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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kleinen Jungen, die sie belauert und über die sie gekichert hatten. Und sie selbst saß hier, mit zerrissener Matrosenkleidung in einem fremden Hafen in einer heruntergekommenen Taverne. Und ganz allein. Ohne jede Perspektive, außer vielleicht demütig wieder nach Hause zu kriechen.
    Und dabei wurde sie mit jeder Minute, die verstrich, sentimentaler. Es wurde Zeit, ins Bett zu gehen. Nach diesem letzten Krug würde sie sich in das Zimmer retten, das sie für die Nacht gemietet hatte.
    Brashen kam herein. Er sah sich kurz in dem Gastraum um, und sein Blick blieb sofort auf ihr haften. Einen Augenblick blieb er wie angewurzelt stehen. Sie erkannte an seiner Haltung, dass er wütend war. Und offensichtlich hatte er sich geprügelt. Sein linkes Auge war gerötet, und morgen würde es sicher blau wie ein Veilchen sein. Aber sie bezweifelte, dass er darüber noch wütend war. Seine breiten Schultern unter dem gestreiften.
    Hemd wirkten zusammengezogen, und seine dunklen Augen funkelten. Althea hatte eigentlich keinen Grund, sich wirklich schuldig zu fühlen oder sich zu schämen. Sie hatte nicht versprochen, sich mit ihm zu treffen. Deshalb überraschte es sie, dass sie sich unwillkürlich kleiner machte. Er durchquerte die Taverne und sah sich nach einem unbesetzten Stuhl um. Es gab jedoch keinen, und deshalb musste er sich auf das Ende ihrer Bank setzen. Brashen beugte sich vor. Seine Worte waren kurz und bündig.
    »Du hättest einfach nein sagen können. Du musstest mich nicht da sitzen lassen. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
    Sie trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. Einige Sekunden lang sah sie auf sie herunter und hob dann schließlich den Blick.
    »Entschuldigt, Sir«, wies sie ihn dann zurecht. »Ich dachte nicht, dass Ihr Euch um meinesgleichen Sorgen macht.«
    Sein Blick schoss zu den Musikern hinüber, die aber überhaupt nicht auf sie achteten. »Verstehe«, erwiderte er tonlos. Aber sein Blick sprach Bände. Sie hatte ihn verletzt. Auch wenn sie es nicht gewollt hatte. Über diesen Aspekt hatte sie nicht nachgedacht. Er stand auf und ging davon. Althea erwartete, dass er die Taverne verließ, doch stattdessen wandte er sich an den Wirt, der gerade zerbrochenes Steingut zusammenkehrte.
    Brashen trug einen Krug Bier zum Tisch zurück und nahm erneut Platz, ohne ihr eine Chance zu geben, etwas zu sagen.
    »Ich habe mir Sorgen gemacht. Also bin ich zum Schiff zurückgegangen. Ich habe den Maat gefragt, ob er wüsste, wo du hingegangen bist.«
    »Oh.«
    »Ja, oh. Was er über dich sagte, war alles andere als…«
    Er verstummte und berührte sein anschwellendes Auge. »Ich werde nicht mehr auf der Reaper weitersegeln«, sagte er unvermittelt und sah sie an, als wäre das ihre Schuld. »Warum musstest du so blöd sein, ihnen deinen wahren Namen zu verraten?«
    »Der Maat hat dir das gesagt?«, erwiderte sie. Ihre Laune sank tatsächlich noch tiefer. Wenn er das ausplauderte, dann würde es ihre Chancen verringern, als Schiffsjunge auf einem anderen Schiff anheuern zu können. Sie versank in Verzweiflung.
    »Nein. Es war der Kapitän. Nachdem der Maat mich in dessen Kabine geführt hatte und sie mich fragten, ob ich wüsste, dass du eine Frau bist.«
    »Und du hast es ihnen gesagt?«
    Es wurde immer schlimmer.
    Jetzt waren sie davon überzeugt, dass sie sich an Brashen für sein Schweigen verkauft hatte.
    »Es hatte wenig Sinn zu lügen.«
    Den Rest der Geschichte wollte Althea gar nicht wissen, wer wen geschlagen hatte und warum. Das schien nicht mehr wichtig zu sein. Sie schüttelte nur den Kopf.
    Aber Brashen ließ es damit nicht bewenden. Er trank einen Schluck Bier. »Warum hast du ihnen deinen richtigen Namen genannt?«, wollte er wissen. »Wie konntest du erwarten, dass du jemals wieder mit einem Zeugnis segeln würdest, das deinen wahren Namen trägt?«
    Er konnte ihre Dummheit kaum fassen.
    »Auf welchem Schiff?«
    »Auf der Viviace «, antwortete sie. »Ich habe erwartet, dass ich damit auf der Viviace segeln könnte. Als ihr Kapitän und Besitzer.«
    »Und wie?«, fragte er misstrauisch.
    Sie erzählte es ihm. Die ganze Geschichte. Selbst als sie von Kyles achtlosem Schwur sprach und ihrer Hoffnung, ihn gegen Kyle benutzen zu können, und selbst als Brashen den Kopf schüttelte, fragte sie sich, warum sie es ihm erzählte. Was hatte er, dass sie ihm ihr Innerstes ausschüttete und ihm von Dingen erzählte, die ihn gar nichts angingen.
    Er antwortete nicht sofort, als sie ihre Geschichte

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