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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sie Bingtown.
    Niemand hörte jemals wieder etwas von Gable und seiner Mannschaft.
    Als der Paragon wieder gesichtet wurde, war er ein Wrack mit zerstörter Takelage und zerrissener Leinwand. Die Berichte über ihn erreichten Bingtown Monate, bevor er selbst dort eintrudelte. Er lag tief im Wasser, und seine Decks waren beinahe überflutet. Kein Mensch reagierte auf die Rufe der vorbeifahrenden Schiffe. Nur die Galionsfigur starrte mit schwarzen Augen und steinerner Miene auf die, die es wagten, näher heranzukommen. Sie sahen, dass tatsächlich niemand das Schiff segelte. Er kam wieder zurück nach Bingtown, zurück an den Pier, an dem er so lange gelegen hatte. Die ersten – und einzigen – Worte, die er angeblich sagte, lauteten: »Sagt meiner Mutter, dass ich zurückgekommen bin.«
    Ob das der Wahrheit entsprach oder nur Legende war, wusste Althea nicht.
    Schließlich fand Sedge den Mut, das Schiff zu vertäuen und an Bord zu gehen, fand aber keine Spur von seinem Bruder oder irgendeinem anderen Seemann, weder tot noch lebendig. Der letzte Eintrag im Logbuch sprach von schönem Wetter und der Aussicht auf einen guten Gewinn aus ihrer Fracht. Nichts deutete auf einen Grund hin, warum die Mannschaft das Schiff hätte verlassen sollen. In den Laderäumen befand sich eine vollkommen durchnässte Ladung aus Seide und Brandy.
    Die Gläubiger nahmen das, was noch zu retten war, und überließen das Unglücksschiff Sedge. Die ganze Stadt erklärte ihn für verrückt, als er den Paragon für sich beanspruchte und Wechsel auf sein Haus und seine Ländereien unterschrieb, um ihn wieder flottzumachen.
    Sedge unternahm siebzehn erfolgreiche Reisen mit dem Paragon. Denen, die ihn fragten, wie er das geschafft habe, antwortete er, dass er die Galionsfigur einfach ignoriere und das Schiff segle, als wäre es aus einfachem Holz. In diesen Jahren verharrte die Galionsfigur des Paragon tatsächlich in stummen Trotz und erwiderte nur traurig die Blicke der Leute, die ihn im Vorbeigehen ansahen. Seine mächtigen Arme hatte er über seiner muskulösen Brust gekreuzt und die Zähne so fest zusammengebissen, wie sie es noch gewesen waren, als er unbewusstes Holz gewesen war. Welches Geheimnis das Schiff auch über das Schicksal von Gable und seiner Mannschaft hütete, Paragon behielt es für sich. Altheas Vater hatte ihr erzählt, dass der Paragon im Lauf der Zeit beinahe im Hafen akzeptiert wurde. Einige meinten, Sedge sei es gelungen, die Pechsträhne zu durchbrechen, die das Schiff verfolgt hatte.
    Sedge selbst prahlte mit seiner Überlegenheit über das Zauberschiff und nahm furchtlos selbst seinen ältesten Sohn mit auf die Reise. Sedge gelang es, die Wechsel über sein Haus und seine Ländereien einzulösen und seiner Frau und seinen Kindern ein behagliches Leben im Wohlstand zu bieten. Einige der ehemaligen Gläubiger des Schiffes knurrten bereits und meinten, sie wären etwas zu voreilig gewesen, als sie ihm das Unglücksschiff überschrieben hätten.
    Aber der Paragon kehrte nicht von Sedges achtzehnter Reise zurück. Es war ein Jahr der schweren Stürme, und einige meinten, dass Sedges Schicksal sich in nichts von dem unterschied, was auch viele andere Seefahrer in diesem Jahr ereilte. Besonders stark vereiste Takelung konnte so manches Schiff zum Kentern bringen, selbst wenn es ein Zauberschiff war. Sedges Frau ging unruhig an dem Pier auf und ab und musterte den Horizont mit leerem Blick. Aber es sollte volle zwanzig Jahre dauern, und sie sollte wieder verheiratet sein und noch mehr Kinder geboren haben, bis der Paragon zurückkehrte.
    Wieder trieb er kieloben heran, hatte Wind und Wellen und den Strömungen getrotzt, um langsam nach Hause zu dümpeln.
    Als man diesmal den silbernen Kiel seines Rumpfes sah, wussten alle beinahe augenblicklich, um wen es sich handelte. Diesmal fanden sich keine Freiwilligen, die ihn hereinzogen, und es hatte auch niemand Lust, ihn aufzurichten und herauszufinden, was mit der Mannschaft geschehen war. Selbst mit ihm zu sprechen galt schon als unglücksträchtig. Aber als sich sein Mast in dem schlammigen Dreck des Hafenbeckens festsetzte und sein Rumpf eine Gefahr für jedes Schiff wurde, das ein-und auslief, befahl der Hafenmeister seine Leute hinaus. Fluchend und schwitzend wuchteten sie ihn frei, und mit der höchsten Welle in diesem Monat gelang es ihnen, ihn soweit wie möglich an den Strand zu ziehen. Als die Ebbe einsetzte, saß er vollkommen auf Grund.
    Alle konnten sehen, dass nicht

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