Zauberin von Darshiva
Falle aufgestellt hat, und ihm das Bein brechen – mehrmals! So, aber jetzt muß ich zurück. Sie und ihr Welpe sind am Verhungern.« Er schlang sich den Beutel über die Schulter und stapfte davon. Er wußte, daß sein Ärger unvernünftig war, und daß es eigentlich keine Entschuldigung für sein unwir-sches Benehmen gegenüber Ce’Nedra und den anderen gab, aber er hatte nicht anders gekonnt. Die ruhige Ergebenheit der Wölfin, mit der sie ihren Tod und die Trauer über ihren Gefährten hinnahm, hatte tief an seinem Herzen gerührt, und nur Ärger hielt ihm die Tränen aus den Augen.
Der Beutel war schwierig zu schleppen, nachdem er seine Gestalt wieder gewandelt hatte, aber er stolperte erhobenen Kopfes dahin, damit die Last ihn nicht zu Boden ziehe.
Polgara und Belgarath sprachen zu der Wölfin, als er bei ihnen ankam.
Skepsis sprach aus den Augen des verletzten Tieres, während sie zuhörte.
Sie kann es nicht verstehen, empfing ihn Polgara.
Meint sie, daß du lügst? Garion ließ den Beutel fallen.
Wölfe wissen nicht, was Lüge ist. Sie meint, daß wir uns täuschen. Wir werden es ihr zeigen müssen. Sie hat dich als ersten kennengelernt, vielleicht vertraut sie dir deshalb ein wenig mehr. Verwandle dich zurück. Du brauchst ohnehin die Hände, um den Knoten in der Beutelschnur aufzuknüpfen.
Also gut. Er stellte sich seine eigene Gestalt vor und verwandelte sich.
»Wie erstaunlich!« sagte die Wölfin überrascht.
Belgarath blickte sie scharf an. »Weshalb hast du das gesagt?« fragte er sie.
»Hast du es nicht ebenso empfunden?«
»Ich bin es gewöhnt. Ich wollte wissen, warum du gerade diese Worte gewählt hast?«
»Sie kamen von selbst. Ich bin kein Rudelführer und muß deshalb meine Worte auch nicht sorgfältig wählen, um meine Würde zu erhalten.«
Garion hatte inzwischen den Beutel geöffnet, nun legte er Fleisch und Käse vor ihr auf den Boden. Sie fing ausgehungert zu fressen an. Garion kniete sich neben den entkräfteten Welpen und fütterte ihn, allerdings sehr vorsichtig, damit seine Finger nicht mit den nadelspitzen Zähnen in Berührung kamen.
»Immer nur einen kleinen Bissen«, mahnte Polgara. »Zuviel auf einmal würde ihm nicht bekommen.«
Als die Wölfin sich satt gefressen hatte, hinkte sie zu der Quelle, die glucksend zwischen zwei Steinen hervorsprudelte, und soff. Garion hob den Welpen hoch und trug ihn zum Wasser, damit auch er trinken konnte.
»Du bist nicht wie die anderen Menschen«, bemerkte die Wölfin.
»Nein«, bestätigte er, »nicht ganz.«
»Hast du eine Gefährtin?«
»Ja.«
»Eine Wölfin oder ein Weibchen von Menschenart?«
»Ein Weibchen von dieser Art.« Er tippte sich auf die Brust.
»Ah. Und jagt sie mit dir?«
»Unsere Weibchen jagen gewöhnlich nicht.«
»Was müssen sie da für nutzlose Weibchen sein!« Die Wölfin rümpfte verächtlich die Nase.
»Nein, das sind sie nicht.«
»Durnik und die anderen kommen«, rief Polgara. Dann blickte sie die Wölfin an. »Die anderen unseres Rudels werden gleich hier sein, kleine Schwester. Sie sind die Menschen, von denen ich dir erzählte. Hab keine Angst vor ihnen, denn sie sind wie er.« Sie deutete mit der Schnauze auf Garion. »Unser Führer und ich werden ebenfalls unsere Gestalt wandeln.
Die Gegenwart von Wölfen erschreckt die Tiere, die wir bei uns haben, und wir müssen sie von deinem Wasser tränken. Wird es dir etwas ausmachen, mit ihm zu gehen, der dich gefüttert hat, damit unsere Tiere sau-fen können?«
»Wie du willst«, antwortete die Wölfin.
Garion führte die hinkende Wölfin fort von der Quelle. Das jetzt schläfrige Junge trug er auf dem Arm. Der Welpe hob die Schnauze, leckte einmal über Garions Gesicht und schlief ein.
Durnik und Toth bauten ihr Lager nahe der Quelle auf, während Eriond und Silk die Pferde tränkten und dann in den Wald führten, um sie anzu-binden.
Nach einer Weile führte Garion die jetzt mißtrauische Wölfin zum Feuer. »Es ist an der Zeit, daß du auch die anderen unseres Rudels kennen-lernst«, sagte er zu ihr, »denn sie sind jetzt auch deine Rudelgefährten.«
»Das ist unnatürlich«, antwortete sie nervös, während sie neben ihm herhinkte.
»Sie tun dir ganz bestimmt nichts«, beruhigte er sie. Dann rief er den anderen zu: »Bitte verhaltet euch ganz still. Sie wird jeden beschnüffeln wollen, damit sie ihn später wiedererkennt. Versucht nicht sie zu berühren, und wenn ihr zu ihr sprecht, dann ganz ruhig. Sie ist momentan sehr nervös.«
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