zauberhafte Tierhandlung 1
Kommentare über ihr Haar, die Wahl ihres Tops (offenbar fanden sie, dass Grün ihr nicht stand) und den schrecklichen Zustand ihrer Fingernägel vernahm.
»Gefällt es dir hier, Lotte ?« , fragte eine kleine silberfarbene Maus, die den Kopf auf die Seite gelegt hatte und versuchte, angemessen ernst zu gucken.
»Ja, wir fanden, du sahst manchmal ganz schön traurig aus « , stimmte eine andere zu.
»Oh ja !«
»Ja !«
»An manchen Tagen ist uns sogar der Appetit auf Sonnenblumenkerne vergangen « , ergänzte die pinke Maus, die als Erste das Wort ergriffen hatte.
»Schhh! Sag doch nicht so was, das ist unhöflich !«
»Ist es nicht, es ist wahr! An dem Tag, als sie geweint hat, habe ich einen halben Sonnenblumenkern übrig gelassen. Tritt gefälligst nicht auf meinen Schwanz !«
»Dann lass ihn nicht im Weg rumliegen, sodass andere Leute darüber stolpern. Mal ehrlich, ich habe mir fast das Genick gebrochen … «
»Du warst diejenige, die auf sie getreten ist! Du hast es mit Absicht gemacht !« , piepste eine Maus aus einem anderen Käfig. »Ich hab’s genau gesehen !«
Lotte hörte fasziniert zu, wie sie sich stritten. Sie hatten sie völlig vergessen.
»Ignorier diese dummen kleinen Dinger einfach « , sagte plötzlich jemand und klang dabei ziemlich überheblich. »Es ist allgemein bekannt, dass pinke Mäuse ohne Grips auf die Welt kommen. Hübsch anzusehen, aber nicht für einen Groschen Verstand .« Eine große Ratte mit schwarz schimmerndem Fell räkelte sich träge auf ihrem Schlafbereich. »Nicht, dass die braunen oder weißen für ihren hohen IQ bekannt wären « , fügte sie hinzu.
»Ach, halt die Klappe, Septimus !« , quiekte ein halbes Dutzend Mäuse im Chor. Ihr Streit war vergessen.
Septimus gähnte, wobei er seine beeindruckend großen gelben Zähne zeigte. Er schloss die Augen, dann öffnete er eines wieder und fügte an Lotte gewandt hinzu: »Wenn du mal nützliche Informationen in Nagetierangelegenheiten benötigst, bist du jederzeit willkommen … « Damit drehte er sich um und schlief weiter, was Lotte das Gefühl gab, entlassen worden zu sein.
»Lass ihm doch seine Illusion « , zischte eine der pinkfarbenen Mäuse. »Er bildet sich ein, er sei hier der Boss. Bis später, Lotte !« Und schon kugelten sie sich alle wieder vor Lachen.
Lotte kletterte die Leiter runter und schlenderte in die Küche. Sie grübelte darüber nach, wie die Mäuse es geschafft hatten, so lange ruhig zu sein. Sie fragte sich allen Ernstes, ob Onkel Jack sie mit einem Zauber belegt hatte, da sie nicht wusste, wie es sonst hätte funktionieren können.
Das Frühstück war wundervoll. Lotte musste nicht schweigend dasitzen und in ihr Müsli starren, während sie sich den Kopf zerbrach, was sie zu Danny sagen konnte. Stattdessen lauschte sie dem Gebrabbel, das als leises Hintergrundrauschen aus dem Laden an ihre Ohren drang, und versuchte, die unterschiedlichen Stimmen zu identifizieren. Am Tag zuvor hatte sie sich nur mit ein paar Tieren unterhalten können, und sie konnte es kaum erwarten, sie alle kennenzulernen.
Sofie saß neben ihr auf einem Turm aus lilafarbenen Kissen, die Pfoten auf den Tisch gestemmt. Onkel Jack hatte Kaffee gemacht und goss ihr etwas davon in eine wunderhübsche rosafarbene Porzellanschüssel. Sie schlabberte selig, der rosa Farbton ihrer Zunge war nur unwesentlich dunkler als der ihrer Schüssel.
Danny trottete herein und starrte Sofie an, deren Schnauze im Kaffeedampf badete. »Ich dachte, sie bekommt keinen Kaffee mehr von uns ?« , beschwerte er sich. »Ich will nicht, dass sie den ganzen Tag verrücktspielt .«
Sofie rümpfte verächtlich die Nase. »Du bist doch sowieso nicht hier, mon petit chou . Auf und davon mit deinen kleinen Freunden, direkt nach dem Frühstück, hm ?«
Danny zuckte grinsend die Achseln, und Onkel Jack schüttelte den Kopf. »Schon wieder? Verbringst du denn keinen deiner Ferientage mit uns ?« Er lächelte, aber Lotte fand, dass er traurig aussah. Sie warf Danny, der mit seinem Handy spielte, einen Blick von der Seite zu. Sie hatte den Eindruck, er hatte es nur rausgeholt, um darauf nichts erwidern zu müssen.
Es war ziemlich offensichtlich, dass Onkel Jack und Danny sich wegen etwas in den Haaren hatten – ihr Onkel wollte, dass Danny mehr im Laden half, aber Danny weigerte sich. Komisch. Wie konnte jemand nicht seine ganze Zeit in der Tierhandlung verbringen wollen?
Lotte beschloss, Sofie danach zu fragen – neben einer Million anderer
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