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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und an der Hüfte gegurtet wie eine Mönchskutte. Sie bewunderte das glänzende schwarze Leder ihres breiten Gürtels und die stilisierte Initiale, aus der die Schnalle bestand. Sie hatte den Gürtel eng geschnallt, damit er den Schwung ihrer Hüften betonte und den Stoff über ihren Brüsten straffte. Papa hatte Recht. Sie besaß bereits die Formen einer Frau. Warum durfte sie dann nicht auch die Kleidung einer Frau tragen? Nun, er würde bald zurückkehren, und dann würden sich die Dinge hier gewaltig verändern. Seine Geschäfte waren sicher gut gelaufen, und er würde mit viel Geld in den Taschen wieder zurückkommen. Dann sollte er erfahren, wie sie hier misshandelt und um ihr versprochenes Kleid betrogen worden war und…
    »Malta!«
    Ihre Mutter riss die Tür auf. »Was machst du hier?
    Alle warten auf dich! Hol deinen Mantel und beeil dich!«
    »Ist die Kutsche schon da?«, fragte sie, während sie hinter ihrer Mutter herlief.
    »Ja«, antwortete Keffria gereizt. »Und Händler Restate hat draußen auf uns gewartet.«
    »Aber warum hat er denn nicht geklopft oder geläutet oder…«
    »Das hat er«, fuhr ihre Mutter sie an. »Aber wie gewöhnlich hast du dich in einem deiner Tagträume verloren!«
    »Muss ich meinen Umhang tragen? Wir sind doch in der Kutsche und in der Eingangshalle, und mein alter Umhang wirkt so albern neben meiner neuen Robe.«
    »Es ist kalt draußen. Trag deinen Umhang. Und versuch bitte heute an deine Manieren zu denken. Achte auf das, was gesagt wird. Die Regenwildfamilien berufen nicht ohne guten Grund ein Konzil aller Alten Händler ein. Ich hege keinerlei Zweifel daran, dass das, was sie heute Abend sagen, unser aller Schicksal beeinflussen wird. Und vergiss nicht, dass die Familien der Regenwildnis unsere Verwandten sind. Starr sie nicht an, benimm dich höflich und…«
    »Ja, Mutter.«
    Dieselbe Lektion hatte sie heute schon mindestens sechsmal zu hören bekommen. Glaubte sie denn, dass Malta taub oder dumm war? Hatte man ihr nicht seit ihrer Geburt erzählt, dass sie mit den Regenwildnisfamilien verwandt waren? Das erinnerte sie an etwas. Als sie an einer streng blickenden Nana vorbei durch die Tür ging, sagte Malta:
    »Ich habe gehört, dass das Regenwildnisvolk eine neue Ware hat.
    Flammenjuwelen. Die Perlen sind so klar wie Regentropfen, aber in jeder züngelt eine kleine Flamme.«
    Ihre Mutter würdigte sie nicht einmal einer Antwort. »Danke, dass Ihr gewartet habt, Davad. Und dass Ihr diesen Umweg auf Euch nehmt«, sagte sie zu dem schmierigen kleinen Mann.
    Er strahlte ihre Mutter an. Sein Gesicht glänzte vor Freude und Fett, als er ihr in die Kutsche half. Malta sagte kein Wort und schaffte es, in die Kutsche zu klettern, bevor er ihren Arm berühren konnte. Sie hatte die letzte Kutschfahrt mit ihm weder vergessen, noch hatte sie sie ihm vergeben. Ihre Mutter setzte sich neben ihre Großmutter. Sie erwarteten doch wohl nicht, dass sie sich neben Händler Restate setzte! Das war einfach widerlich. »Darf ich in der Mitte sitzen?«
    Sie schaffte es, sich noch zwischen sie zu zwängen. »Mutter, diese Flammenjuwelen…«, begann sie hoffnungsvoll, aber Händler Restate sprach, als wäre sie gar nicht da.
    »Sitzen alle? Gut, dann geht es los. Ich muss leider neben der Tür sitzen und sie zuhalten. Ich habe meinen Lakaien instruiert, den Riegel reparieren zu lassen. Als ich die Kutsche heute Nacht vorfahren ließ, musste ich bedauerlicherweise feststellen, dass es noch nicht erledigt war. Es kann einen wirklich in den Wahnsinn treiben! Was nützen einem Dienstboten, die nicht darauf achten, wenn man ihnen sagt, dass sie etwas erledigen sollen? Fast könnte man sich die Sklaverei nach Bingtown wünschen! Ein Sklave weiß wenigstens, dass das Wohlwollen seines Herrn für ihn die einzige Hoffnung auf ein bequemes und sicheres Leben ist. Das bringt ihn dazu, auf dessen Befehle zu achten.«
    In diesem Stil ging es den ganzen Weg bis zur Halle der Händler weiter. Händler Restate redete, und ihre Mutter und ihre Großmutter hörten zu. Wenn sie anderer Meinung waren, meldeten sie nur sehr höflich ihre Kritik an. Obwohl Malta oft gehört hatte, wie ihre Großmutter erklärte, dass die Sklaverei ihrer Meinung nach Bingtown ruinieren würde. Nicht, dass Malta in diesem Punkt mit ihr übereinstimmte. Sie war davon überzeugt, dass Papa sich nicht damit abgegeben hätte, wenn es kein profitables Geschäft wäre. Trotzdem fand sie es ziemlich rückgratlos, wie ihre Großmutter zu

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