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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht zu mir gekommen?«
    »Weil ich nicht mit dir ins Bett wollte«, erwiderte sie schlicht.
    Sie war zu müde, um höflich zu sein.
    Brashen gelang es, gekränkt auszusehen. »Ich habe dich nur zu einem Essen eingeladen.«
    »Aber du hast ans Bett gedacht.«
    Er schien lügen zu wollen, aber seine Ehrlichkeit setzte sich durch. »Ja, hab ich. Du scheinst es das letzte Mal nicht so schlecht gefunden zu haben…«
    Sie wollte nicht daran denken. Es war schon peinlich genug, was sie beide getan hatten, und zwar noch viel mehr, weil er wusste, dass sie es genossen hatte. Damals. »Und ich habe dir beim letzten Mal auch gesagt, dass es das letzte Mal war.«
    »Ich dachte, du meintest auf dem Schiff.«
    »Ich meinte überall. Brashen… Wir waren müde und haben gefroren, und wir haben getrunken und das Cindin…«
    Sie suchte nach Worten, aber ihr fiel nichts Schlaues ein »Das war alles.«
    Er legte die Hand auf den Tisch. Althea bemerkte, wie gern er sie berührt und ihre Hand genommen hätte. Sie steckte ihre Hände unter den Tisch und verschränkte sie fest.
    »Bist du dir da sicher?«
    Seine Worte verrieten seinen Schmerz.
    »Du nicht?«
    Sie erwiderte seinen Blick unbeeindruckt und tat, als bemerke sie die Zärtlichkeit in seinen Augen nicht.
    Er sah als Erster weg. »Na gut.«
    Brashen holte tief Luft und nahm dann einen langen Schluck aus seinem Krug. Dann beugte er sich vor und versuchte, überzeugend zu lächeln. »Ich könnte das Cindin kaufen, wenn du das Bier mitbringst.«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Besser nicht.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Und wenn ich das Bier auch kaufe?«
    Sein Lächeln erlosch allmählich.
    »Brashen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn du es genauer überlegst, kennen wir uns kaum«, sagte sie. »Wir haben nichts gemein, wir sind nicht…«
    »Schon gut«, unterbrach er sie grob. »Schon gut, du hast mich überzeugt. Es war eine schlechte Idee. Aber du kannst einem Mann nicht vorwerfen, dass er es versucht.«
    Er leerte seinen Krug und stand auf. »Ich gehe. Darf ich dir einen letzten Rat geben?«
    »Sicher.«
    Sie wappnete sich, weil sie eine weitere Ermahnung erwartete, auf sich aufzupassen oder vorsichtig zu sein.
    »Nimm ein Bad«, sagte er stattdessen. »Du stinkst ziemlich schlimm.«
    Nach diesen Worten schlenderte er durch den Schankraum und sah an der Tür nicht einmal zu ihr zurück.
    Wenn er sich umgedreht und gewinkt hätte, wäre die Beleidigung etwas gemildert worden. Stattdessen blieb sie beleidigt zurück.
    Nur weil sie ihn abgewiesen hatte, musste er sie beleidigen.
    Beim letzten Mal hatte ihn ihr Geruch nicht gestört, und wenn sie sich recht erinnerte, hatte er selbst auch nicht gerade allzu frisch geduftet. So waren die Männer, wenn sie wütend waren. Sie hob den Krug. »Bier!«, rief sie dem verhärmten Wirt zu.
    Brashen zog den Kopf zwischen die Schultern, als er in den schmutzigen Regen hinaustrat. Während er zur Roten Traufe zurückging, vermied er es tunlichst, über irgendetwas nachzudenken. Er blieb einmal stehen und kaufte einem elenden Eckensteher eine Stange grobes Cindin ab. Als er vor der Roten Traufe ankam, fand er die Türen verrammelt vor. Er klopfte und war zu seinem eigenen Erstaunen unverhältnismäßig wütend darüber, dass man ihn draußen im Regen stehen ließ.
    Über ihm öffnete sich ein Fenster. Der Wirt streckte seinen Kopf heraus. »Wer ist da?«, wollte er wissen.
    »Ich. Brashen. Lasst mich rein.«
    »Ihr habt den Badeschuppen in einer heillosen Unordnung hinterlassen. Ihr habt die Wanne nicht sauber gemacht. Und die Handtücher lagen auf einem Haufen auf dem Boden.«
    Er starrte verwirrt hinauf. »Lasst mich rein!«, wiederholte er.
    »Es regnet.«
    »Ihr seid kein ordentlicher Mensch!«, schrie ihm der Inhaber entgegen.
    »Aber ich habe für das Zimmer bezahlt!«
    Statt einer Antwort flog sein Seesack aus einem Fenster. Er landete in einer Pfütze. »Heh!«, schrie Brashen, aber das Fenster über ihm wurde vernehmlich zugeschlagen. Eine Weile hämmerte und trat er gegen die Tür. Dann schrie er Flüche zu dem verschlossenen Fenster hinauf. Er warf Schlammklumpen nach oben, als die Stadtwachen kamen und ihm sagten, er solle weitergehen. Offensichtlich hatten sie diese Situation schon vorher erlebt, und zwar mehr als einmal.
    Brashen schlang sich den schmutzigen Seesack über die Schulter und ging davon, um eine Taverne zu suchen.

11. Geschenke

    »Das winterliche Mondlicht ist sehr hart. Es lässt die Schatten deutlich und

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