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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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weiß ich«, konterte ihre Großmutter scharf. »Aber nicht ihre Kutscher. Du dummes Ding, glaubst du denn wirklich, dass sie mit einer Kutsche den Fluss hinunterfahren? Die Regenwildfamilien lassen ihre Kutschen hier und benutzen sie nur, wenn sie nach Bingtown kommen. Ihre angeheuerten Kutscher stammen aus Bingtown. Wenn du also mit einem verschleierten Mann geredet hast, dann hast du mit einem Regenwild-Händler gesprochen. Was hast du ihm gesagt, und was hast du ihm gegeben?«
    »Nichts«, fauchte Malta. »Ich habe ›Guten Abend‹ gesagt, als ich an ihm vorbeigegangen bin. Er auch. Das ist alles.«
    »Und woher weiß er dann deinen Namen? Wie konnte er dir einen Traum machen?«
    Ronica ließ nicht locker.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Malta. »Vielleicht hat er meine Familie durch die Farbe meines Kleides erraten und dann jemand anderen gefragt.«
    Zur völligen Überraschung ihrer Mutter brach Malta plötzlich in Tränen aus. »Warum behandelt ihr mich immer so? Ihr sagt niemals etwas Nettes zu mir, sondern ich höre immer nur Beschuldigungen und Tadel. Ihr glaubt, ich bin eine Art Hure und eine Lügnerin oder so etwas. Jemand schickt mir ein Geschenk, und ich darf es nicht einmal sehen. Und dann sagt ihr, alles sei meine Schuld. Ich weiß nicht mehr, was ihr von mir wollt. Ich soll ein kleines Mädchen sein, aber gleichzeitig erwartet ihr von mir, dass ich alles weiß und für alles verantwortlich bin. Das ist nicht fair!«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte.
    »Ach, Malta!«, sagte Keffria müde. Sie ging zu ihrer Tochter und legte ihr die Hände auf die bebenden Schultern. »Wir halten dich nicht für eine Hure und Lügnerin. Sondern wir machen uns einfach nur sehr viel Sorgen um dich. Du versuchst so schnell erwachsen zu werden, und es lauern so viele Gefahren auf dich, die du nicht verstehst.«
    »Es tut mir Leid«, meinte Malta schluchzend. »Ich hätte an diesem Abend nicht hinausgehen sollen. Aber drinnen war es so stickig und unheimlich, weil sich alle gegenseitig angeschrien haben.«
    »Ich weiß. Es war wirklich beängstigend.«
    Keffria tätschelte ihr Kind. Sie mochte es nicht, wenn Malta so weinte, und sie hasste es, dass sie und ihre Mutter sie soweit getrieben hatten, bis sie schließlich zusammengebrochen war. Gleichzeitig jedoch war es fast eine Erleichterung für sie. Die trotzige, bittere Malta war eine Person, die Keffria nicht kannte. Diese Malta hier war ein kleines Mädchen, das weinte und getröstet werden wollte.
    Vielleicht hatten sie ja heute Abend einen Durchbruch erzielt.
    Möglicherweise war diese Malta jemand, die Vernunftgründen zugänglich war. Sie bückte sich und umarmte ihre Tochter, die diese Zärtlichkeit kurz und ungeschickt erwiderte.
    »Malta«, sagte sie leise. »Hier. Sieh her. Hier ist die Dose. Du darfst sie nicht behalten oder aufmachen. Wir müssen sie morgen intakt zurückgeben. Aber du kannst sie dir ansehen.«
    Malta schniefte und setzte sich gerade hin. Sie betrachtete die Dose auf der Handfläche ihrer Mutter, griff aber nicht danach.
    »Oh«, sagte sie nach einem Moment »Es ist ja nur eine geschnitzte Dose. Ich dachte, sie wäre vielleicht mit Juwelen oder ähnlichem verziert.«
    Sie wandte den Blick ab. »Kann ich jetzt zu Bett gehen?«, fragte sie müde.
    »Natürlich. Geh zu Bett. Wir reden morgen weiter, wenn wir alle geschlafen haben.«
    Die plötzlich sehr demütige Malta schniefte einmal und nickte.
    Keffria sah ihr nach, wie sie langsam das Zimmer verließ, und drehte sich dann mit einem Seufzer zu ihrer Mutter um.
    »Manchmal ist es hart, mit ansehen zu müssen, wie sie erwachsen werden.«
    Ronica nickte mitfühlend. »Verschließ die Dose in der Nacht an einem sicheren Ort«, sagte sie dann jedoch. »Ich werde morgen früh unseren Brief und die Dose von einem Läufer zum Pier bringen lassen, an der die Kendry liegt.«

    Ein paar Stunden vor dem Morgengrauen holte Malta die Dose in ihr Zimmer. Sie war genau dort gewesen, wo sie es erwartet hatte. In dem »geheimen«
    Fach hinten in der Garderobe im Ankleidezimmer ihrer Mutter. Dort versteckte sie immer die Namenstagsgeschenke und ihre teuersten Körperöle. Malta hatte schon Angst gehabt, dass ihre Mutter sie vielleicht unter ihrem Kopfkissen verstecken würde oder sie sogar öffnete, um den Traum für sich selbst zu haben. Aber das hatte sie nicht getan.
    Malta schloss die Tür hinter sich und setzte sich mit der Dose auf dem Schoß auf ihr Bett. Wieso machten sie wegen

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