Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
plaudern. Sie verstand sie einfach nicht.
»Seid ihr bald fertig?«, drängelte sie. Sie wollte nicht die Letzte sein, die dort ankam. Heute würden viele Reden gehalten werden, hatte ihre Mutter gesagt. Eine Diskussion über die Geschäfte zwischen Regenwildnis und Alten Händlern. Sie verstand nicht, warum ihre Mutter und Großmutter das so entsetzlich fanden. Zweifellos würden sie alle ruhig dasitzen und versuchen, sich nicht zu sehr zu langweilen. Malta wollte ankommen, solange es noch Gespräche, Begrüßungen und Erfrischungen gab. Vielleicht konnte sie auch zu Delo kommen und bei ihr sitzen. Es war dumm, dass sie so lange brauchten, bis sie fertig waren. Sie sollten beide eine Zofe haben, damit die ihnen beim Haaremachen und Ankleiden und dem ganzen Rest half. Alle anderen Händlerfamilien hatten solche Diener. Aber nein, Großmutter war der Meinung, dass sie sich diese Dienstboten nicht länger leisten konnten, und Mama hatte zugestimmt. Als Malta protestiert hatte, hatten sie ihr einen großen Haufen Rechnungsstäbe und Quittungen in die Hand gedrückt und ihr gesagt, sie solle anhand dieser Stäbe und eines Kontobuchs herausfinden, was es damit auf sich habe. Sie hatte die Seiten durcheinander gebracht, und Großmutter hatte sie gezwungen, sie noch einmal abzuschreiben. Und dann wollten sie herumsitzen und darüber reden, was die Zahlen bedeuteten und warum sie sagten, dass sie sich keine Dienstboten außer Nana und Rache mehr leisten konnten. Malta würde sehr froh sein, wenn Papa endlich zurückkam. Sicher hatten die beiden etwas übersehen. Es machte für Malta keinen Sinn. Wie konnten sie auf einmal arm sein? Nichts hatte sich geändert. Und doch, da saßen sie in ihren zwei Jahre alten Kleidern, frisierten sich gegenseitig das Haar und stritten sich dabei. »Können wir bald gehen?«, fragte sie erneut. Sie wusste nicht, warum sie ihr nicht antworteten.
»Sieht es so aus, als könnten wir bald gehen?«, wollte ihre Mutter wissen. »Malta, bitte mach dich nützlich, statt mich in den Wahnsinn zu treiben. Sieh nach, ob die Kutsche von Händler Restate schon da ist.«
»O nein, nicht der!«, protestierte Malta. »Bitte, sagt nicht, dass wir mit ihm in der stinkenden alten Kutsche fahren. Mutter, die Türen schließen nicht einmal ordentlich. Es ist so peinlich für mich, wenn wir mit…«
»Malta, geh und sieh nach, ob die Kutsche da ist!«, befahl ihre Großmutter gereizt. Als hätte Mutter es nicht schon befohlen.
Malta seufzte und stakste widerwillig davon. Wenn sie schließlich in der Halle der Händler ankamen, waren sicher das Essen und die Getränke alle, und die Händler saßen auf ihren Konzilbänken. Wenn sie schon mitgehen und eine ganze Sitzung des Konzils durchstehen sollte, dann wollte sie wenigstens auch Spaß dabei haben. Während sie durch den Flur ging, überlegte sie, ob Delo überhaupt da sein würde. Cerwin war sicher anwesend. Seine Familie behandelte ihn schon seit Jahren wie einen Erwachsenen. Vielleicht war Delo ja auch da, und möglicherweise wurde es Malta gestattet, bei ihr zu sitzen.
Für Delo war es sicher einfach, einen Platz neben ihrem Bruder zu ergattern. Sie hatte Cerwin seit dem Tag, an dem ihre Mutter ihm unbedingt das Gartenzimmer hatte zeigen wollen, nicht mehr gesehen. Aber das bedeutete nicht, dass Cerwin kein Interesse mehr hatte.
Bei diesem Gedanken ging sie kurz zur Toilette. Dort gab es einen kleinen Spiegel. Das Licht war zwar nicht besonders gut, aber Malta musste beim Anblick ihres Spiegelbildes trotzdem lächeln. Sie hatte ihr dunkles Haar aus dem Gesicht gestrichen, es geflochten und dann auf dem Kopf zu einer Krone geformt. Natürlich wirkende Strähnen tanzten über ihre Stirn und berührten ihre Wangen. Zwar erlaubten sie ihr immer noch nur Blumen als Schmuck, aber wenigstens hatte sie die letzten winzigen Rosen gewählt, die immer noch im Gartenhaus blühten. Sie waren tiefrot und dufteten schwer und süßlich. Ihr Kleid war schlicht, aber immerhin war es kein Kleinmädchenrock. Es war eine Händlerrobe, wie sie alle Händler bei solchen Anlässen trugen. Ihre war magentarot. Sie hatte fast denselben Farbton wie die Blumen in ihrem Haar. Es war die traditionelle Farbe der Vestrits. Malta hätte zwar blau bevorzugt, aber das Rot stand ihr gut. Und wenigstens war das Kleid neu.
Sie hatte noch nie eine Händlerrobe getragen. In gewisser Weise waren es ziemlich spießige Kleidungsstücke. Sie hatten einen runden Halsausschnitt, waren knöchellang
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