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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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würde alles zum Guten wenden, außer sie selbst tat es. Sie bezweifelte, dass Keffria genügend Fähigkeiten besaß, das Familienvermögen zu verwalten. Keffria und ihre Mutter hatten ihre Angelegenheiten zwar gut gehandhabt, aber Kyle würde ebenfalls in dem Topf herumrühren. Wenn sie ganz von der Bildfläche verschwand, wie schlimm konnte sich dann die Lage für die Vestrits entwickeln?
    Sie konnten alles verlieren.
    Selbst die Viviace .
    So etwas war zwar noch nie in Bingtown passiert, aber der Devouchet-Clan war ganz nah dran gewesen. Sie hatten sich so hoch verschuldet, dass das Händler-Konzil ihren Hauptgläubigern, den Händlern Conry und Risch, gestattet hatte, das Zauberschiff der Devouchets als Pfändungsmasse in Besitz zu nehmen. Der älteste Sohn sollte als Vertragssklave an Bord bleiben, bis die Familienschulden getilgt waren. Doch noch bevor diese Vereinbarung abgeschlossen wurde, kam eben dieser Sohn mit dem Schiff in den Hafen von Bingtown. An Bord hatte er eine Ladung, die soviel Gewinn abwarf, dass die Familie ihre Gläubiger befriedigen konnte. Die ganze Stadt hatte seinem Triumph beigewohnt, und eine Weile war er wie ein Held gefeiert worden. Irgendwie konnte sich Althea jedoch Kyle nicht in dieser Rolle vorstellen. Nein. Eher würde er sowohl das Schiff als auch seinen Sohn den Gläubigern überantworten und dann Wintrow einreden, dass alles seine Schuld war.
    Seufzend konzentrierte sie sich wieder darauf, was sie am meisten fürchtete. Was passierte mit der Viviace ? Das Schiff war gerade erst erwacht. Und die Legenden um die Zauberschiffe besagten, dass sich ihre Persönlichkeit in den ersten Wochen entwickelte. Alle stimmten darin überein, dass man praktisch nicht vorhersagen konnte, welches Temperament ein Lebensschiff annehmen würde. Ein Schiff konnte seinen Besitzern ähneln, sich aber auch genausogut vollkommen und verblüffend von ihnen unterscheiden. Althea hatte eine Rücksichtslosigkeit in der Viviace verspürt, die ihr kalte Schauer über den Rücken jagte. Würde sich dieser Charakterzug in den folgenden Wochen noch stärker ausprägen, oder würde das Schiff plötzlich den Sinn ihres Vaters für Gerechtigkeit und Fairness ausbilden?
    Althea dachte an den Kendry , ein Zauberschiff, das für seinen Eigensinn berüchtigt war. Er duldete keine lebende Fracht in seinem Laderaum und hasste Eis. Er segelte nur zu bereitwillig nach Süden nach Jamaillia, aber alle Seeleute waren sich einig, dass es schrecklich war, wenn die Reise nach Norden zu den Sechs Herzogtümern oder noch weiter hinaufging. Es war, als segle man ein Schiff aus Blei. Aber bei einer duftenden Fracht und nach Süden segelte das Schiff sich fast selbst und war so schnell wie der Wind. Ein starker Wille in einem Schiff war gar nicht so schlecht.
    Außer, das Schiff wurde verrückt.
    Althea stocherte in dem Rest Fisch auf ihrem Teller herum.
    Trotz der Hitze fühlte sie sich innerlich kalt. Nein, die Viviace würde niemals wie der Paragon werden. Das konnte sie gar nicht. Sie war ordentlich erwacht und mit einer richtigen Zeremonie willkommen geheißen worden und erst, nachdem drei erfüllte Seglerleben in sie eingegangen waren. Alle wussten, was den Paragon ruiniert hatte. Die Gier seiner Besitzer hatte ein verrücktes Lebensschiff erschaffen und Tod und Vernichtung über die Familie gebracht.
    Der Paragon hatte erst ein Leben erhalten, als Uto Ludlock das Kommando übernommen hatte. Alle sagten, dass sein Vater Palwick Ludlock, ein vornehmer Händler und ein großartiger Kapitän gewesen war. Über Uto konnte man bestenfalls sagen, dass er gerissen und geschickt war. Und bereit, hoch zu spielen. Er wollte das Zauberschiff unbedingt noch in seinem Leben abbezahlen und hatte den Paragon immer überladen.
    Nur wenige Seeleute heuerten zweimal bei ihm an, weil man Uto die Arbeit niemals gut genug machen konnte. Das galt nicht nur für seine Mannschaft, sondern auch für seinen jüngsten Sohn Kerr, den Schiffsjungen. Es gab Gerüchte, dass dieses unerwachte Schiff schwer zu lenken sei, obwohl die meisten es auf zu viele Segel und zu wenig freie Deckfläche zurückführten, aufgrund Utos Gier.
    Das Unausweichliche geschah. Es kam ein Wintertag in einer Zeit der Stürme, als der Paragon überfällig gemeldet wurde.
    Setre Ludlock lief unruhig am Pier auf und ab – niemand, den sie fragte, hatte den Paragon gesehen oder etwas von ihrem Ehemann und ihrem Sohn gehört.
    Sechs Monate später kam der Paragon nach Hause. Er

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