Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
mit einem leisen Gurgeln
zu zerplatzen. Der einen Luftblase folgte bald eine zweite, und dieser gleich darauf
eine dritte. Immer mehr Luftblasen stiegen auf. Die dadurch entstandenen Wellen
an der Wasseroberfläche formten sich allmählich zu einem Muster. Mein Gott!, entfuhr
es ihm laut. Wenn hinter all den rätselhaften Ereignissen tatsächlich diese Struktur
steckte, wie sollte er das jemals beweisen? Er war noch so überwältigt von der Erkenntnis,
dass er unfähig war aufzustehen. Doch das Wellenmuster seiner Beobachtungen beantwortete
sogar die Frage, warum der VW Golf auf einem Park-and-ride-Parkplatz in Wels stand,
100 Kilometer von Salzburg entfernt. Wie sollte er jemals diese Zusammenhänge aus
der Tiefe an die Oberfläche bringen, damit sie allen klar wurden? Er erkannte das
plausible Muster, aber es nachzuzeichnen, war eine andere Sache. Plötzlich war ihm
klar, welche Maßnahme der erste Schritt sein musste. Er sah auf die Uhr. Ein Schreck
durchfuhr ihn. Frauen mit Besen und Reinigungswagen tauchten in seiner Vorstellung
auf. Die Putzkolonne! Es war bereits zehn nach sechs. Damit war er wohl zu
spät dran! Er startete dennoch los, wie vom giftigen Rotfeuerfisch gestochen.
facebook / florababy
19:00 Uhr
hallo carola! danke
für deinen lieben gruß. hey, finde ich krass, dass du an mich gedacht hast. muss
morgen früh raus, kerstin bringt mich zum flughafen nach münchen. ich weiß ja nicht,
wer sich um eminas verabschiedung kümmert. ob das moda sabarella macht. oder ihre
familie, falls sie eine hat. gibst du mir bescheid, wenn du etwas weißt? denke,
ich möchte da dabei sein. grüß den kommissar von mir. vielleicht will er doch meine
freundschaftseinladung annehmen. finde, du hast es nicht schlecht erwischt mit deinem
chef.
biba, tschüssi,
flora
Richard Zeller, der Vorstand der
Gerichtsmedizin, staunte nicht schlecht, als er sein Büro abschließen wollte, und
auf einmal der Leiter der Kriminalabteilung hinter ihm stand.
»Martin?
Was verschafft mir die Ehre, dass der Chefermittler sich höchstpersönlich in mein
bescheidenes Reich bemüht? Hast du beschlossen, dein Handy für die Wohlfahrt zu
spenden und Wichtiges nur mehr durch persönliches Erscheinen zu erledigen? Wegen
Unwichtigem wirst du ja nicht gekommen sein?«
Er öffnete
die Tür zu seinem Zimmer und ließ Merana eintreten. »Nimm bitte Platz«.
Merana griff
sich den Besucherstuhl, legte dem Arzt einen Plastikbeutel auf den Schreibtisch
und dazu ein handgeschriebenes Blatt Papier.
»Was ist
das?«
»Ich möchte
dich bitten, Richard, etwas für mich zu überprüfen. Ich habe es dir hier aufgeschrieben.«
Der Gerichtsmediziner warf einen Blick auf die Seite. Dann zog er leicht erstaunt
die Augenbrauen hoch. Er deutete auf den Beutelinhalt. »Wo hast du das her?«
»Ich habe
mit einer Putzfrau darum gekämpft!«
»Und natürlich
gibt es keine dienstweggerechte Anweisung der Staatsanwaltschaft, sondern nur diese
Schönschreibübung eines mir nicht unbekannten Kommissars.«
Merana schmunzelte.
Er schätzte die pointierte Ausdrucksweise des Arztes. Er bestätigte die Aussage
durch ein Nicken.
»Warum rufst
du nicht die Taubner an? Die ist doch wie Wachs vor dem Zentralgestirn deines Charmes.
Die kriegst du schon ’rum, dass sie diese Untersuchung absegnet.«
Wieder musste
der Kommissar schmunzeln.
»Wenn ich
recht habe, dann kann sie es im Nachhinein immer noch bestätigen und kriegt genug
an Scheinwerferlicht ab. Wenn ich mich irre, dann vergessen wir einfach das Ganze.«
Der Gerichtsmediziner
griff nach dem Beutel. »Zufällig habe ich eine neue Molekularbiologin im Team, die
lechzt nach Arbeit. Sie wird sich mit Feuereifer der Sache annehmen.«
»Wie lange
wird das dauern?«
»Wenn die
junge Kollegin nur annähernd so gut ist, wie ich sie einschätze, schafft sie das
in 24 bis 26 Stunden.«
Er stand
auf. »Noch etwas?«
»Nein, Richard.
Ich danke dir.«
»Dann kann
ich ja endlich nach Hause. Meine Enkelin wartet schon sehnsüchtig. Ich habe ihr
versprochen, mit ihr noch eine DVD anzuschauen. Irgendetwas mit einem Pandabären,
der nicht mehr Wok-Gerichte kochen will, sondern zum furchtlosen Kämpfer wird, oder
so ähnlich.«
Merana musste
lachen. Der Esel mit den Melonen fiel ihm ein. Er war gespannt, ob er selbst ein
Stück des Berges schaffte oder ob ihm die Affen bereits in der Ebene in die Quere
kamen.
Die nächsten 24 Stunden waren für
Martin Merana eine Qual. Die Ungewissheit, ob er mit seiner
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