Zauberhaft verliebt: Roman (German Edition)
Katzen und Hühner allesamt unter den herabhängenden Zweigen der in voller Blüte stehenden Fliederbüsche Zuflucht vor der Hitze gefunden hatten.
Die Überreste von Georges Mittagessen standen noch auf dem Tisch, und Ella wedelte mit der Hand den Schwarm zudringlicher Wespen und Bienen weg.
George blickte auf und winkte ihr zu, wobei er irgendeine unverständliche und weitschweifige Begrüßung rief. Ella winkte zurück.
Sie sank auf die überdachte Schaukel und schwang sanft vor und zurück, während sie hochbeglückt George beim Spielen zusah. Ach, wenn doch Mark nur hier wäre und das miterleben könnte! Wenn er diesen Ort sehen und George kennenlernen würde, würde er doch sicher verstehen, dass dies wirklich die Erfüllung ihrer Träume war. Schon immer hatte Ella Kinder geliebt und sich, so weit sie zurückdenken konnte, gewünscht, als Kindermädchen zu arbeiten, war jedoch von ihren Lehrern und Eltern dazu überredet worden, Betriebswirtschaft zu studieren und sich »einen ordentlichen Beruf« zu suchen. So hatte sie sich widerstrebend gefügt, bis ihr wahrer Wunsch einfach nicht mehr zu unterdrücken war. Und nun, dachte sie, als sie in den wolkenlosen Himmel emporsah, der ländlichen Stille sowie Georges vergnügtem Geplapper lauschte, hatte sie aufbegehrt und eine Entscheidung getroffen, die ihr Leben veränderte.
Was war denn in den Augen aller anderen so verkehrt daran, dass sie diese unglaublich starken Muttergefühle hatte? Warum sollte sie Gewissensbisse haben, weil sie angeblich ihre Mitfrauen irgendwie im Stich ließ, wenn sie nicht nach Karriere strebte, sondern einfach nur ihr Leben mit Kindern verbringen wollte: zunächst mit den Kindern anderer Leute und dann irgendwann mit ihren eigenen? Warum hielt man ihre Sehnsucht, als Hausfrau und Mutter glücklich zu werden, für so grauenhaft altmodisch?
Nicht nur ihre Familie dachte, sie würde ihr Leben vergeuden, wenn sie Kinder betreute. Mark dachte genauso …
Ella schob die Gedanken an ihre letzte hitzige Auseinandersetzung aus ihrem Kopf. Jetzt war sie hier, und Mark war in London, und sie hatten eine dreimonatige Auszeit vereinbart, um ihre Meinungsverschiedenheiten zu klären.
Da würde sie ganz sicher nicht an Mark denken. Nun ja, jedenfalls nicht jetzt.
George sah wieder zu ihr hinüber und schwenkte eine Plastikschaufel durch die Luft. Ella lächelte ihm zu. Er war einfach unheimlich süß …
Fröhlich schnatternd winkte er sie zu der Sandgrube herüber.
»Was willst du? Ach so … ich soll dir beim Graben helfen?«
George nickte begeistert und hob eine zweite Schaufel hoch.
»Gerne!« Mit freudigem Schmunzeln schob sich Ella die Haare hinter die Ohren, erhob sich aus der Schaukel und eilte hinüber, um sich zu ihm zu gesellen.
6. Kapitel
Poll leitete Ash die Treppe hinauf zu dem Zimmer im ersten Stock, das er mit Roy teilen würde, und zu ihrer Erleichterung und Freude war er mit seiner Unterkunft ebenso rundherum zufrieden wie Ella mit ihrer. Poll hätte ihn küssen können.
Sie strahlte. »Ach, ich bin so froh, dass dir dein Zimmer gefällt, und ich hoffe natürlich, dass auch Roy sich hier wohlfühlt. Ich weiß, es ist anfangs alles noch ein bisschen fremd – aber mach es bitte einfach zu deinem Zuhause. Wenn es irgendetwas gibt, was du brauchst, dann frag nur. Ach, hier, bitte – zwei Haustürschlüssel – und falls du sie mal vergisst, hängt immer einer als Reserve auf der hinteren Veranda. Jetzt lass ich dich mal ankommen, gehe mich ums Mittagessen kümmern und schau nachher wieder herein. Okay?«
»Bestens. Vielen Dank.«
Und erleichtert, dass bei Ashs Ankunft bislang alles problemlos geklappt hatte, raffte Poll ihre Röcke und hüpfte geradezu die Treppe hinab.
Da Ella und George im Haus nirgends zu sehen waren, eilte sie durch die Küche, spähte in den Garten und lachte leise vor sich hin. Sie knieten Seite an Seite in der Sandgrube und ließen, in ihre eigene Welt versunken, hingebungsvoll Spielzeuglaster hin und her tuckern.
Vielleicht hatte sie ausnahmsweise mal eine richtige Entscheidung getroffen, dachte Poll, als sie die beiden so zusammen sah. Es hatte zahlreiche besser qualifizierte Bewerberinnen für den Job einer Kinderfrau gegeben, aber Ellas Aufgeschlossenheit sowie ihr ehrliches Eingeständnis fehlender Berufsqualifikation hatten sie für sie eingenommen, und ihre überwältigende Kinderliebe hatte alle übrigen Bedenken in den Schatten gestellt.
Und genau genommen, musste Poll zugeben,
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