Zauberhaft verliebt: Roman (German Edition)
fand Ella, war ein Stirnrunzeln allerdings durchaus angebracht.
Da sie vor sich hin geträumt und nicht auf die Straßenbeschilderung geachtet hatte, musste sie wohl nach der Abzweigung in Richtung Lovers Knot irgendwo falsch gefahren sein … Wo war sie hier? Befand sich diese einspurige Landstraße nicht gefährlich nahe beim Miracle Mart der furchteinflößenden Mrs Webb in Angel Meadows? Es kam ihr ganz so vor, und jetzt stand sie hier im Stau, na schön, hinter zwei anderen Wagen, aber hier auf dem Land galt das schon als Stau.
Ella spähte angesäuert durch die Windschutzscheibe, schwor sich, nächstes Mal bei der bewährten und bekannten Route zu bleiben, und runzelte schon wieder die Stirn.
Vor ihr leuchteten wohlvertraute Farben auf.
Breite Streifen in Grün, Creme und Rosa.
Das war doch nicht etwa …?
Erneut lugte Ella durch die Windschutzscheibe. Ja, es sah sehr danach aus. Und, ja, dachte sie, als sie sich wieder ein paar Zentimeter voranschob, er war es.
Ashs Maxi-Eis-Wagen mit der riesigen phallischen Eistüte auf dem Dach. Abgestellt in einer Parkbucht am Straßenrand.
Und er war nicht allein.
Ella rollte mit dem Wagen langsam bis zur Einbuchtung vor. Da stand ein zweiter Eiswagen, dem von Ash Nase an Nase direkt gegenüber. Der andere war blau und weiß und hatte ebenfalls eine unglaublich lange Eistüte auf dem Dach. Sie sahen aus wie kampfbereite Hirsche.
Und Ash, der trotz des albernen Hütchens und einer ziemlich schlecht sitzenden weißen Jacke unerhört hinreißend aussah, stand in der Parkbucht bei einer augenscheinlich recht hitzigen Diskussion mit dem anderen Eisverkäufer, der zwar ein paar Zentimeter kleiner war als Ash, dafür aber um einiges breiter.
Hatte Ash, der ja neu im Geschäft war, versehentlich die Reviergrenzen eines Rivalen überschritten?
Oooh, dachte Ella. Krieg der Eisverkäufer! Hier, im tiefsten ländlichen Berkshire.
Zum sichtlich starken Ärger der solariumgebräunten, haarverlängerten Möchtegern-Promibraut im Sportwagen hinter ihr fuhr sie das Auto sofort seitlich an den Straßenrand und sprang heraus.
Uff! Die Hitze erschlug einen fast. Der glutheiße Sonnenschein waberte vom Asphalt empor, staute sich zwischen den hohen Hecken und flimmerte am staubigen Randstreifen. Dies würde sicher der ultimative Grillsommer aller Zeiten. Ausnahmsweise war Ella froh über Polls Hippieschick-Einfluss auf ihre Garderobe. Der lange, fließende Rock und das kurze Baumwolltop waren für eine Hitzewelle im Juni wirklich ideal.
Wenn meine Freundinnen mich jetzt hier sehen könnten, dachte sie vergnügt, als sie sich die langen, ungeglätteten Haare hinter die Ohren klemmte und flipfloppend auf die Eismobile zusteuerte. Kein Designerlabel in Sicht. Nichts als Lipgloss und Wimperntusche im Gesicht. Ihre Stadtmädels würden Zustände kriegen!
Als sie sich den Eiswagen näherte, bemerkte sie eine Schar von Menschen auf der anderen Seite. Wie merkwürdig war das doch hier auf dem Land. Die Leute kamen einfach aus dem Nirgendwo. Es standen keine parkenden Autos da und nur ganz wenige Häuser am Straßenrand, und trotzdem waren überall Menschen.
»Hi!« Sie ging auf Ash und den anderen Eisverkäufer zu. »Ist das eine private Auseinandersetzung oder darf hier jeder mitmachen?«
Die beiden drehten sich um und starrten sie an.
Ash grinste. »Ach, hallo, Ella, wo kommst du denn auf einmal her?«
»Hab mich auf dem Heimweg von Hazy Hassocks verfahren, hab dich und den Wagen gesehen – und ihn«, Ella nickte zu dem anderen Eisverkäufer hin, »und dachte mir, du kannst vielleicht ein bisschen Verstärkung brauchen.« Sie wandte sich dem zweiten Eismann zu. »Lassen Sie ihn in Ruhe! Hören Sie, ich verstehe ja, dass Sie Ihr Revier verteidigen, aber geben Sie ihm doch eine Chance, ja? Er ist neu in dem Job und dieser Gegend, und er wollte bestimmt nicht in Ihren Jagdgründen wildern. Ich bin sicher, hier ist genug Platz für euch beide – kein Grund, gewalttätig zu werden.«
»Äh, nein«, sagte der zweite Eismann. »Bestimmt nicht.«
»Gut«, antwortete Ella. »Also, wenn Ash sich bei Ihnen entschuldigt und Sie ihm erklären, dass dies Ihr Revier ist, und er weiterfährt, dann ist die Sache wohl erledigt, oder?«
»Ja, schon, aber …«
»Gut«, wiederholte Ella, erstaunt, dass die Verhandlungen so mühelos verlaufen waren. Vielleicht sollte sie sich als Streitschlichterin bei einer Schiedsstelle bewerben oder womöglich sogar bei den Vereinten Nationen? Sie streckte
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