Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
habe die Fässer so verstaut, wie mein Vater sie verstaut hätte, wenn er an Bord wäre. Und sie stehen jetzt genauso, wie alle Fässer vertäut worden sind, seit ich zehn Jahre alt war. Zapfen nach oben, die Bilge vorn und hinten frei und die Enden verkeilt. So sind sie gesichert, und wenn sie nicht schon vom vielen Herumrollen verdorben sind, dann können wir sie vielleicht noch verkaufen, wenn wir endlich in Bingtown ankommen.«
Seine Wangen liefen rosa an, und Althea fragte sich, wie Keffria einen Mann ertragen konnte, dessen Wangen rosa wurden, wenn er sich aufregte. Sie wappnete sich gegen den Sturm. Als Kyle sprach, erhob er seine Stimme nicht, aber hinter seinen abgehackten Worten wurde sein Bedürfnis deutlich, sie anzuschreien.
»Dein Vater ist aber nicht hier, Althea. Und genau das ist der entscheidende Punkt. Ich bin der Herr dieses Schiffes, und ich befehle, wie ich die Ladung verstaut haben will. Du hast erneut hinter meinem Rücken meine Befehle missachtet. Ich werde diese Einmischung nicht länger dulden. Du säst Zwietracht und stellst dich zwischen mich und meine Mannschaft.«
Sie antwortete ruhig: »Ich habe aus eigenem Antrieb reagiert und ganz allein gehandelt. Ich habe der Mannschaft keine Befehle erteilt, und ich habe noch nicht einmal mit jemandem über meine Absicht gesprochen. Ich habe nichts getan, was zwischen dich und die Mannschaft treten könnte.«
Sie presste die Lippen zusammen, bevor ihr noch mehr herausrutschte. Sie würde ihm nicht sagen, dass das einzige, was zwischen ihm und der Mannschaft stand, seine eigene Inkompetenz war. Die Seeleute, die für ihren Vater freiwillig in den Tod gegangen wären, sprachen jetzt ganz offen darüber, dass sie sich ein anderes Schiff suchen würden, wenn sie wieder auf See gingen. Kyle lief Gefahr, die handverlesene Mannschaft zu verlieren, die ihr Vater während des letzten Jahrzehnts zusammengefügt hatte.
Kyle wirkte wütend über ihren Widerspruch, »Es reicht schon, dass du gegen meine Befehle gehandelt hast. Das tust du nur, um meine Autorität herauszufordern. Dein schlechtes Beispiel auf diesem Schiff macht die Mannschaft unruhig. Deshalb bin ich gezwungen, strengere Disziplin walten zu lassen. Du solltest dich für das schämen, was du ihnen antust. Aber nein. Du kümmerst dich kein bisschen darum. Althea Vestrit steht vermutlich noch über dem allmächtigen Sa! Du hast der ganzen Mannschaft deine vollkommene Missachtung meiner Befehle vorgeführt. Wärst du ein richtiger Seemann, würde ich ein Exempel an dir statuieren, eines, das unter Beweis stellen würde, dass an Bord dieses Schiffes nur meine Befehle gelten.
Aber du bist nichts weiter als die verzogene Göre eines Händlers. Genauso behandle ich dich auch und verschone deinen Rücken.
Aber wehe, du kommst mir noch einmal in die Quere. Nimm dir diese Warnung zu Herzen, Kind. Ich bin Kapitän dieses Schiffes, und mein Wort an Bord ist Gesetz.«
Althea antwortete nicht, aber sie wandte auch den Blick nicht ab. Sie erwiderte seinen Blick gleichmütig und versuchte, ihre Miene so unbeteiligt aussehen zu lassen, wie sie konnte. Kyles Stirn rötete sich. Er holte tief Luft und rang um seine Beherrschung. Doch seine Blicke spießten sie förmlich auf. »Und was bist du, Althea?«
Diese Frage hatte sie nicht erwartet. Auf Anschuldigungen und Tadel konnte sie mit Schweigen reagieren. Aber indem er ihr eine Frage stellte, verlangte er eine Antwort, und ihr war klar, dass die nur unverhüllt trotzig ausfallen konnte. Also gut. »Ich bin die Besitzerin dieses Schiffes«, erwiderte sie so würdevoll, wie sie konnte.
»Falsch!«
Diesmal schrie er. Aber einen Augenblick später hatte er sich wieder in der Gewalt. Er beugte sich über den Tisch und spie ihr die Worte förmlich ins Gesicht. »Du bist die Tochter des Besitzers. Und selbst wenn du der Besitzer wärst, würde es die Lage kein bisschen verändern. Nicht der Besitzer führt das Schiff, sondern der Kapitän. Du bist nicht der Kapitän, und du bist auch nicht der Erste Maat. Du bist nicht einmal ein ordentlicher Seemann. Das einzige, was du tust, ist, dass du eine Kajüte mit Beschlag belegst, die eigentlich dem Zweiten Maat zusteht, und nur die Pflichten erledigst, die dir gefallen.
Der Besitzer dieses Schiffes ist Ephron Vestrit, dein Vater. Er ist derjenige, der mir das Kommando über die Viviace übertragen hat. Wenn du mich nicht um meinetwillen respektierst, dann respektiere wenigstens die Wahl deines Vaters, mich dieses
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