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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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sich vor Liebe zu ihm zusammen. Wenn er wüsste, dass ich ganz nah bei ihm bin. Keine vier Meter entfernt. Ich kann sogar erkennen, dass er lächelt. Und ich sehe zwei Hände, die sich von hinten auf seinen Bauch legen und darüber streichen. Er dreht sich um und die weiblichen Hände, die nicht meine sind, gleiten seinen Rücken hinunter und in die Boxershorts hinein. Ich schnappe nach Luft. Gregors Lockenkopf neigt sich nach unten. Der wird sie doch jetzt wohl nicht etwa küssen? Ich verrenke mir den Hals und gebe fast die schützende Deckung des Baumes auf, aber da verschwinden die beiden bereits in das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer mit der sauteuer aussehenden Sitzgarnitur aus hellem Leder und einem Kamin in der Ecke. Mit offenem Mund beobachte ich, wie sie Hand in Hand die Treppe zur ersten Etage hinaufgehen. Dann erlischt das Flurlicht und ich sehe nur noch mein eigenes, schwaches Spiegelbild in der Fensterscheibe, das ziemlich schockiert aussieht. Das kann nicht sein, das kann doch einfach nicht sein, hämmert es in meinem Kopf. Als ich ein Geräusch höre, blicke ich nach oben zu dem großen Fenster im ersten Stock. Es wird geöffnet und ich flüchte mit einem Hechtsprung hinter den schützenden Baum. Dort kauere ich mich auf den Boden, den Rücken an den Stamm gelehnt und das Gesicht in den Händen vergraben. Ich weiß nicht, wie lange ich dort regungslos sitze. Meine Gedanken rasen. Er hat mich angelogen, der Mistkerl! Wie ich es auch drehe und wende, was ich da eben beobachtet habe, waren ganz sicher nicht Szenen einer kaputten Ehe. Und was mache ich jetzt? Lorettas Gesicht erscheint vor mir. Sie lächelt mich mitleidig an, streichelt sanft über mein Gesicht und sagt: »Aufstehen, duschen, weitermachen.« Das ist nämlich ihre Standardantwort, wenn wieder mal eine meiner Beziehungen den Bach runtergegangen ist. Fragt sich nur, wo ich hier mitten im Niemandsland eine Dusche herkriegen soll. In diesem Moment höre ich einige Meter links von mir ein Knarren und fahre erschrocken zusammen. Wie von Geisterhand öffnet sich die Glastür des Wintergartens. Ein Zeichen? Ich kneife die Augen zusammen. Aber da kommt des Rätsels Lösung in Form einer Katze mit geschmeidigen Bewegungen auf mich zu. Gregor hat mir gar nicht gesagt, dass er ein Haustier hat. Na ja, seine Frau hat er ja auch vier Wochen lang unterschlagen. Kaum einen halben Meter von mir entfernt bleibt sie stehen und mustert mich durchdringend aus glühenden, grünen Augen. Ihr Fell ist kurz und grau, aber das sind Katzen ja bekanntlich nachts immer. Ohne den Blick von mir zu wenden, setzt sie sich nieder und fängt an zu maunzen.
    »Shhh«, mache ich und lege einen Finger auf den Mund. Ihr Miauen klingt ziemlich laut durch die Stille. Sie hört tatsächlich auf, schaut mich nur unverwandt an. Ich schaue zurück. Haus, Garten, Tibby Schmusekatze. Langsam wende ich meinen Kopf nach links und starre die Fassade des Hauses an. Jonathan und Sophia erscheinen vor meinem inneren Auge. Aber diesen Gedanken verwerfe ich sofort wieder. Er kann keine Kinder haben. Schließlich war er die letzten vier Wochen fast ununterbrochen mit mir zusammen. Wer sollte sich also um die Kinder gekümmert haben, wenn seine Frau geschäftlich unterwegs war?
    »Aber wer sagt mir denn, dass das nicht auch bloß eine Lüge war«, wispere ich Tibby zu, deren Gesicht jetzt einen mitleidigen Ausdruck angenommen hat. Das bilde ich mir zumindest ein. Sie erhebt sich geschmeidig von ihren Hinterpfoten und schreitet langsam in Richtung Wintergarten. Wie in Trance stehe ich auf und folge ihr. Sie hebt die linke Vorderpfote und gibt der Tür damit einen leichten Schubs, so dass sie nach innen aufschwingt. Tibby dreht den Kopf in meine Richtung und gleitet dann durch den Spalt. Zögernd trete ich näher. Ich bin überrascht, dass Gregor und Anna einfach so die Türe auflassen. Aber natürlich, hier, hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen, da muss man natürlich keine Einbrecher fürchten. Ich mache noch einen weiteren Schritt, da schließt sich die Tür fast geräuschlos vor meiner Nase. Ich lege die Hand auf das kühle Metall des Türknaufs, drücke dagegen und betrete mit angehaltenem Atem das Haus. Das ist Einbruch, kreischt eine Stimme in meinem Kopf. Wieso, frage ich bissig zurück, die Tür ist schließlich offen. Das ist natürlich Schwachsinn, ist mir auch klar. Aber ich kann nicht anders. Irgendetwas zieht mich in dieses Haus hinein. Die Frauenhände mit den

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