Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
das. Für wen muss Althea sorgen? Nun, nur für sich selbst, und ich denke, wir können uns soweit vertrauen, dass wir sie niemals nackt oder obdachlos lassen. Aber wäre die Situation umgekehrt und das Schiff ihr gegeben worden, hätte sie die Viviace ohne einen Blick zurück aus dem Hafen gesegelt, und sehr wahrscheinlich hätte sie diesen Tunichtgut Brashen auch noch als Kapitän eingesetzt.«
    Er streckte sich. Dann schlang er den Arm um sie und hielt sie fest an sich gedrückt. »Nein, Keffria, ich glaube nicht, dass wir in Frage stellen müssen, dass das, was wir heute getan haben, das Beste war. Wir wissen, dass wir für Althea sorgen werden und dass wir deine Mutter von ihren finanziellen Schwierigkeiten befreien können. Kannst du sicher sagen, dass Althea für deine Mutter sorgen würde, ganz zu schweigen für uns und unsere Kinder? Ich glaube, dass dein Vater am Ende eingesehen hat, wie klug es war, das Schiff dir zu geben, auch wenn es ihm schwergefallen ist, die Gefühle seines kleinen Lieblings zu verletzen.«
    Keffria seufzte und schmiegte sich enger an ihn. Alles was er sagte, machte Sinn. Das war einer der Gründe, warum sie ihn geheiratet hatte. Seine Fähigkeit, die Dinge so sorgfältig und logisch zu durchdenken, verlieh ihr ein Gefühl von Geborgenheit. Denn eines hatte sie genau gewußt, als sie geheiratet hatte: Sie wollte auf keinen Fall ihr Leben an einen Mann binden, der genauso impulsiv und schwärmerisch war, wie ihr Vater es gewesen war. Sie sah, was das aus ihrer Mutter gemacht hatte. Sie war sehr schnell gealtert. Andere Händlermatronen lebten ein ruhiges, einfaches Leben, pflegten ihren Rosengarten und ihre Enkelkinder, während ihre eigene Mutter jeden Tag früh aufgestanden war und sich Entscheidungen und Arbeit gegenübersah, die kaum ein Mann hätte allein bewältigen können. Es waren nicht nur die Kontobücher und die schwierigen Verhandlungen mit Geschäftspartnern. Oft war ihre Mutter hoch zu Ross auf die Felder geritten und hatte kontrolliert, ob das, was ihre Aufseher ihr berichteten, auch wirklich stimmte.
    Seit Keffria sich erinnern konnte, hatte sie die Jahreszeit der Bohnenernte gehasst. Als sie klein gewesen war, wusste sie nur eins: Es bedeutete, ihre Mutter war schon weg, wenn sie aufwachte, und sie würde sie erst eine Stunde vor dem Zubettgehen wiedersehen. An manchen Tagen vielleicht auch gar nicht. Als sie älter wurde, hatte ihre Mutter sie einige Jahre lang mit auf die glühenden Felder genommen, zu den langen Reihen stachliger grüner Büsche, die voll mit den reifen Bohnen waren. Sie hatte sie gezwungen zu lernen, wie man diese Bohnen erntet, wie die Krankheiten aussehen, die sie plagten, welche Büsche man sofort herausziehen und verbrennen musste und welche sorgfältig mit einer starken Tinktur aus Blattmulch und Pferdemist abgewaschen werden mussten.
    Keffria hatte es gehasst. Sobald sie alt genug war, um sich Sorgen um ihre Haare und ihre Haut zu machen, hatte sie rebelliert und sich geweigert, noch länger gequält zu werden.
    Das war dasselbe Jahr, so erinnerte sie sich, in dem sie sich entschieden hatte, niemals einen Mann zu heiraten, der zur See fahren und ihr solche Lasten aufbürden würde. Sie wollte einen Mann, der bereit war, die Rolle eines Mannes zu erfüllen, sich um sie zu kümmern, auf sie aufzupassen und sie vor allen Sorgen und Gefahren zu verteidigen. »Und dann gehe ich hin und heirate einen Seemann«, sagte sie laut. Die Zärtlichkeit in ihrer Stimme verwandelte die Worte in ein Kompliment.
    »Hm?«
    Die schläfrige Frage kam tief aus seinem Inneren. Sie legte ihm eine Hand auf die blasse Brust und betrachtete im Mondlicht den Kontrast zwischen ihrer olivfarbenen und seiner weißen Haut.
    »Ich wünschte, du wärst nicht soviel fort«, sagte sie leise.
    »Jetzt, wo Papa tot ist, bist du der Mann in der Familie. Wenn du nicht da bist…«
    »Ich weiß«, sagte er ruhig. »Ich habe ebenfalls darüber nachgedacht, und es macht mir auch Sorgen. Warum sonst glaubst du wohl, bestehe ich darauf, dass Wintrow mit mir auf das Schiff kommt? Es wird Zeit, dass er als ein Mann dieser Familie auftritt und seinen Anteil an der Verantwortung übernimmt.«
    »Aber… Seine Priesterschaft«, wandte Keffria zittrig ein. Es fiel ihr sehr schwer, ihrem Ehemann zu widersprechen, aber in diesem einen Punkt hatte er ihr bisher immer ihren Willen gelassen. Sie konnte kaum begreifen, dass er jetzt seine Meinung änderte.
    »Du weißt, dass ich diesen Unsinn

Weitere Kostenlose Bücher