als dem anderen. Der Großgewachsene hatte bei ihrem letzten Beisammensein zwar wenig
gesagt, aber ihn immer genau fixiert. Er hatte sich dabei unbehaglich gefühlt.
»Guten Tag!«
Was hatte der Mann noch einmal für einen Dienstgrad? Abteilungsinspektor? Das war
sicher weniger als ein Kommissar. Er kannte sich mit der Rangordnung bei der Polizei
nicht aus. Sollte er dem Typ einen Kaffee anbieten?
Würde sich
vielleicht nicht schlecht machen.
»Möchten
Sie etwas trinken? Einen Espresso vielleicht?«
Der korpulente
Mann, der ein Sakko trug, das ihm offenbar eine Nummer zu klein war, verneinte.
»Wir wollen
lieber gleich zur Sache kommen, Herr Bernhold.« Das war ihm auch lieber. Dann hatte
er es hinter sich.
»Haben Sie
den Angaben unseres letzten Gespräches etwas hinzuzufügen?«
Was sollte
diese Frage? »Nein, ich wüsste auch nicht was.«
Der Blick
des beleibten Polizisten fixierte ihn. »Na, zum Beispiel, dass sie mit Frau Todorova
doch über Ihr 30-Millionen-Geschäft geredet haben?« Bernhold spürte, wie seine Hände
zu schwitzen anfingen. Worauf wollte der Kerl hinaus?
»Nein, ich
wiederhole gerne noch einmal, dass ich nur etwa zwei bis drei Minuten bei Anabella
Todorova war, um ihr alles Gute für den Rest der Vorstellung zu wünschen, und dann
wieder ging.« Auch heute malte der komische Typ dauernd irgendwelche Zeichen in
sein Buch und vermittelte den Eindruck, als höre er gar nicht zu.
»Wenn ich
Ihnen erstens sage, dass Sie länger im Garderobenbereich hinter der Bühne waren
als zwei bis drei Minuten …« Bernhold
horchte auf. Das konnte der Kerl nicht wissen. Der bluffte doch. »Haben Sie Zeugen
dafür?«
»Nein, noch
nicht. Aber die werden wir finden.« Netter Versuch, Herr Abteilungsinspektor. Aber
das ging daneben.
»Und zweitens
hege ich starke Zweifel, dass Anabella Todorova mit Ihnen nicht über den Kauf der
Instrumente sprach, falls die Sängerin sie überhaupt empfangen hat …«
»Warum sollte
sie das nicht tun?«
»Weil Sie
die gute Frau um 20 Millionen Euro betrogen haben. Und sie längst dabei war, Ihnen
auf die Schliche zu kommen.«
Das Lächeln
im breiten Gesicht des Polizisten wirkte so harmlos, als verkaufe er hier Luftballons.
Aber der Geigenhändler spürte, wie ihm plötzlich übel wurde.
»Das ist
eine Verleumdung!« Er startete einen Angriff, beugte sich nach vor, um seinen Worten
mehr Gewicht zu geben. »Wenn Sie das noch einmal behaupten, verklage ich Sie wegen
Rufschädigung!« Der Mann grinste ihn immer noch an.
Doch tief
hinten in den Augen seines Gegenübers entdeckte Bernhold plötzlich eine Wachsamkeit,
als säße er einem sprungbereiten Wolf gegenüber.
»Dies zu
tun, steht Ihnen frei, Herr Bernhold. Um den Betrug werden sich andere kümmern.
Uns interessieren nur die Umstände, die zum Tod von Frau Todorova führten. Sie wissen,
wo Sie mich erreichen können, falls Sie
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