Zauberin von Darshiva
ihm, um ihm ins Ohr zu flüstern. Ich würde sagen, er muß gut auf sein Spielzeug aufpassen. Wenn Urvon anfinge, falsche Befehle zu erteilen, könnte seine Armee jahrelang in den Bergen herumirren.«
Belgarath runzelte die Stirn. »Das paßt nicht so recht. Alles, was wir hörten, deutete darauf hin, daß Nahaz und Mordja miteinander beschäftigt sein würden.«
»Vielleicht haben sie es bereits ausgetragen, und Mordja ist unterlegen.«
Der Bucklige zuckte die Schultern.
»Das bezweifle ich. So etwas würde eine Menge Lärm verursachen, was uns nicht verborgen geblieben wäre.«
»Wer weiß schon, warum Dämonen etwas tun?« brummte Beldin und kratzte sein verfilztes Haar. »Finden wir uns damit ab. Belgarath«, sagte er. »Zandramas weiß, daß sie nach Kell muß, und Nahaz weiß es ebenfalls. Ich glaube, das artet in ein Wettrennen aus. Wir versuchen alle, die ersten bei Cyradis zu sein.«
»Ich habe das Gefühl, daß ich etwas übersehe«, murmelte Belgarath.
»Etwas Wichtiges.«
»Überleg. Vielleicht brauchst du ein paar Monate dazu, aber es wird dir schon einfallen.«
Belgarath ignorierte es.
Die schwere Rauch- und Aschendecke begann sich gegen Abend aufzu-lösen, die dunkle Wolkendecke aber blieb. Darshiva war nach wie vor ein Land toter Bäume, Moder und übelriechender Tümpel. Letzteres wurde allmählich zum Problem. Der Wasservorrat, den sie aus dem malloreanischen Fort am Magan mitbekommen hatten, war längst zur Neige gegangen. Als die Nacht sich herabsenkte, ritten die anderen weiter, während Belgarath und Garion wieder als Wölfe vorausliefen, doch diesmal nicht als Kundschafter, sondern auf Suche nach Wasser. Ihre scharfen Nasen witterten mühelos den Geruch abgestandenen Wassers, und daran rannten sie ohne Zögern vorbei.
In einem Wald schon längst abgestorbener Bäume stieß Garion auf eine Wölfin. Sie war abgemagert, sah bemitleidenswert aus und humpelte auf der linken Vorderpfote. Mißtrauisch blickte sie ihm entgegen und fletschte warnend die Zähne.
Er setzte sich auf die Hinterläufe, um seine friedliche Absicht kundzutun.
»Was machst du hier?« fragte sie ihn in der Sprache der Wölfe.
»Ich laufe von Ort zu Ort«, erwiderte er höflich. »Ich habe nicht die Absicht, in deinem Revier zu jagen. Ich suche lediglich trinkbares Wasser.«
»Auf der anderen Seite des Hügels fließt sauberes Wasser aus dem Boden.« Sie blickte auf einen Hügel ein Stück tiefer im Wald. »Trink, soviel du magst.«
»Ich bin nicht allein«, erklärte er.
»Dein Rudel?« Vorsichtig kam sie näher heran und beschnüffelte ihn.
»Du riechst nach Menschen«, sagte sie vorwurfsvoll.
»Einige in meinem Rudel sind Menschen«, gestand er. »Wo ist dein Rudel?«
»Fort. Als es hier nichts mehr zu jagen gab, zogen sie in die Berge.« Sie beleckte ihre verletzte Pfote. »Ich konnte nicht folgen.«
»Wo ist dein Gefährte.«
»Er läuft und jagt nicht mehr. Manchmal besuche ich seine Gebeine.« Sie sagte es mit so schlichter Würde, daß Garion schlucken mußte.
»Wie jagst du dann mit deiner verletzten Pfote?«
»Ich lauere im Liegen auf unvorsichtiges Getier. Aber ich bin schon seit langer Zeit nicht mehr satt geworden.«
Großvater, sendete Garion seinen Gedanken. Ich brauche dich.
Schwierigkeiten? entgegnete der alte Mann.
Nicht, wie du glaubst. Oh, ich habe übrigens Wasser gefunden. Aber komm nicht hastig angelaufen, denn da würdest du sie erschrecken.
Sie?
Du wirst es verstehen, wenn du hier bist.
»Zu wem hast du gesprochen?« fragte sie.
»Du hast es gehört?« staunte Garion.
»Nein, aber du hast dich verhalten wie einer, der spricht.«
»Wir können später darüber reden. Jetzt kommt mein Rudelführer hierher. Er muß die Entscheidung treffen.«
»So gehört es sich.« Sie legte sich auf den Bauch und beleckte weiterhin ihre Pfote.
»Wie hast du dich so verletzt?«
»Die Menschen verstecken Dinge unter dem Laub. Ich bin auf etwas getreten, und es hat mich in die Pfote gebissen. Seine Kiefer waren sehr stark.«
Belgarath kam durch den toten Wald angetrottet. Als er sie sah, hielt er an, setzte sich auf die Hinterläufe und ließ die Zunge aus dem Maul hängen.
Die Wölfin legte respektvoll und unterwürfig die Schnauze auf den Boden.
Wo liegt das Problem? empfing Garion den Gedanken seines Großvaters.
Sie ist mit der Pfote in eine Falle geraten. Ihr Rudel hat sie zurückgelassen, und ihr Gefährte ist gestorben. Sie ist verkrüppelt und droht zu verhungern.
Dazu kommt es
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