Zauberin von Darshiva
blätterte durch die Schriftstücke. »Mengha wurde bereits seit mehreren Wochen nicht mehr gesehen, Eure Majestät.« Der Innenminister lächelte flüchtig. »Auch diese Art von Seuche klingt offenbar ab. Der Dä-
mon scheint verschwunden zu sein, und die Fanatiker verlieren den Mut.«
Er tippte mit einem Pergament an seine geschürzten Lippen. »Das ist na-türlich nur eine Annahme, Eure Majestät, da es nicht gelingt, Agenten in dieses Gebiet einzuschleusen, aber die Unruhen verlagern sich offenbar zur Ostküste. Kurz nach Menghas Verschwinden überquerten größere irreguläre karandesische Truppenverbände, verstärkt durch Urvons Tempelwachen und seinen Chandim, die Bergkette von Zamad, und alle Verbindungen nach Voresbo und Rengel sind abgebrochen.«
»Urvon?« fragte Zakath.
»Sieht so aus, Eure Majestät. Ich könnte mir denken, daß sich der Jünger nur auf die endgültige Auseinandersetzung mit Zandramas vorbereitet.
Man ist versucht, vorzuschlagen, sie die Sache ausfechten zu lassen. Ich glaube, daß die Welt keinen von ihnen sehr vermissen würde.«
Ein schwaches, kaltes Lächeln huschte über Zakaths Lippen. »Ihr habt recht, Brador«, bestätigte er. »Es ist tatsächlich verlockend, ich fürchte nur, daß wir so etwas aus politischen Erwägungen nicht dulden dürfen. Immerhin sind diese Fürstentümer Teil des Reiches, und deshalb steht ihnen unser Schutz zu. Es könnten recht häßliche Gerüchte in Umlauf gelangen, wenn ich untätig zusähe, während Urvon und Zandramas das Land verwüsten. Wenn irgend jemand in Mallorea Militär einsetzt, dann werde ich es sein.« Er blätterte durch die Papiere auf dem Tisch vor sich, hob eines auf und blickte stirnrunzelnd darauf. »Wir werden uns wohl darum kümmern müssen. Wo habt Ihr Baron Vasca untergebracht?«
»In einer Zelle mit großartiger Aussicht«, entgegnete Brador. »Direkt auf den Richtblock. Ich bin sicher, es ist sehr lehrreich.«
Da erinnerte sich Zakath an etwas. »Degradiert ihn«, befahl er.
»Das ist ein ungewöhnliches Wort für den Vorgang«, murmelte Brador.
»Ich meinte es auch anders«, berichtigte Zakath mit neuerlichem eisigen Lächeln. »Bringt ihn dazu, uns zu verraten, wo er das ganze Geld versteckt hat, mit dem er sich bestechen ließ. Wir werden es in die Reichs-schatzkammer bringen.« Er drehte sich um und studierte die große Land-karte an der Wand seines Arbeitsgemachs. »Südebal, würde ich sagen.«
»Eure Majestät?« Brador blickte ihn verwirrt an.
»Ernennt ihn zum Handelsminister in Südebal.«
»Es gibt keinen Handel in Südebal, Eure Majestät, nicht einmal Seehä-
fen. Das einzige, was man dort reichlich finden kann, sind Stechmücken aus den Tembasümpfen.«
»Vasca ist außerordentlich einfallsreich. Ich bin überzeugt, daß er etwas auf die Beine stellen wird.«
»Dann wollt Ihr ihn nicht…« Brador strich bedeutungsvoll mit einer Hand über den Hals.
»Nein«, entgegnete Zakath. »Ich will etwas versuchen, das mir Belgarion riet. Ich brauche Vasca möglicherweise eines Tages wieder, und im Grab ist er mir von keinem Nutzen.« Zakaths Miene wirkte flüchtig bedauernd.
»Hat man etwas von ihm gehört?«
»Von Vasca? Ich habe gerade…«
»Nein, von Belgarion.«
»Sie wurden gesehen, kurz nachdem sie Mal Zeth verlassen hatten, Eure Majestät. Sie reisten mit Fürst Kheldars nadrakischem Partner, Yarblek.
Bald darauf nahm Yarblek ein Schiff nach Gar og Nadrak.«
»Dann war wohl alles nur eine List.« Zakath seufzte. »Belgarion wollte offenbar nichts weiter, als in sein eigenes Reich zurückkehren. Ihre verrückte Geschichte war demnach erfunden.« Zakath strich müde über die Augen. »Ich mochte diesen jungen Mann wirklich, Brador«, gestand er traurig. »Ich hätte es wahrhaftig besser wissen müssen.«
»Belgarion ist nicht in den Westen zurückgekehrt, Eure Majestät«, versicherte ihm Brador. »Zumindest nicht mit Yarblek. Wir überprüfen die Schiffe dieses Händlers immer besonders gründlich. Soweit wir wissen, hat Belgarion Mallorea nicht verlassen.«
Er Iehnte sich zurück und lächelte erleichtert. »Ich weiß nicht warum, aber jetzt fühle ich mich gleich besser. Ich verstehe es selbst nicht, doch die Vorstellung, daß er mich betrogen hätte, schmerzte mich. Habt Ihr eine Vermutung, wohin er sich begeben hat?«
»Es gab allerlei Aufregung in Katakor, Eure Majestät – oben bei Ashaba.
Merkwürdigkeiten, die man mit Belgarion in Verbindung bringen könnte: seltsame Lichter am
Weitere Kostenlose Bücher