Zauberin von Darshiva
hat Dutzende von Vettern, die nicht wissen, wie sie eine Schaufel in die Hand nehmen sollen.
Aber du kannst Gift drauf nehmen, das Bierfaß und den Eßtisch finden sie!«
Durnik lachte. »Wie steht’s mit der Arbeit?« fragte er. »Im Hafen, meine ich.«
»Die ist verdammt hart. Die hohen Herren behalten alles Gold für sich, und wir kriegen das Messing.«
Durnik lachte ironisch. »Ist das denn nicht immer und überall so?«
»Stimmt, Freund. Stimmt.«
»Es gibt keine Gerechtigkeit auf der Welt«, stellte Durnik seufzend fest.
»Es bleibt einem nichts übrig, als sich dem Schicksal zu beugen.«
»Wie wahr, wie wahr! Ich sehe, du hast selber schon unter ungerechten Herren gelitten.«
»Ein- oder zweimal«, gestand Durnik. Wieder seufzte er. »Aber jetzt zur Sache. Der Fürst interessiert sich für einen bestimmten Kerl mit weißen Augen. Hast du ihn vielleicht zufällig gesehen?«
»Ah!« rief der Mann. »Der! Ich wünsch’ ihm, daß er in einem Misthaufen versinkt!«
»Du bist ihm also schon mal begegnet?«
»Und die Begegnung war keine Freude, das darfst du mir glauben!«
»Ich sehe schon, wir haben die gleiche Meinung von dem Burschen.«
»Wenn du ihn umbringen möchtest, leih’ ich dir gern meinen Enterha-ken.«
»Das wäre der Überlegung wert.« Durnik lachte.
Garion starrte seinen ehrlichen alten Freund ungläubig an. Das war eine Seite, die er an Durnik nicht kannte. Er stellte mit einem verstohlenen Blick fest, daß auch Polgaras Augen sich vor Verwunderung geweitet hatten.
In diesem Moment kehrte Silk zurück, blieb jedoch rasch stehen, als Sammet ihm zuwinkte und einen Finger auf die Lippen drückte.
»Aber«, fuhr Durnik listig fort, »wie könnte man jemandem, den wir beide nicht ausstehen können, besser eins auswischen, als wenn wir einen Plan vereiteln, den er seit etwa einem Jahr verfolgt?«
Der Hafenarbeiter fletschte die Zähne zu einem wölfischen Grinsen. »Ich höre, mein Freund«, sagte er heftig.
»Verrat mir, wie wir dem Weißäugigen einen Strich durch die Rechnung machen können, dann helf ich dir mit Wonne!« Er spuckte in die Hand und streckte sie aus.
Auch Durnik spuckte in die Hand, und die beiden klatschten sie zusammen in einer Geste, die so alt war wie die Zeit. Dann senkte der Schmied vertraulich die Stimme. »Wir haben gehört, daß der Weißäugige
– mögen ihm sämtliche Zähne ausfallen – ein Schiff nach Melcena geheuert hat. Wir müßten wissen, welches Schiff, wann er losgesegelt, wer ihn begleitet hat und welchen Hafen er anlaufen will.«
»Kein Problem«, versicherte ihm der Hafenarbeiter großspurig und lehnte sich zurück.
»He, du!« rief Durnik Belgarath zu. »Wo bleibt das Bier?«
Wieder würgte Belgarath an unausgesprochenen Worten.
»Es ist heutzutag so schwierig, gute Dienstboten zu finden.« Durnik seufzte.
Polgara tat sich hart, ihr Lachen zu unterdrücken.
»Paß gut auf«, sagte der Hafenarbeiter und lehnte sich auf die gleiche vertrauliche Weise vor. »Ich sag dir, was ich mit meinen eigenen zwei Augen gesehen hab’, ich weiß es also nicht bloß vom Hörensagen. Dieser Weißäugige ist vor fünf Tagen auf den Kai gekommen. Es war noch ganz früh, weißt schon, einer dieser grauen Morgen, wenn man nicht weiß, ob man im Nebel oder im Rauch steht, und man lieber nicht tief einatmen möcht’. Jedenfalls, dieser Weißäugige hat eine Frau dabeigehabt, ganz vermummt in einem schwarzen Satinumhang, und die hat einen kleinen Jungen dabeigehabt.«
»Woher weißt du denn bei dieser Vermummung, daß es eine Frau war«, unterbrach ihn Durnik.
»Hast du denn keine Augen, Mann?« Der Hafenarbeiter lachte. »Sie haben doch einen ganz anderen Gang als wir. Du weißt schon, sie wiegen irgendwie die Hüften, wie kein Mann es fertigbringen tät’. Du kannst Gift drauf nehmen, daß es eine Frau war. Und der kleine Junge war schön wie ein Sonnenaufgang, aber irgendwie traurig. Ein kräftiger kleiner Bursche war er und hat ausgesehen, als wünschte er sich ein Schwert, mit dem er die loswerden könnte, die er nicht leiden kann. Jedenfalls gingen sie an Bord, und das Schiff ruderte in den Nebel. Ich hab’ gehört, daß es nach Melcene wollte – oder vielmehr zu einer gut versteckten Bucht in der Nä-
he dieser Stadt. Du weißt ja sicher, wie es mit Schmugglern ist.«
»Das war vor fünf Tagen?« vergewisserte sich Durnik.
»Vor fünf oder auch erst vier. So genau hab’ ich’s mir nicht gemerkt.«
Durnik schüttelte heftig die
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