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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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darum kümmern würde.
    Während Lern sich erbrach, löste der Händler beiläufig die blutüberströmten Fußfesseln von Calas Knöcheln. Er schüttelte die toten Füße heraus und starrte Wintrow finster an. »Eigentlich sollte ich sie dir anlegen!«, knurrte er. »Du hast mich einen Sklaven gekostet und einen Tagesverdienst, wenn ich mich nicht irre. Dahinten geht mein Kunde. Er wird mit diesen Sklaven nichts zu tun haben wollen, nachdem sie sich so schlecht aufgeführt haben.«
    Er deutete mit dem Stock auf seinen fliehenden Kunden. »Na gut. Keine Arbeit, kein Essen, meine Süßen.«
    Das Verhalten des Mannes war so beißend freundlich, dass Wintrow seinen Ohren nicht trauen mochte. »Eine Frau ist tot, und das ist allein Eure Schuld!«, sagte er zu dem Mann. »Ihr habt sie vergiftet, damit sie ihr Kind verliert, aber Ihr habt sie gleich mitgetötet. Ihr seid ein zweifacher Mörder!«
    Er versuchte aufzustehen, aber sein Arm war noch ganz taub, genau wie sein Bauch. Er kniete sich hin, um wieder aufzustehen. Der kleine Mann trat ihn beiläufig zu Boden.
    »Worte, nichts als Worte, und das von so einem Milchgesicht!
    Ich bin wirklich schockiert. Jetzt werde ich dir jede Münze abnehmen, die du besitzt, Jungchen, um deine Schulden bei mir abzuzahlen. Alles Geld, und zwar schnell, sonst schüttle ich es aus dir heraus.«
    »Ich habe kein Geld«, erklärte Wintrow verärgert. »Und ich würde Euch auch keins geben, selbst wenn ich welches hätte.«
    Der Mann beugte sich über ihn und stieß ihn mit dem Knüppel. »Und wer ist dein Vater? Irgendjemand muss zahlen.«
    »Ich bin allein«, erwiderte Wintrow. »Niemand wird Euch oder Euren Herrn für das bezahlen, was ich getan habe. Ich habe im Namen Sas gehandelt. Was ich tat, war recht.«
    Er sah an dem Mann vorbei auf die Sklaven. Diejenigen, die noch stehen konnten, rappelten sich langsam hoch. Lern hatte sich über Calas Leichnam gebeugt. Er blickte eindringlich in ihre Augen, als könnte er erkennen, was sie jetzt sah.
    »Soso. Aber was für sie richtig war, ist vielleicht falsch für dich«, erklärte der kleine Mann schneidend. »Verstehst du, in Jamaillia haben Sklaven kein Recht auf Sas Trost. Das hat der Satrap angeordnet. Wenn ein Sklave tatsächlich die Seele eines Menschen hätte, nun, dann würde dieser Mensch niemals als Sklave enden. Sa würde es in seiner Weisheit niemals erlauben.
    Wenigstens hat man es mir so erklärt. Also. Hier stehe ich jetzt mit einem toten Sklaven und keinem Tagwerk. Das wird dem Satrapen nicht gefallen. Du bist nicht nur ein Mörder seiner Sklaven, sondern auch noch ein Landstreicher. Wenn du aussehen würdest, als könntest du ordentlich arbeiten, würde ich dir jetzt sofort eine Fessel und eine Tätowierung verpassen. Und uns eine Menge Zeit ersparen. Aber… Man muss die Gesetze achten. Heh, Wächter!«
    Der kleine Mann hob den Knüppel und winkte damit eine Stadtwache herbei. »Hier ist einer für dich.
    Ein Junge. Keine Familie, kein Geld und schuldet mir einen Sklaven des Satrapen. Nehmt ihn in Gewahrsam, seid Ihr so nett? Heh, hier geblieben! Halt, komm zurück!«
    Den letzten Satz stieß er hervor, als Wintrow auf die Füße gekommen war und weglief. Erst bei Lerns warnendem Ausruf blickte er sich um. Er hätte sich besser geduckt. Der geschickt geworfene Knüppel erwischte ihn am Kopf und schleuderte ihn auf den schmutzigen Boden des Sklavenmarktes.

9. Regenwildnishändler

    »Weil alles, was die gewohnte Ordnung sprengt, mich aufregt, deshalb«, fuhr Großmutter hoch.
    »Es tut mir leid«, erwiderte Maltas Mutter sachlich. »Ich habe ja nur gefragt.«
    Sie stand hinter Großmutter an ihrem Kosmetiktisch und wickelte ihr das Haar auf. Sie klang jedoch nicht, als würde es ihr leid tun, sondern eher, als wäre sie Großmutters ewiger Gereiztheit überdrüssig. Malta konnte ihr das nicht verübeln. Sie war es überdrüssig, dass die beiden Frauen so gereizt miteinander umgingen. Ihr kam es vor, als konzentrierten sie sich nur auf die traurige Seite des Lebens, auf das, worum man sich Sorgen machen konnte. Heute war die große Versammlung der Alten Händler, und sie nahmen Malta mit dorthin. Malta hatte den größten Teil des Nachmittags damit zugebracht, ihr Haar zu ordnen und ihr neues Kleid anzuprobieren. Und nun zogen sich Mutter und Großmutter in letzter Minute an und benahmen sich, als wäre die ganze Angelegenheit eine mühsame Pflichtübung, statt einer Chance, endlich einmal unter Leute zu kommen und zu

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