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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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»Was es ist?«, fuhr Ronica eisig fort. »Ich gehe davon aus, dass es eine Traumdose ist. Ein traditionelles Brautwerbegeschenk des Regenwildvolkes.«
    Keffria hatte das Gefühl, als setze ihr Herz einen Moment aus.
    Sie konnte kaum Atem holen, aber Malta zerrte an der Dose, um sie aus Großmutters Griff zu befreien. »Was ist drin?«, wollte sie wissen. »Gib sie mir.«
    »Nein.«
    Ronicas Stimme strahlte unerbittliche Autorität aus.
    »Du kommst mit uns in Großvaters Arbeitszimmer. Du hast uns einiges zu erklären, junge Dame.«
    Ronica packte die Dose und verließ das Zimmer.
    »Mutter, das ist nicht fair! Sie ist für mich! Sag Großmutter, sie soll sie mir geben. Mutter? Mutter!«
    Keffria merkte erst jetzt, dass sie sich auf den Tisch stützte.
    Langsam richtete sie sich auf. »Malta. Hast du nicht gehört, was Großmutter dir gerade gesagt hat? Es ist ein Brautgeschenk, um deine Gunst zu erringen! Wie kann das möglich sein?«
    Malta zuckte mit den Schultern. »Weiß ich nicht! Ich weiß nicht mal, von wem das ist oder was drin ist! Wie kann ich etwas dazu sagen, wenn Großmutter mir nicht mal einen Blick hinein erlaubt?«
    »Geh ins Arbeitszimmer«, befahl ihr Keffria seufzend. Malta rannte voraus. Als Keffria das Zimmer betrat, stritt sie bereits mit ihrer Großmutter.
    »Kann ich nicht wenigstens einen Blick hineinwerfen? Es ist doch für mich, stimmt’s?«
    »Nein. Das kannst du nicht. Malta, die Sache ist ernst, weit ernster, als du zu begreifen scheinst. Das hier ist eine Traumdose.
    Und sie trägt das Wappen der Khuprus-Familie. Sie sind vielleicht der einflussreichste Clan der Regenwildhändler. Es ist kein Zufall, dass sie alle Regenwildfamilien bei der letzten Versammlung repräsentiert haben Diesen Clan darf man nicht beleidigen oder herablassend behandeln. Willst du die Dose immer noch, jetzt, wo du es weißt?«
    Ronica hielt sie dem Kind hin.
    »Ja!«, stieß Malta beleidigt hervor und griff danach. Ronica riss sie zurück.
    »Malta«, schrie Keffria. »Stell dich nicht so närrisch an! Es ist ein Brautgeschenk, mit dem man dir den Hof macht. Es muss zurückgeschickt werden, und zwar außerordentlich höflich.
    Wir müssen ihnen klarmachen, dass du noch zu jung bist, um das Werben eines jungen Mannes zu akzeptieren. Aber wir müssen es sehr höflich tun.«
    »Das bin ich nicht!«, protestierte Malta. »Ich bin zu jung, um einem Mann versprochen zu werden, aber warum kann ich seine Werbung nicht in Betracht ziehen? Bitte, Großmutter, lass mich wenigstens sehen, was darin ist!«
    »Es ist eine Traumdose«, erwiderte Ronica barsch. »Also ist ein Traum darin. Du kannst sie nicht öffnen und hineinsehen, sondern du kannst sie nur öffnen, um den Traum zu träumen.«
    »Wie kann ein Traum in der Dose sein?«, wollte Keffria wissen.
    »Magie«, antwortete Ronica knapp. »Regenwildnis-Magie.«
    Malta verriet ihre Erregung, als sie nach Luft schnappte »Kann ich sie heute nacht haben?«
    »Nein!«
    Ronica riss der Geduldsfaden. »Malta, du hörst nicht zu! Du kannst sie überhaupt nicht haben. Sie muss zurückgegeben werden, wie sie ist, ungeöffnet, mit einer außerordentlich herzlichen Erklärung, dass es sich hier um ein Missverständnis gehandelt haben muss. Wenn du diese Dose öffnest und den Traum träumst, hast du seinem Werben zugestimmt. Du hast ihm die Erlaubnis gegeben, dir den Hof zu machen.«
    »Na und, was ist daran so schrecklich? Immerhin habe ich noch nicht versprochen, ihn zu heiraten!«
    »Wenn wir dir erlauben, sie zu öffnen, dann akzeptieren wir sein Werben ebenfalls. Was gleichbedeutend damit ist, dass wir dich als Frau akzeptieren, die reif genug ist, Freier zu empfangen.
    Was wir nicht tun«, schloss Ronica energisch.
    Malta verschränkte die Arme vor der Brust und warf sich in einen Sessel. Sie reckte ihr Kinn. »Ich bin so froh, wenn mein Vater nach Hause kommt«, erklärte sie schmollend.
    »Ach, tatsächlich?«, fragte Ronica beißend.
    Keffria fühlte sich unsichtbar, während sie die beiden beobachtete. Und überflüssig. Die beiden wirkten auf sie wie zwei junge Bullen im Frühling, wenn sie sich schnaubend aufeinander stürzten und sich gegenseitig herausforderten.
    Hier fand ein Kampf statt, ein Kampf um die Vorherrschaft, um zu entscheiden, welche Frau die Regeln für den Haushalt festsetzte, solange Kyle weg war. Nein, erkannte Keffria plötzlich. Kyle war nur ein Spielstein, den Malta benutzte. Denn sie hatte längst erkannt, dass sie ihren Vater manipulieren

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