Zauberin von Darshiva
Zakath: »Ach, haltet den Mund, Kheldar.« Er wandte sich wieder Polgara zu. »Etwas ist sehr merkwürdig, wißt Ihr?«
»Was denn?«
»Selbst wenn ich nicht mein Wort gegeben hätte, würde ich nach Kell reisen müssen. Es ist fast wie ein Zwang. Ich komme mir vor, als würde ich getrieben, und es ist ein Mädchen, das mich treibt, kaum mehr als ein Kind, das mit verbundenen Augen herumläuft.«
»Es bringt auch seinen Lohn mit sich«, versicherte sie ihm.
»Welcher Art?«
»Wer weiß, Glück und Zufriedenheit, vielleicht.«
Er lachte ironisch. »Glück und Zufriedenheit waren nie etwas, wonach ich mich sehnte, Lady Polgara, jedenfalls seit langem nicht mehr.«
»Vielleicht werdet Ihr Euch trotzdem damit abfinden müssen.« Sie lä-
chelte. »Wir können uns den Lohn genausowenig aussuchen wie die Auf-gaben. Diese Entscheidungen werden für uns getroffen.«
»Seid Ihr glücklich?«
»O ja!«
Er seufzte.
»Warum dieser abgrundtiefe Seufzer, Kal Zakath?«
Er spreizte Daumen und Zeigefinger etwa einen Zoll und hielt sie hoch.
»So nahe war ich daran, Herr der ganzen Welt zu werden.«
»Warum wollt Ihr das sein?«
Er zuckte die Schultern. »Das hat noch niemand je zuvor geschafft, und Macht gibt Befriedigung.«
»Ihr werdet andere Arten von Befriedigung finden, da bin ich sicher.«
Lächelnd legte sie eine Hand auf seine Schulter.
»Alles klar?« fragte Belgarath den Malloreaner.
»Nichts ist je wirklich klar, Belgarath«, antwortete Zakath. »Nicht, ehe wir in unseren Gräbern ruhen. Aber ich werde mit Euch nach Kell kommen, wenn Ihr das meint.«
»Dann solltet Ihr jetzt nach Atesca schicken. Ihr werdet ihn einweihen müssen, damit er wenigstens unseren Rücken deckt. Ich habe es nicht gern, wenn sich jemand von hinten an mich heranschleicht. Hat Urvon den Magan bereits überquert?«
»Das ist sehr schwer zu sagen. Habt Ihr heute schon mal hinausgesehen, Belgarath?«
»Die Zelttür wird bewacht, und Atescas Soldaten würden es nicht gern sehen, wenn wir kleine Ausflüge machten.«
»Nun, der Nebel ist so dick, daß man darauf gehen könnte. Urvon kann überall da draußen sein.«
Polgara erhob sich und ging rasch zur Zeltklappe. Sie öffnete sie, und einer der Posten rief ihr etwas zu. Es klang recht unfreundlich.
»Ah, macht Euch nicht lächerlich«, sagte sie zu ihm. Dann holte sie ein paar tiefe Atemzüge und schloß die Klappe wieder. »Er ist unnatürlich, Vater«, sagte sie ernst. »Er riecht nicht richtig.«
»Grolims?«
»Ich glaube schon. Wahrscheinlich Chandim, die versuchen Urvons Streitkräfte vor Atescas Patrouillenbooten zu verbergen. Es dürfte ihnen durchaus gelingen, ohne größere Schwierigkeiten überzusetzen.«
»Und wenn sie erst auf dieser Seite sind, wird der Ritt nach Kell zum Wettrennen werden!«
»Ich rede mit Atesca«, sagte Zakath. »Vielleicht gelingt es ihm, sie ein wenig aufzuhalten.« Er blickte den alten Mann nachdenklich an. »Ich weiß, warum ich nach Kell reise«, sagte er. »Aber warum Ihr?«
»Ich muß die Malloreanischen Evangelarien lesen, um zu erfahren, was unser endgültiges Ziel sein wird.«
»Soll das heißen, daß ihr das nicht wißt?«
»Stimmt. Noch nicht, zumindest. Ich weiß jedoch, wie es genannt wird: Ort, der nicht mehr ist.«
»Belgarath, das ist purer Unsinn!«
»Ich habe mir den Namen nicht einfallen lassen, also gebt nicht mir die Schuld.«
»Warum habt Ihr mir davon in Mal Zeth nichts gesagt? Ich habe eine Kopie der Evangelarien in meiner Bibliothek.«
»Erstens wußte ich in Mal Zeth nicht, daß ich sie brauchen würde; das erfuhr ich erst vor kurzem. Zweitens hätte mir Eure Abschrift nichts ge-nützt. Wie ich erfuhr, gibt es keine zwei völlig gleichen Exemplare, und das einzige mit der Stelle, die ich brauche, befindet sich in Kell.«
»Das klingt alles sehr kompliziert.«
»Ist es auch. Das sind diese Dinge gewöhnlich.«
Zakath trat an die Zelttür und sagte etwas zu einem der dort postierten Wachen. Dann kam er zurück. »Ich habe nach Atesca und Brador geschickt.« Er lächelte nicht sehr glücklich. »Es würde mich nicht wundern, wenn sie sehr heftig protestierten.«
»Gib ihnen dazu keine Zeit«, riet ihm Garion.
»Sie sind beide Melcener, Garion«, erklärte Zakath. »Melcener protestie-ren allein schon aus Gewohnheit.« Er runzelte die Stirn. »Weil wir gerade davon sprechen, was habt ihr auf Melcena gemacht? War das nicht ein Umweg für euch?«
»Wir verfolgten Zandramas«, antwortete Garion.
»Und warum
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