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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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schon«, unterbricht Michael sie und fährt mit strenger Miene fort, meinen Strafzettel auszufüllen. Während Nora Kinkel sich in Richtung Polizeiauto davon trolle, murmelt er: »Also, Mängel am Fahrzeug, Spurwechsel ohne Blinken, Telefonieren ohne Freisprech…«
    »Ich sage doch, ich habe eine Freisprechanlage«, sage ich heftig und fuchtele mit dem nutzlosen Ding herum, doch sein Blick bringt mich zum Schweigen. So ein Idiot! Ich dachte, er mag mich. Warum sonst hat er mir denn die Lebensmittel geschickt? Und mir das Du angeboten? Aber schon klar, wenn es um Recht und Ordnung geht, kennt so ein Korinthenkacker natürlich keine Freunde.
    »So, hier.« Schwungvoll setzt er seinen Hans-Willi unter den Strafzettel und reicht ihn mir.
    »Danke«, sage ich säuerlich.
    »Und Luzie?«
    »Ja, Herr Lange«, sage ich betont und er lächelt ein wenig.
    »Ich finde, deine Freundin hat recht. Du solltest ihn aus deinem Leben raushalten. Er tut dir nicht gut.« Na, das hab ich gern. Mir erst einen Strafzettel geben und dann auch noch unerwünschte Ratschläge.
    »Ich glaube, ich komme ganz gut alleine klar«, antworte ich steif. »Kann ich jetzt bitte fahren? Ich habe einen wichtigen Termin.«
    »Natürlich. Und lass das Bremslicht reparieren.«
    »Ja doch«, gebe ich genervt zurück, während Michael einen Schritt nach hinten geht, um mich wegfahren zu lassen. Ich drehe den Zündschlüssel und gebe jaulend Gas. Mit einer übertriebenen Geste setze ich den Blinker und sehe Michael scheel von unten herauf an, bevor ich mit quietschenden Reifen wieder auf die Straße fahre.
    »Bis bald«, ruft er mir hinterher.
    »Hoffentlich nicht«, murmele ich. Jetzt aber schnell. Während ich zügig die Straße entlangfahre, höre ich plötzlich Geräusche auf meiner Rückbank. Was ist das denn? Ich lehne mich ein wenig zurück und lausche. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Ich verrenke mir beinahe den Nacken, während ich mich nach meinem Telefon strecke, aus dem die Laute kommen.
    »Luuuuuzie, hallooo!«
    »Du bist immer noch dran?«, frage ich in den Hörer und Loretta lacht.
    »Klar! Na, mal wieder in eine Polizeistreife gekommen, Frau Kramer?«
    »Allerdings«, sage ich verstimmt und sehe mich hektisch um, ob nicht schon wieder irgendwo ein Streifenwagen auf der Lauer liegt, um mich des Telefonierens ohne Freisprechanlage zu überführen. Wobei mir auffällt, dass die pädagogische Wirkung eines Strafzettels anscheinend gegen Null geht. Zumindest bei mir.
    »Hab ich richtig gehört? Schon wieder dieser Michael? Verfolgt der dich?«
    »Keine Ahnung«, sage ich desinteressiert, während ich auf einen großen Parkplatz abbiege. Hier muss es sein. Richtig, dort ist die Hausnummer neun und ich habe noch genau neunzig Sekunden Zeit.
    »Er liebt dich«, kichert Loretta mit hoher Fistelstimme, »er will dich heiraten und ganz viele Babys mit dir haben.«
    »Dieses Ziel wird er nicht erreichen, indem er mir saftige Bußgelder aufbrummt«, kontere ich genervt.
    »Wieviel ist es denn?« will Loretta neugierig wissen. Ich nehme unwillig den Strafzettel zur Hand und ziehe erstaunt die Luft ein. »Hat’s dir die Sprache verschlagen? Nun sag schon, wieviel«, drängelt Loretta.
    »Siebenmillionendreihundertsechsundzwanzigtausenddreihundertzwölf«, gebe ich ernsthaft zurück.
    »Willst du mich veräppeln?«
    »Ich sage dir, das ist die Zahl, die hier steht. Ach, warte, und darüber steht Folgendes: Ich kenne ein köstliches Restaurant, ideal für Zahnlose oder Liebeskummergeplagte. Würde dich dort gerne auf eine Suppe einladen. Wenn du Lust hast, ruf mich an unter 73 26 312.«
     
    Loretta findet das mit der Suppe eine großartige Idee. Und das mit dem Heiraten und Kinderkriegen anscheinend auch.
    »Auch wenn ich ihn nicht kenne, ist der mir jetzt schon tausendmal sympathischer als Gregor«, redet sie auf mich ein, während ich schnellen Schrittes in den zweiten Stock hinaufrenne. Vor einer grünen Tür steht bereits eine ganze Traube Menschen, die genau so übernächtigt wirken wie ich. Hier bin ich zweifellos richtig. Ich nicke in die Runde und stelle mich mit dem Rücken an die Fensterbank.
    »Und wieso?«, erkundige ich mich bei Loretta. »Nun, er scheint dich zu mögen, lässt sich von einer Abfuhr nicht entmutigen, ist unverheiratet und, was das Wichtigste ist, er hat erkannt, dass deine Freundin Loretta immer recht hat.«
    »Haha. Ich muss auflegen.« Ich drücke sie weg und schalte mein Telefon gleich ganz aus, weil jetzt ein dicker Typ

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