Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
weitersprach. »Für ihn zählte, was ich tun konnte. Bei den anderen geht es darum, wie ich aussehe oder was die anderen von mir halten.«
    »Du hast zuviel getrunken«, sagte er leise. Eigentlich waren diese Worte als Trost gedacht; er meinte damit, dass diese Dinge sie nur kümmerten, wenn sie betrunken und verletzlich war. Stattdessen hörten sie sich wie eine weitere Verurteilung an. Doch sie ließ einfach nur den Kopf sinken und folgte ihm gefügig, also ließ er es dabei bewenden. Er hatte eindeutig kein Glück damit, ihre Laune zu bessern, und ehrlich gesagt wusste er auch gar nicht, ob er das wollte oder ob es ihm oblag, es zu tun. Konnte sie mit ihm sprechen und vollkommen vergessen, wie gründlich er aus seiner Welt ausgestoßen war? Vor einigen Wochen hatte sie ihm das noch ins Gesicht geschleudert. Es war nicht fair, dass sie jetzt Mitleid erwartete, wo sich die Sachlage verändert hatte.
    Sie gingen bereits eine Weile schweigend nebeneinander her, als sie erneut sprach. »Brashen«, sagte sie ruhig und ernsthaft. »Ich werde mein Schiff zurückbekommen.«
    Er brummte unverbindlich. Es war sinnlos, ihr zu sagen, dass er dafür keine Möglichkeit sah.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«, wollte sie wissen.
    »Ja, hab ich.«
    »Aha. Und willst du nichts dazu sagen?«
    Er lachte kurz und bitter auf. »Wenn du dein Schiff zurückbekommst, dann erwarte ich, dass ich wieder Erster Maat werde.«
    »Abgemacht!«, sagte sie großmütig.
    Brashen schnaubte verächtlich. »Wenn ich gewusst hätte, wie leicht das ist, dann hätte ich verlangt, Kapitän zu werden.«
    »Nein. Nein, ich werde Kapitän. Aber du kannst der Erste Maat sein. Die Viviace mag dich. Wenn ich Kapitän bin, will ich nur Leute an Bord haben, die wir mögen.«
    »Danke«, sagte er verlegen. Er hätte niemals geglaubt, dass Althea ihn mochte. In gewisser Weise berührte ihn das. Die Tochter des Kapitäns hatte ihn also doch gemocht.
    »Was?«, fragte sie mit trunkener Stimme.
    »Nichts«, erwiderte er. »Gar nichts.«
    Sie bogen in die Straße ein, in der die Regenwildflusshändler ihre Läden hatten. Hier waren die Geschäfte prächtiger, und bis auf ein oder zwei waren alle bereits geschlossen. Die exotische teure Ware, die hier feilgeboten wurde, war nur etwas für die sehr Reichen, nichts für die wilde und leichtsinnige Jungen, die die Hauptkundschaft auf dem Nachtmarkt bildete. Die großen Glasfenster waren während der Nacht mit Fensterläden verschlossen, und schwerbewaffnete Wachen lungerten neben einigen Läden herum. Mehr als einer bedachte das Paar mit finsteren Blicken, als es an ihnen vorbeiging. Die Waren hinter den geschlossenen Fensterläden erstrahlten in der Magie der Regenwildnis. Brashen war es immer so vorgekommen, als habe eine Atmosphäre sowohl von Schauer als auch von Süße in dieser Straße gehangen. Es ließ einem die Haare im Nacken zu Berge stehen, und gleichzeitig hatte man vor Ehrfrucht einen Kloß im Hals. Selbst in der Nacht, wenn die geheimnisvollen Handelsgüter des verbotenen Flusses nicht zu sehen waren, schimmerte eine Aura von Magie silbrig kalt in der Luft. Er fragte sich, ob Althea dasselbe fühlte, und hätte ihr diese Frage beinahe gestellt, nur kam sie ihm plötzlich zu ernsthaft und gleichzeitig zu trivial vor, um sie laut zu äußern.
    Das Schweigen zwischen ihnen wuchs an, bis Altheas Hand auf seinem Arm plötzlich eine merkwürdige Nähe ausstrahlte.
    Als er sprach, tat er es hauptsächlich, um diesen Bann zu brechen, nicht, weil es nötig war. »Na, sie ist aber ganz schön schnell in der Welt weitergekommen«, bemerkte er laut, als sie an Ambers Laden vorbeigingen. Er deutete mit einem Nicken auf eine Geschäftsfront an der Ecke der Regenwildstraße, wo Amber selbst im Fenster saß, hinter teuren Yicca-Glasscheiben. Sie waren so klar wie Wasser und befanden sich in kunstvoll verzierten und vergoldeten Rahmen. Dadurch sah die Frau am Fenster selbst aus wie ein Kunstwerk. Der Stuhl, auf dem sie saß, war aus weißer Weide geflochten. Sie trug ein langes braunes Kleid, das schlicht von ihren Schultern herabhing und ihren zierlichen Körper eher verhüllte als betonte. Ihre Fenster waren weder verbarrikadiert, noch mit Fensterläden verschlossen, und davor lungerten auch keine Wachen herum.
    Vielleicht vertraute Amber auf ihre eigene merkwürdige Präsenz, Diebe abzuschrecken. Eine einzelne Lampe brannte auf dem Boden neben ihr und verbreitete gelbliches Licht. Das tiefe Braun ihres Gewandes

Weitere Kostenlose Bücher