Zauberin von Darshiva
schwach, daß Ihr Unschuldige bedrohen müßt, um anderen Euren Willen aufzuzwingen?« Ihr Ton war leicht spöttisch.
»Schwach? Ich?«
»Weshalb würdet Ihr Euch sonst zu einem so feigen Zug entscheiden?
Aber hört mir jetzt gut zu, Kal Zakath, denn Euer Leben hängt in der Schwebe. In dem Augenblick, in dem Ihr die Hand gegen das Kind des Lichtes oder einen seiner Gefährten erhebt, wird Euer Herz zerspringen, und Euer Tod kommt von einem Atemzug zum anderen!«
»So sei es denn. Ich herrsche in Mallorea, und ließe ich mich einschüchtern – selbst von Euch – , würde ich die Achtung vor mir selbst verlieren!
Und darum werde ich es nicht tun.«
»Dann werdet Ihr mit Gewißheit sterben, und Euer mächtiges Reich wird zu Staub zerfallen.« Die Bestimmtheit, mit der sie es sagte, war schrecklicher als jede Drohung.
Zakath starrte sie an. Sein bleiches Gesicht wurde noch fahler.
»Ihr wollt nicht auf meine Warnung hören, Kaiser von Mallorea, so mache ich Euch denn ein Angebot. Wenn Ihr glaubt, eine Geisel zu brauchen, werde ich sie sein. Das Kind des Lichtes weiß, daß seine Aufgabe zum Scheitern verurteilt ist, würde mir etwas zustoßen, ehe ich meine Aufgabe vollendet habe. Was könntet Ihr Besseres gegen ihn in der Hand haben?«
»Ich würde Euch nie bedrohen, heilige Seherin.« Seine Stimme klang jetzt weniger selbstsicher.
»Und warum nicht, mächtiger Zakath?«
»Es wäre unangebracht«, antwortete er knapp. »War das alles, was Ihr mir sagen wolltet? Ich muß mich um einige Pflichten kümmern.«
»Sie sind unwichtig. Eure einzigen wahren Pflichten sind gegenüber mir und der Aufgabe, mit der ich Euch betreuen muß. Die Erfüllung dieser Aufgabe ist der Zweck Eures Lebens. Um seinetwillen und nur dazu wurdet Ihr geboren. Solltet Ihr Euch weigern, werdet Ihr keinen Winter mehr erleben.«
»Das ist das zweite Mal, daß Ihr mir mit dem Tod droht, Cyradis. Haßt Ihr mich so sehr?«
»Ich hasse Euch nicht, Zakath, und was ich sagte, ist auch keine Drohung. Ich offenbarte Euch nur, wozu das Schicksal Euch bestimmt hat.
Seid Ihr bereit, die Aufgabe auf Euch zu nehmen?«
»Nicht, ehe ich ein wenig mehr darüber weiß.«
»Nun gut. Ich werde Euch den ersten Teil davon kundtun. Ihr müßt mit mir nach Kell kommen, wo ich mich Euch als Geisel gebe. Doch so gewiß, wie ich Eure sein werde, werdet Ihr auch meine sein. Kommt nach Kell mit dem Kind des Lichtes und seinen anderen erwählten Gefährten; denn wie es seit Urbeginn der Zeit bestimmt ist, werdet Ihr zu seinen Gefährten gehören.«
»Aber…«
Sie hob eine schmale Hand. »Laßt Euer Gefolge zurück und Eure Armee und Eure Zeichen der Macht. Sie werden Euch von keinem Nutzen sein.«
Sie machte eine Pause. »Oder fürchtet Ihr Euch, o mächtiger Zakath, in Eurem riesigen Reich umherzureisen ohne Eure Soldaten um Euch, welche die Unwilligen auf die Knie für Euch zwingen und die Rebellischen, sich Eurem Willen zu unterwerfen?«
Zakaths Gesicht wurde rot vor Zorn. »Ich fürchte nichts, heilige Seherin«, entgegnete er mit kalter Stimme, »nicht einmal den Tod.«
»Der Tod ist nur eine Kleinigkeit, Kal Zakath. Mir deucht, es ist das Leben, wovor Ihr Euch fürchtet. Wie ich sagte, Ihr seid meine Geisel, und ich befehle Euch, zu mir nach Kell zu kommen, um dort Eure Bürde auf Euch zu nehmen.«
Der Kaiser von Mallorea fing zu zittern an. Garion kannte diesen Mann und wußte, daß Zakath normalerweise Cyradis’ gebieterische Anweisung sofort ablehnen würde, doch offenbar stand er unter einem übermächtigen Zwang. Sein Zittern wurde immer heftiger, und Schweiß brach ihm aus.
Trotz ihrer verbundenen Augen war sich Cyradis offenbar des Zustands ihrer ›Geisel‹ bewußt. »Eure Wahl ist wohl getroffen, Kal Zakath«, sagte sie. »Ihr werdet Euch fügen, ob willig oder unwillig, Ihr müßt es, denn es ist Eure Bestimmung.« Sie richtete sich auf. »Sprecht jetzt, Kaiser von Mallorea, denn Euer Schicksal erfordert Eure Zustimmung. Werdet Ihr zu mir nach Kell kommen?«
Er schien zu würgen. »Ich werde kommen«, krächzte er schließlich.
»So sei es denn. Nehmt Euren vorherbestimmten Platz an Belgarions Seite ein und begebt Euch zur Heiligen Stadt. Dort werdet Ihr mehr über Eure Aufgabe erfahren und daß nicht nur Euer Leben davon abhängt, sondern das der ganzen Welt.« Sie drehte sich leicht um, so daß ihre verbundenen Augen Garion anzusehen schienen. »Bringt ihn zu mir, Kind des Lichtes«, wies sie an, »denn all dies ist ein Teil der
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