Zauberhaft verliebt: Roman (German Edition)
findet Sie bestimmt zum Anbeißen«, sagte die Friseurin mit rauchiger Stimme. »Wahrscheinlich lässt sie Sie ausziehen und waschen und in ihr Zelt schleppen.«
Poll fasste die Bemerkung wörtlich auf und machte ein entsetztes Gesicht.
Ein noch viel entsetzteres Gesicht machte sie jedoch, als sie in den Spiegel sah und ihr Ebenbild mit sehr blauem Lidschatten und sehr roten Lippen und ihrem zu einer Art Pagenkopf geglätteten Wuschelhaar erblickte.
»Das bin ich nicht!«, hatte sie in den Spiegel gerufen. »Ich sehe ja aus wie meine Mutter! Hört mal, ich beschwere mich nur ungern, und ich weiß, ihr macht eure Sache gut, aber bitte lasst meine Haare ein bisschen unordentlicher aussehen, und kann ich mir bitte, bitte, Mund und Augen abwischen?!«
»Auf keinen Fall!«, hatte das Make-up-Girl amüsiert erklärt. »Jedenfalls weder den Lippenstift noch den Lidschatten. Sie haben schöne Augen. Der blaue Lidschatten bringt sie auf dem Bildschirm zum Leuchten. Und durch den roten Lippenstift kommt Ihr Mund mehr zur Geltung. Es muss alles übertrieben betont werden, verstehen Sie?«
Die Friseurin nickte. »Die Augen und Lippen bleiben so, aber wenn Sie Ihre Haare ein bisschen mehr zerzaust haben wollen …?«
»Zerzaust!« Poll hatte eifrig genickt. »Ja, zerzaust klingt gut.«
Und so war der Pagenkopf verstrubbelt und mit Haarspray in eine etwas wuscheligere Frisur verwandelt worden, bis schließlich sowohl Poll wie auch die Friseurin zufrieden waren.
Ella hatte es merkwürdig gefunden, wieder Make-up zu tragen, nachdem sie wochenlang als ungeschminktes Landmädchen herumgelaufen war. Wie ungewohnt sie aussah, mit dick schwarz umrandeten und schattierten Augen und glattem, glänzendem Haar. Es war, als wäre die Stadt-Ella wieder da – und sie gefiel ihr nicht sonderlich.
»Na bitte!« Die Mädels waren endlich fertig und traten zurück, um ihre Handwerkskunst zu bewundern. »Hervorragend. Wir stehen bereit, um Sie alle vor der Sendung so weit als nötig aufzufrischen, und sind während der Übertragung außer Schussweite im Hintergrund, aber ihr seid der bestaussehende Haufen, den wir seit … ach, seit Ewigkeiten hatten. Ihr werdet auf dem Bildschirm alle ganz großartig rüberkommen.«
»Auf dem Bildschirm«, echote Poll, als die Wirklichkeit sie mit Wucht wieder einholte. »Ach du liebe Güte … Entschuldigt bitte, ich muss ins Bad. Ich glaube, mir wird übel.«
Und dann, während die Crew unermüdlich weiter in der Küche werkelte und kontrollierte und nochmals prüfte, und während die Sonne am Mittsommerhimmel immer höher stieg und immer heißer brannte, trafen die Dewberrys ein.
In einer über die Hideaway Lane schnurrenden Wagenkolonne.
Und sie kamen nicht allein.
»Oh Gott!« Ella spähte aus ihrem Schlafzimmerfenster. »Da draußen sind einfach alle von überall her!«
Sie lachte leise. Natürlich ließen sich die Bewohner von Hazy Hassocks und den umliegenden Dörfern so etwas nie im Leben entgehen. Zu Hunderten strömten sie herbei, und erpicht darauf, am größten Tag, den die Region je erlebt hatte, teilzuhaben, kampierten sie entlang der Hideaway Lane mit Picknickdecken, Klappstühlen, Sonnenschirmen und Kameras.
»Ella!« Polls Stimme waberte nervös die Treppe herauf. »Ella, ich glaube, sie sind da, und ich kann ihnen nicht ganz allein gegenübertreten!«
»Komme gleich!« Ella überprüfte im Spiegel noch einmal ihr Make-up und ihr Haar, atmete ein paarmal tief durch und rannte die Treppe hinunter.
Ash und Billy standen beide sehr blass in der Diele. Polls Hände bebten, und sie sah zutiefst verängstigt aus. »Ich weiß, dass sie da sind, weil ich vom Fenster aus die Autos gesehen habe … Soll ich hinausgehen und sie willkommen heißen, oder soll ich warten, bis sie klopfen?«
»Ich würde abwarten«, sagte Ella, die auch nicht viel Ahnung von den Umgangsformen bei der Begrüßung prominenter Superstars hatte. »Sie haben ja offenbar in allem ihre ganz eigene Art.«
Die Türklingel ertönte.
Poll taumelte vorwärts, und nach einigen vergeblichen Anläufen gelang es ihr, die Tür aufzuziehen.
Mit einer Horde Lakaien im Rücken standen Gabby und Tom Dewberry auf der Türschwelle.
Ella war ziemlich flau im Magen. Es war alles absolut unwirklich.
Gabby, von Kopf bis Fuß wie aus dem Ei gepellt, mit Schmollmund und den zu ihrem Markenzeichen gewordenen goldenen Locken, wirkte in ihrem exquisit geschneiderten cremefarbenen Leinenkostüm trotz der glühenden Hitze unterkühlt und
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