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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Fluss Handel zu treiben. Das bedeutete, er musste doppelt so hart arbeiten und dreimal soviel segeln, um genauso viel Profit zu machen wie die anderen. Statt der Regenwildnis suchte er jetzt merkwürdige Orte in den Inneren Kanälen auf, südlich von Jamaillia. Er handelte mit den Eingeborenen dort und erstand Güter, die exotisch und selten waren. Aber sie waren nicht verzaubert. Er schwor, dass wir damit ebenfalls ein Vermögen machen könnten. Und hätte er lange genug gelebt, hätte er es wohl auch geschafft.«
    »Glaubte Papa, dass die Blutpest aufgrund der Magie gekommen ist?«, fragte Keffria zögernd.
    »Wo hast du das denn gehört?«, wollte Ronica wissen.
    »Ich war noch sehr klein. Es war kurz nach dem Tod der Jungen. Ich weiß noch, dass Davad hier war. Papa weinte, und ich versteckte mich hinter der Tür. Ihr wart alle hier in diesem Zimmer. Ich wollte hereinkommen, aber ich hatte auch Angst davor. Weil Papa niemals weinte. Und ich hörte, wie Davad Restate die Regenwildhändler verfluchte und sagte, dass sie die Seuche ausgegraben hätten, indem sie Minen in die Stadt getrieben hätten. Seine Frau und seine Kinder waren auch tot.
    Und Davad sagte…«
    »Ich erinnere mich daran«, unterbrach sie Ronica. »Ich erinnere mich daran, was Davad gesagt hat. Aber weil du noch zu klein warst, um das zu verstehen, wusstest du nicht, dass er in dem Moment schrecklich gelitten hat. Er hat fürchterlich gelitten.«
    Ronica schüttelte den Kopf, und ihr Blick trübte sich, als sie sich daran erinnerte. »Ein Mann sagt in solchen Momenten Dinge, die er nicht wirklich meint. Davad brauchte einfach jemanden, den er für seinen Verlust verantwortlich machen konnte. Eine Weile schob er den Regenwildhändlern die Schuld zu. Aber darüber ist er schon vor langer Zeit hinweggekommen.«
    Keffria holte zögernd Luft. »Stimmt es, dass Davads Sohn…?«
    »Was war das?«
    Ihre Mutter schnitt Keffria das Wort ab.
    Sie setzten sich beide aufrecht hin und lauschten. Ronica hatte die Augen so weit aufgerissen, dass das Weiße deutlich zu sehen war.
    »Es klang wie ein Gong«, flüsterte Keffria. Es war unheimlich, einen Gong des Regenwildvolks zu hören, als sie gerade über dieses Thema gesprochen hatten. Dann glaubte sie ein Schlurfen im Flur zu hören. Sie warf ihrer Mutter einen kurzen Seitenblick zu und sprang auf. Als sie die Tür erreichte und aufriss, war Ronica direkt hinter ihr. Aber sie erhaschten nur einen kurzen Blick auf Malta am Ende des Flurs.
    »Malta!«, rief sie scharf.
    »Ja, Mutter?«
    Das Mädchen bog wieder um die Ecke. Sie trug ihr Nachthemd und hatte eine Tasse mit Untertasse in der Hand.
    »Was machst du zu dieser Stunde hier?«, wollte Keffria wissen.
    Malta hob die Tasse an. »Ich konnte nicht schlafen. Also habe ich mir einen Schlaftee gemacht.«
    »Hast du eben ein merkwürdiges Geräusch gehört?«
    Malta zuckte mit den Schultern. »Nicht wirklich. Vielleicht hat die Katze ja etwas umgestoßen.«
    »Vielleicht auch nicht«, murmelte Ronica besorgt. Sie schob sich an Keffria vorbei in die Küche. Keffria folgte ihr, und Malta schlurfte mit der Tasse in der Hand neugierig hinterher.
    In der Küche war es dunkel bis auf die Glut der erloschenen Feuer. In der Luft lagen die vertrauten Gerüche, die irgendwie eine gewisse Sicherheit ausstrahlten. Der Geruch des Ofens, der Duft des Hefeteigs, der bereitgestellt war, damit er aufging und am Morgen gebacken werden konnte. Das Aroma des Bratens vom Abend. Ronica hatte eine Kerze aus dem Arbeitszimmer mitgebracht. Sie durchquerte den vertrauten Raum, ging zur Außentür und riss sie auf. Die Winterkälte drang herein und ließ Dunstgeister wirbeln.
    »Ist da jemand?«, fragte Keffria. Die Kerze zischte im Luftzug.
    »Nicht mehr«, erwiderte ihre Mutter grimmig. Sie trat durch die Tür auf die eisige Veranda, sah sich um und bückte sich, um etwas aufzuheben. Anschließend kam sie in die Küche zurück und schloss die Tür fest hinter sich.
    »Was ist es?«, fragten Keffria und Malta gleichzeitig.
    Ronica stellte die Kerze auf den Tisch. Daneben legte sie eine kleine hölzerne Dose. Sie betrachtete sie einen Augenblick und sah Malta dann scharf an.
    »Sie ist an Malta adressiert.«
    »Wirklich?«, rief Malta entzückt. »Was ist es? Von wem ist es?«
    Sie stürmte zum Tisch, und ihr Gesicht strahlte voller Vorfreude.
    Sie liebte Überraschungen.
    Ihre Großmutter legte die Hand fest auf die Dose, als Malta danach griff. Ihre Ablehnung war unmissverständlich.

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