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Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Titel: Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Baumann
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Zimmer. Aus der halb geöffneten
Schublade einer kleinen Kommode hingen BHs und zwei Gürtel. Er dirigierte das Mädchen
zwischen Jeans und Stöckelschuhen hindurch zum Bett. Dort drückte er Flora sanft
auf die Matratze. Er schob die Vorhänge zur Seite und riss die Balkontüre auf. Sonnenlicht
flutete in den Raum. Frische Luft strömte herein. Sie hielt sich eine Hand vor die
Augen.
    »Mir ist
kalt.«
    »Dann ziehen
Sie endlich Ihren Bademantel an.«
    Sie gehorchte
widerwillig. Er fegte drei mit Kleidern gefüllte Plastiksäcke, auf denen das Logo
von Moda Sabarella prangte, vom Stuhl und setzt sich.
    »Was erlauben
Sie sich eigentlich?« Allmählich erwachten ihre Lebensgeister. »Stürmen da in mein
Zimmer, schmeißen mit meinen Sachen herum, reißen meine Balkontüre auf! Dürfen Sie
das überhaupt?«
    »Ich darf
noch viel mehr!«
    »Mir ist
nicht gut. Ich habe schlecht geschlafen. Ich stehe unter Schock. Was da mit Emina
passiert ist, liegt mir im Magen. Lassen sie mich in Ruhe. Hauen Sie ab!« Sie schniefte
heftig. Dann wühlte sie in den ausgebeulten Taschen ihres Bademantels. Er reichte
ihr ein Papiertaschentuch. Sie putzte sich geräuschvoll die Nase. Vielleicht hätte
er sie doch etwas sanfter anfassen sollen. Im Grunde konnte sie ja nichts dafür.
Sie hatte sich beim letzten Mal einfach aufgeführt, wie es ihrem Naturell entsprach.
Aber als er vorhin die Hotelhalle betreten hatte, war ihm wieder schmerzlich eingefallen,
wie sich Flora Stullermann bei ihrer Begegnung am Sonntag zum unpassendsten Zeitpunkt
in Szene gesetzt hatte, um Emina ins Wort zu fallen. Da hatte ihn der Groll gepackt.
Im Grunde macht er das Mädchen für etwas verantwortlich, das er nicht geschafft
hatte. Die junge Bosnierin zum Reden zu bringen.
    »Ich halte
Sie nicht lange auf. Dann können Sie sich wieder hinlegen.«
    »Was wollen
Sie denn von mir? Ich war nicht einmal da, als Emina das zugestoßen ist.« Sie ließ
den Kopf hängen, griff mechanisch nach den BHs und den Gürteln, stopfte sie zurück
in die Lade und drückte diese zu. Die Lade ließ sich nicht ganz schließen. Ein Gürtel
klemmte. Sie versuchte es noch einmal, hämmerte wie wild mit der Hand gegen die
Kunststoffverkleidung. Merana erhob sich, drückte das tobende Mädchen sanft zurück
aufs Bett. Dann öffnete er die Lade ein Stück und ordnete die Wäsche. Somit ließ
sie sich wieder schließen. Die Gewinnerin des Zauberflöten-Wettbewerbs machte den
Eindruck eines Häuflein Elends. Sie kauerte mit angezogenen Beinen auf dem Bett.
Plötzlich tat ihm das Mädchen leid.
    »Flora,
versuchen Sie sich bitte zu erinnern. Ist Ihnen im Zusammenhang mit Emina oder der
Zauberflötenpremiere etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Sie löste
ihre Hände von den Knien, presste trotzig die Fäuste vor ihre Augen. »Ich weiß nichts.
Gehen Sie.«
    »Flora,
ich habe keine Zeit für Ihre Spielchen. Eine Sängerin stirbt auf der Bühne. Kurz
darauf wird Ihre Freundin Emina ermordet. Ich will, dass Sie sich endlich bemühen,
meine Fragen zu beantworten!«
    »Sie war
nicht meine Freundin!«
    »Was?«
    »So eine
stinkfade Nudel würde niemals meine Freundin sein.« Plötzlich fiel ihr ein, dass
sie von einem Menschen sprach, der tot war. Sie setzte sich auf. »Das hätte ich
jetzt nicht sagen sollen.« Sie zog wieder die Knie an. »Aber ich bin mit ihr nicht
gut zurechtgekommen. Ich hätte lieber Kerstin als Betreuerin gehabt.«
    Merana ging
darauf nicht ein. »Bitte erinnern Sie sich noch einmal an die Zauberflötenpremiere.
Sie waren in der Pause hinter der Bühne, zusammen mit den Damen von der Modefirma.
Ist Ihnen zu dem, was Sie uns das letzte Mal erzählten, noch etwas eingefallen?«
Sie bemühte sich, er sah es ihr an. Doch nach einiger Zeit schüttelte sie den Kopf.
    »Haben Sie
bei diesem Besuch auch Anabella Todorova gesehen?«
    Ihr Gesicht
hellte sich auf. »Ja, wir sind ihr auf dem Weg zur Garderobe von Herrn Hebenbronn
begegnet. Sie kam uns entgegen. Ich habe ihr noch zugerufen, dass ich mich auf das
Treffen nach der Vorstellung freue.«
    »Wo war
Emina?«
    »Sie ging
als Letzte von uns vier.«
    »Könnte
sie sich umgedreht haben und Frau Todorova gefolgt sein?«
    »Nein, sie
ist mit uns gemeinsam in der Sarastro-Garderobe angekommen.«
    »Wie war
es auf dem Rückweg? War da Emina auch immer bei Ihnen?«
    Sie dachte
angestrengt nach. »Wir sind gemeinsam aus dem Garderobenbereich weggegangen. Da
war ja nicht viel los auf den Gängen. Doch je näher wir zur Hinterbühne und

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