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Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Titel: Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Baumann
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alt
war sie?«
    »22.«
    »Schrecklich.
Zu jung, um gewaltsam im Wald zu sterben.«
    Er verließ
das Mozarteum. Es begann zu dämmern. Die schwarze Wolkendecke am Himmel ließ es
früher finster werden, als es sonst an einem Sommertag im Juli üblich ist. Er dachte
über die beiden Gespräche nach. Die sensible Aufmerksamkeit der jungen Sängerin
hatte ihn beeindruckt. Schade, dass sie am Samstag aufgrund der tragischen Umstände
nicht mehr ihre Arie im zweiten Akt singen konnte. Er hätte sie gerne gehört. Er
musste schmunzeln, als ihm einfiel, dass diese zierliche Person einen Regisseur
geohrfeigt haben sollte. Sie sich dabei vorzustellen, fiel ihm nicht schwer. Immerhin
hatte er selbst erlebt, mit welcher Energie sie die Königstochter Pamina auf die
Bühne gebracht hatte. Mit Ferdinand Hebenbronn hätte er wohl mehr über dessen Beziehung
zu Anabella Todorova reden können. Schließlich kannte der Sänger sie ja seit der
gemeinsamen Studienzeit. Möglicherweise hatte ihr Tod ja auch mit einem früheren
Ereignis zu tun. Vielleicht lag der Schlüssel zu dem Ganzen in der Vergangenheit
der Sängerin. Er würde bei der nächsten Team-Besprechung diesen Gedanken noch einmal
betonen. Sein Handy vibrierte. Es war Carola.
    »Hallo,
Martin. Ich habe eine Kollegin von Emina Saric zur Vernehmung herbestellt. Sie kommt
direkt aus München. In einer Stunde ist sie da.«
    »Danke,
Carola. Ich bin auf dem Weg.«
     
    Die Augen der jungen Frau waren
gerötet. Immer wieder griff sie zu einem Papiertaschentuch, um sich die Tränen abzuwischen.
Sie versuchte dennoch, sich zu fassen, um die Fragen des Kommissars und der Chefinspektorin
zu beantworten.
    Ihr Name
war Kerstin Schwarzer. Sie war genau so lange wie Emina bei der Modefirma MAS. Die
beiden hatten einander in der PR-Abteilung kennen gelernt. Auch sie hatte einen
Schützling bei den Salzburger Festspielen zu betreuen, Chiara Rivella, eine junge
Italienerin.
    »Eigentlich
hätte ja ursprünglich ich mich um die deutsche Gewinnerin kümmern sollen und Emina
um das Mädchen aus Italien, weil sie besser Italienisch spricht als ich. Aber Emina
hat mich gebeten, ob wir nicht tauschen könnten.«
    Die beiden
Ermittler horchten auf. »Hat sie einen Grund dafür genannt?«
    Die Marketing-Mitarbeiterin
dachte nach. »Nicht so richtig, wenn ich mich recht entsinne. Ich glaube, sie sagte,
Aida wäre nicht so ihr Ding. Die Zauberflöte gefalle ihr besser. Mir war es im Grunde
Jacke wie Hose. Ich kann mit Opern generell nicht so viel anfangen. Und der Firma
war es egal. Hauptsache, wir machten unseren Job gut.«
    »Hat Emina
ihren Job gut gemacht?« Merana, der bisher nur zugehört hatte, holte sich einen
Stuhl und setzte sich zu Carola und der jungen Frau an den Tisch.
    Sie hatten
ihr aus der Kantine einen Latte macchiato bringen lassen, doch sie hatte ihn bis
jetzt nicht angerührt.
    »Ja, Emina
war sehr korrekt. Sie vergaß keine Termine, dachte immer zwei Schritte voraus. Und
wenn sie einmal etwas sagte, konnte sie sich gut ausdrücken. Besser als ich.« Sie
schaute etwas verloren in den Raum.
    »Hat sie
viel geredet?«
    »Nein.«
Kerstin Schwarzer griff nach dem nächsten Taschentuch. »Sie war sehr verschlossen.
Sie hat auch kaum gelacht. Ganz anders als ich.« Die letzten Worte brachte sie kaum
mehr heraus. Ein Weinkrampf schüttelte sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass
sie da tot ganz alleine im Wald gelegen hat, während ich in München bei meinen Eltern
war.« Das Weinen wurde heftiger. »Die Firma hat uns drei Tage frei gegeben. Ich
hätte dableiben sollen. Dann wäre das vielleicht nicht passiert!« Ihre Stimme brach.
Das heftige Beben ihrer Schultern erfasste den ganzen Körper. Carola nahm sie behutsam
in den Arm und drückte sie an sich. Die junge Frau vergrub das Gesicht in der Halsbeuge
der Chefinspektorin. Nach einer Weile beruhigte sie sich wieder.
    »Hatte Emina
keine Familie, zu der sie fahren konnte?«, fragte Merana mit ruhiger Stimme. Sie
schnäuzte sich laut ins Taschentuch.
    »Ich glaube
nicht. Sie hat nicht viel über Privates geredet. Ihre Mutter ist vor zwei Jahren
gestorben. Das hat sie mir einmal erzählt. Es muss sie sehr mitgenommen haben. Die
Mutter war schwer krank, ist elendiglich krepiert.«
    »Krebs?«
    »Nein, ich
glaube da war was mit Tabletten. Sie war süchtig. Hat sich mit irgendeinem Hass
herumgequält. Da hat Emina einmal eine Andeutung gemacht.«
    »Hat sie
über ihre Großeltern geredet? Über ihren Vater? Gab es Freunde?« Wieder

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