Zauberhaft verliebt: Roman (German Edition)
in Hand gehende Paare kreuzten die Fahrbahn. Kurz überlegte sie, ob Mark wohl schon aus Prag zurück war. Wahrscheinlich – es sei denn, die Reise wäre zum längsten Junggesellenabschieds-Wochenende aller Zeiten ausgeartet. Schlagartig wurde ihr klar, dass sie schon ewig nicht mehr mit ihm gesprochen hatte. Er fehlte ihr immer noch, die Zweisamkeit fehlte ihr immer noch, aber der anfängliche Trennungsschmerz war merklich abgeklungen.
Es war fast so, dachte sie, als sie auf die Straße nach Fiddlesticks einbog, als gäbe es ihr früheres Leben nur in einer Art Paralleluniversum. Auch war sie sich mittlerweile sicher, dass sie nur zu gern die ganzen drei Monate als Familienmitglied in Hideaway bliebe. Gar keine Frage. Wie es weitergehen würde, wenn die drei Monate um waren, wusste sie noch nicht. Von ihrem Standpunkt würde sie gewiss nicht abweichen, denn sie wusste nun, dass sie nichts anderes wollte, als mit Kindern zu arbeiten und irgendwann auch eigene zu haben. Aber vielleicht würde Mark seine Ansicht ja ändern. Vielleicht wollte er sie ja unter allen Umständen zurückhaben – einfach weil er gemerkt hatte, dass er ohne sie nicht leben konnte.
Schön wär’s …
Und dann gab es da ja auch noch Ash – und Onyx. Ella war mühelos in die Rolle von Ashs bester Freundin, Kameradin, gleichgesinntem Roy-Fan und rundum guter Mitbewohnerin geschlüpft. Und natürlich war Onyx wirklich so sympathisch wie auf den ersten Eindruck und hatte sich bei ihren gelegentlichen Besuchen in Hideaway als unheimlich nett erwiesen.
Auch hatte Ella sich rasch an das idyllische Landleben gewöhnt, und schon bei einem Besuch in Winterbrook, einer wirklich nicht besonders großen Stadt, hatte sie all den Verkehr und Lärm und Trubel ganz grässlich gefunden und sich nach dem Frieden und der Ruhe der Hideaway Farm gesehnt.
Es war alles höchst eigenartig. Mark und London schienen fast einer anderen Epoche, einem anderen Planeten anzugehören. Es war, als wäre sie wie in dem Musical Brigadoon in eine Art idyllisches Berkshire-Germelshausen versetzt worden …
Ella sang irgendeinen Oldie im Autoradio mit und hoffte, dass George sich mit Dolls Kindern gut amüsierte. Ohne ihn und seine Spielzeuglaster und sein unablässiges Gebrabbel war es sehr still im Wagen. Und trotz der verlockenden Klimaanlage hatte sie für die Einkäufe bei Big Sava nur halb so lange gebraucht wie sonst – vor allem, da der Umweg über Patsy’s Pantry ausgefallen war. Wie auch immer, es wäre beruhigend für Poll, wenn sie ihr bei der Rückkehr zur Farm erzählen konnte, dass George fast ohne sich umzusehen mit lässigem Winken davongesaust und im Handumdrehen von der lärmenden Bande seiner neuen besten Freunde umringt worden war.
Und da die Einkäufe erledigt waren, hatte sie heute Vormittag also nichts weiter zu tun, als die sich in der Diele stapelnde Post zu sortieren und Ordnung in das Bermuda-Dreieck des dreibeinigen Tischs zu bringen, den Poll in dem verheerend chaotischen Arbeitszimmer als ihren Schreibtisch bezeichnete.
Ohne Computer oder Handy drehte sich Polls Leben noch immer um Korrespondenz im wahren Sinne des Wortes. Folglich häuften sich sowohl auf dem Tisch in der Diele wie auch auf dem dreibeinigen »Schreibtisch« waghalsig hohe Stapel geöffneter und ungeöffneter Briefumschläge aller Formen und Farben. Ella lachte vor sich hin. Poll war wirklich die unordentlichste Person, der sie je begegnet war.
Recht sicher in der Überzeugung, dass sie inzwischen eine Abkürzung zur Hideaway Farm kannte, blinkte Ella in Richtung Lovers Knot und fuhr zuversichtlich die schmale Straße entlang. Oh ja, so unordentlich Poll auch sein mochte, so war sie doch eindeutig der freundlichste Mensch der Welt. Sie hatte spielend sichergestellt, dass nicht nur sie, sondern auch Trixie und Ash und Billy sich bei ihr wie zu Hause fühlten und die seltsame Versammlung so verschiedenartiger Charaktere sich harmonisch zusammengefügt hatte. Sie waren nun wirklich wie eine richtige Familie.
Oooh nein … nicht schon wieder …
Ella runzelte die Stirn. Sie musste wirklich aufhören, dauernd die Stirn in Falten zu legen. Vor allem, da Onyx die glatteste Haut besaß, die sie je gesehen hatte. Botox, hatte sie vermutet, doch Onyx hatte nur gelacht und erklärt, nein, ihr Teint sei eine der wenigen guten Eigenschaften, die sie von ihrer scheinbar äußerst übellaunigen und demnach ganz untypischen karibischen Großmutter geerbt hatte.
Bei dieser Gelegenheit,
Weitere Kostenlose Bücher