Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
Hause Dinge sagte und dann vor Händler Restate nicht für ihre Ansichten einstand. Ihr schärfster Einwand war: »Davad, ich brauche mir nur vorzustellen, selbst eine Sklavin zu sein, um zu wissen, dass es falsch ist.«
Als wäre das ein schlagendes Argument. Malta war von der ganzen Diskussion höchst gelangweilt, lange, bevor die Kutsche anhielt. Und sie hatte es immer noch nicht geschafft, ihrer Mutter von den Flammenjuwelen zu erzählen.
Wenigstens waren sie nicht die Letzten, die ankamen. Jedenfalls nicht die Allerletzten. Malta musste ihre ganze Beherrschung aufbringen, um ruhig sitzen zu bleiben, während sich Restate mit dem kaputten Türriegel abmühte und sich dann aus der Kutsche quetschte. Sie folgte ihm und sprang gewandt herunter, bevor er ihre Hand in seine feuchte, fleischige Pranke nehmen konnte. Der Mann löste bei ihr das dringende Bedürfnis aus, sich zu waschen.
»Malta!«, rief ihre Mutter scharf, als sie die Auffahrt hinaufging. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihre Stimme zu senken. »Warte hier. Wir gehen alle zusammen.«
Malta presste die Lippen zusammen und stieß die Luft durch die Nase. Sie machte es absichtlich: Ihre Mutter genoss es, in der Öffentlichkeit mit ihr zu sprechen, als wäre sie noch ein Kind.
Sie wartete, aber als sie sie einholten, blieb sie absichtlich ein wenig zurück. Nicht so weit, dass ihre Mutter sie rief, aber weit genug, dass sie nicht direkt bei ihnen und Händler Restate war.
Die Halle der Händler lag im Dunkeln. Nun, nicht ganz, aber sie war längst nicht so hell erleuchtet wie bei dem Erntedankball.
Nur zwei Fackeln brannten am Wegrand und die Fenster der Halle leuchteten schwach durch Spalten in den Läden.
Vermutlich weil die Regenwildfamilien diese Versammlung einberufen hatten. Sie mochten kein Licht, jedenfalls wurde das immer behauptet. Delo meinte, dass es an ihren Augen läge.
Malta dagegen glaubte, dass sie einfach nicht wollten, dass man sie anstarrte, wenn sie alle so hässlich waren wie die, die sie gesehen hatte. Verwarzt. So hatte jemand sie beschrieben.
Verwarzt und missgebildet. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Wie viele von ihnen heute wohl hier sein würden?
Noch während Davads Kutscher die Pferde antrieb, fuhr die nächste Kutsche ratternd vor. Es war eine altmodische Kutsche, mit schweren Spitzenvorhängen vor den Scheiben. Malta ging langsamer, weil sie sehen wollte, wer ausstieg. In dem dämmrigen Licht musste sie sich anstrengen, um das Wappen auf der Tür zu sehen. Sie erkannte es nicht, es konnte kein Wappen eines Alten Händlers sein. Das bedeutete, dass sie zu den Regenwildnisleuten gehörten. Niemand sonst würde es wagen, heute Abend hier aufzutauchen. Malta ging weiter, aber sie konnte nicht widerstehen. Sie musste einfach über die Schulter zurückblicken. Eine Familie stieg aus. Sechs Gestalten, alle mit Umhängen und Kapuzen in dunklen Farben. Aber als sie sich bewegten, ließ die Berührung der behandschuhten Hände an einem Kragen oder einer Manschette ein winziges bernsteinfarbenes, rot-oranges Licht aufflammen. Maltas Nackenhaare richteten sich auf, als sie begriff, was es war.
Flammenjuwelen. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Oh, die Gerüchte wurden ihnen überhaupt nicht gerecht. Sie hielt den Atem an und starrte auf den Schmuck. Je näher sie kamen, desto wunderschöner sahen sie aus.
»Malta?«
Sie hörte die Warnung in der Stimme ihrer Mutter.
»Guten Abend.«
Die heisere Stimme der Frau drang aus den schattigen Tiefen der Kapuze. Jetzt erst bemerkte Malta, dass die Kapuze ebenfalls mit einem Spitzenschleier verhüllt war. Was konnte so furchterregend sein, dass man es selbst in der Dunkelheit verbergen musste? Die Flammenjuwelen, die sie trug, waren scharlachrot, und sie beschwerten den unteren Saum ihres Schleiers. Malta hörte hastige Schritte hinter sich und das sanfte Rascheln von Stoff. Sie zuckte zusammen, als die Stimme ihrer Mutter direkt an ihrem Ellbogen ertönte. »Guten Abend.
Ich bin Keffria von der Händlerfamilie der Vestrits.«
»Jani vom Regenwildnisclan der Khuprus entbietet dir ihren Gruß«, antwortete die Verschleierte.
»Darf ich Euch meine Tochter vorstellen, Malta Haven von der Vestrit-Familie?«
»Das dürft Ihr.«
Die Stimme der Frau war ein kultiviertes Schnurren. Malta fiel erst sehr spät ein, sich zu verbeugen. Die Frau kicherte anerkennend. Als sie redete, adressierte sie ihre Worte an Maltas Mutter. »Ich glaube nicht, dass ich sie bereits bei
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