Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
zum
Publikumssaal kamen, desto dichter wurde es. Es kann sein, dass sie ein wenig später
als wir im Pausenfoyer ankam. Aber wenn, dann höchstens zwei bis drei Minuten.«
Sie war
erschöpft, sie brauchte eine kurze Pause. Er ging ins Badezimmer und brachte ihr
ein Glas Wasser. »Was war am Sonntag, Flora? Sie trafen sich mit Emina zur Aida-Probe.
Dann haben meine Kollegin und ich mit Ihnen geredet. Was war nachher?«
»Wir sind
zurück ins Hotel. Ich habe meine Sachen gepackt, ich musste ja zum Flughafen. Das
Hoteltaxi hat mich hingebracht.«
»Hat Emina
Sie zum Flughafen begleitet?«
»Nein. Sie
ist hier geblieben.«
»Ist Ihnen
irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen. Hat Sie etwas gesagt?«
Sie dachte
wieder nach.
»Ja, etwas
war komisch. Als ich gegen 17 Uhr zu ihr ins Zimmer kam, um mich zu verabschieden,
lag sie auf ihrem Bett. Sie hatte den Laptop eingeschaltet und spielte sich immer
wieder ein und dieselbe Musikstelle vor.«
»Welche?«
»Eine Frauenstimme
sang Die Wahrheit. Die Wahrheit. Immer das gleiche. Die Wahrheit.
Die Wahrheit. Ich glaube, das war aus der Zauberflöte.«
»Sie hatte
einen Laptop mit?« Er rief sich den Bericht der Spurensicherung in Erinnerung, den
er gestern Abend noch gelesen hatte. Brunners Leute hatten Eminas Hotelzimmer untersucht.
Von einem Laptop war nichts im Bericht gestanden.
»Wo könnte
der Laptop sein?«
»Keine Ahnung,
vielleicht in ihrem Auto.«
»Sie war
mit dem Auto hier?« Er war erneut verblüfft. »Hat sie nicht das Flugzeug genommen?«
»Nein, sie
ist mit ihrem VW Golf von Bielefeld nach München gekommen, hat mich vom Flughafen
abgeholt, und dann sind wir zusammen hierher nach Salzburg gefahren.«
Autoschlüssel
waren im Zimmer der jungen Bosnierin auch nicht gefunden worden. Keine Erwähnung
im Bericht. In der Handtasche, die sie bei der Leiche gefunden hatten, waren auch
keine.
»Haben Sie
Emina gefragt, warum sie sich dauernd diese Stelle anhörte?«
»Nein. Sie
hat mich kaum beachtet.«
»Fällt Ihnen
sonst noch etwas ein?«
Sie nahm
die Arme von den Knien und stellte die Beine auf den Boden. »Nein.«
Er bedankte
sich und ging zur Türe.
»Hey!«
Sie rief
ihn zurück.
»Sie haben
doch sicher so Leute von der Spurensicherung, wie im Fernsehen.«
»Ja.«
»Könnten
Sie nicht ein paar herschicken, die mir helfen, mein Zimmer aufzuräumen?«
Das Kleinmädchengrinsen
in ihrem Gesicht stand ihr besser als der arrogante Blick, hinter dem sie sich bei
ihrer ersten Begegnung verschanzt hatte.
»Ich werde
sehen, was sich machen lässt.«
Sie warf
ihm eine Kusshand zu.
»Welchen
Wettbewerb haben Sie eigentlich gewonnen?«
»Den Zauberflöten-Wettbewerb
von Moda Sabarella. Man musste ein Fantasie-Kostüm für Pamina entwerfen.«
»Sind Sie
so eine geschickte Mode-Designerin?«
»Weiß ich
nicht. Es war mein erster Entwurf. Ich war einmal mit meinen Eltern auf den Azoren.
Dort haben mich die Glockenblumen begeistert. Daran habe ich mich erinnert. Ich
habe einfach die Blüte der azorina vidalii , der Azoren-Glockenblume, als
Vorlage für Paminas Kleid genommen. Und das hat offenbar überzeugt.«
»Respekt,
junge Dame.«
Sie strahlte
ihn an. »Ja, manchmal hat Florababy eben auch ihre hellen Momente.«
An der Rezeption fragte er den Portier,
ob er wisse, wo der Wagen von Emina Saric sein könnte. »Wahrscheinlich in der Tiefgarage.
Moment, ich komme mit Ihnen.« In der Garage stand tatsächlich ein VW Golf. Er hatte
allerdings kein Bielefelder Kennzeichen. Und er gehörte auch nicht Emina Saric.
Sondern der Enkeltochter der Hotelchefin. Keine Spur vom Auto der Ermordeten.
Donnerstag, 30. Juli, 11.00 Uhr
Gleich nach seiner Ankunft im Präsidium
gab Merana Anweisung, das Kennzeichen des Autos der Ermordeten zu eruieren und nach
dem VW Golf fahnden zu lassen.
Dann rief
er Gudrun Taubner an und informierte die Staatsanwältin über die letzten Ermittlungsergebnisse.
›Aktengleichstand herstellen‹ heißt das im Juristendeutsch der Strafprozessordnung.
Um Punkt elf Uhr eröffnete er die Team-Sitzung.
»Was ist
mit dem Handy der Toten, das wir in der Handtasche gefunden haben?«
Thomas Brunner
schaute auf den Bildschirm seines kleinen Notebooks.
»Es war
ausgeschaltet. Und das schon seit Sonntag früh. Sonst hätten wir anhand der Peilung
ein Bewegungsprofil erstellen können. Das Bewegungsprofil der vorangegangenen Tage
findet ihr in den Unterlagen.«
»Das heißt,
sie hat am Sonntag niemanden angerufen?«
»Nein,
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