Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
Volkes von Bingtown, der Sitz aller Zivilisation und allen Wissens. Jamaillia, die strahlend weiße Stadt des Südens.
Ihre Mutter blieb lange schweigend sitzen, bevor sie antwortete. »Viel wird davon abhängen, wie der Satrap unseren Gesandten antwortet. Es hat noch ein beunruhigendes Gerücht gegeben. Angeblich soll der Satrap Söldner aus Chalced engagieren, um die Handelsschiffe aus Jamaillia zu eskortieren und um die Piraten aus der Inneren Passage zu vertreiben. Die Menschen fangen schon an aufzubegehren und sagen, dass wir keine bewaffneten chalcedanischen Schiffe in unseren Häfen und Gewässern dulden können. Aber ich glaube nicht, dass es einen offenen Krieg geben wird. Wir sind keine Krieger, sondern Händler. Der Satrap muss doch wissen, dass wir nur von ihm erwarten, sein Wort zu halten. Unsere Gesandten haben den ursprünglichen Vertrag mit den Garantien bei sich.
Er wird dem Satrapen laut vorgelesen werden. Niemand kann bestreiten, was uns versprochen wurde. Er muss die Neuen Händler zurückrufen.«
Da, jetzt tut sie es schon wieder, dachte Keffria. Ihre Mutter sprach laut aus, was ihre Hoffnung war, und versuchte, die Realität mit bloßen Worten zu erzwingen. »Einige denken, dass er uns Geld als Wiedergutmachung anbieten könnte«, sagte sie.
»Das würden wir nicht annehmen«, meinte ihre Mutter rasch.
»Ich war ziemlich schockiert, als Davad Restate vorgeschlagen hat, eine Summe festzusetzen und sie zu erbitten. Man kann sich von seinem Wort nicht mit Geld loskaufen.«
Mit bitterer Stimme fuhr sie fort: »Manchmal glaube ich fast, Davad hat vergessen, wer er ist. Er verbringt soviel Zeit mit den Neuen Händlern und nimmt so oft ihre Position ein. Wir stehen zwischen der Welt und unseren Verwandten aus der Regenwildnis. Sollen wir unsere Familie für Geld verkaufen?«
»Es fällt mir schwer, mich ausgerechnet jetzt um sie zu kümmern. Immer, wenn ich an sie denke, empfinde ich sie als eine Bedrohung für Malta.«
»Eine Bedrohung?«
Ronica wirkte beinahe beleidigt. »Keffria, wir dürfen nicht vergessen, dass sie sich nur an unsere ursprüngliche Vereinbarung halten. Nichts anderes verlangen wir von dem Satrapen.«
»Dann kommt es dir gar nicht so vor, als würden wir sie in die Sklaverei verkaufen, wenn wir irgendwann kein Gold bezahlen und sie stattdessen den Blutzoll einfordern können?«
Ronica dachte einen Augenblick schweigend nach. »Nein«, antwortete sie schließlich und seufzte. »Ich wäre trotzdem nicht froh, wenn sie gehen müsste. Aber du weißt, Keffria, dass ich noch nie von einer Frau oder einem Mann aus Bingtown gehört habe, die gegen ihren Willen von den Regenwildhändlern festgehalten worden wären. Sie suchen Frauen und Ehemänner, keine Diener. Wer würde schon jemanden heiraten wollen, der dieser Ehe vollkommen abgeneigt wäre? Einige Leute gehen sogar freiwillig dorthin. Und einige, die als Teil eines Vertrags dorthin gekommen sind, kehren zurück, wenn es ihnen nicht gefällt. Erinnerst du dich noch an Scilla Apfelzweig? Sie wurde zum Regenwildvolk gebracht, als ihre Familie den Vertrag nicht erfüllen konnte. Acht Monate später haben sie sie nach Bingtown zurückgebracht, weil sie dort unglücklich war. Und zwei Monate später hat sie eine Nachricht in die Regenwildnis geschickt, dass sie einen Fehler gemacht hätte. Also haben sie sie wieder geholt.
Deshalb kann es dort so schlimm auch nicht sein.«
»Ich habe gehört, dass ihre Familie sie bestürmt hat zurückzugehen. Sie hat sich so geschämt. Ihre Mutter und ihre Großmutter haben ihr eingehämmert, dass sie ihre Familie entehrt hätte, als sie nach Bingtown zurückgekommen ist.«
»Was durchaus der Fall gewesen sein könnte«, stimmte Ronica zweifelnd zu.
»Ich will nicht, dass Malta gegen ihren Willen dorthin gehen muss«, sagte Keffria. »Weder aus Pflichtgefühl noch aus falschem Stolz. Nicht einmal für unseren guten Namen. Wenn es dazu kommt, dann würde ich ihr vermutlich eher helfen wegzulaufen.«
»Sa, steh mir bei, ich fürchte, das würde ich auch tun.«
Ihre Mutter antwortete erst einige Minuten später, und ihre Stimme klang gepresst.
Keffria war schockiert. Nicht nur, weil ihre Mutter das zugab, sondern auch über die Tiefe ihrer Gefühle, die ihre Stimme verriet. Ronica redete weiter.
»Es hat Zeiten gegeben, da habe ich das Schiff gehasst. Wieso konnte etwas soviel wert sein? Nicht nur das Gold, das sie versprochen hatten, sondern sogar ihre eigenen Nachfahren?«
»Wenn Papa
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