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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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äußeres Zeichen brauchte. Die Übereinstimmung, die sie beide erreicht hatten, war zu makellos, um sie mit solchen Dingen zu unterstreichen. Er steckte den Ring wieder weg und beugte sich über den Tisch.
    Mit hämmerndem Herzen neigte sie sich ihm entgegen. Er küsste sie. Nur ihre Münder berührten sich. Noch nie zuvor hatte sie einen Mann geküsst. Es überlief sie eine Gänsehaut am ganzen Körper, als sie seinen weichen Schnurrbart über ihren Lippen spürte und das leichte Streichen seiner Zunge, die ihre Lippen aufforderte, sich zu teilen. Die Zeit blieb stehen und schwebte wie ein Nektarvogel über ihr, in diesem einen süßen Moment der Entscheidung, ob sie sich öffnen oder geschlossen bleiben sollten.
    Irgendwo spürte sie eine entfernte, männliche Belustigung, aber eine, die anerkennend schien. Du hast ein herzliches Wesen , Malta. Sehr herzlich. Selbst wenn deine Vorstellung von Werbung auf die uralte Sitte der Entführung zurückgeht. Jetzt verblasste alles, wirbelte davon, und ließ nur dieses Kribbeln auf ihren Lippen zurück. Ich glaube, wir werden gut zusammen tanzen , du und ich.

12. Gefangene

    Wintrow befand sich in einem großen Schuppen. Er war zu einer Seite geöffnet, und nichts konnte das Eindringen der eisigen Winterluft verhindern. Das Dach über ihnen war zwar solide, aber die Wände bestanden nur aus Latten, die grob über einen Rahmen aus Balken genagelt worden waren. Der Stand, in dem er hockte, lag an einer Art Gang. Der führte an einer langen Reihe identischer Stände entlang. Die löchrigen Bretterwände gewährten so gut wie keine Privatheit. Auf dem Boden lag ein Fetzen Stroh, auf dem er sich zusammenrollen konnte, und in der Ecke stand ein schmutziger Eimer für seine Exkremente.
    Das einzige, was ihn daran hinderte, einfach wegzugehen, waren die Fußeisen über seinen Knöcheln, die mit einer Kette an einer schweren Metallkrampe befestigt waren, die ihrerseits tief in einen eisenharten Balken getrieben war. Er hatte seine Haut über dem Ring aufgescheuert, bevor er begriffen hatte, dass diese Krampe nicht von Menschenhand geöffnet werden konnte.
    Es war sein vierter Tag hier.
    Wenn am nächsten Tag keiner kam, um ihn herauszuholen, konnte er als Sklave verkauft werden.
    Das hatte ihm der joviale Wächter bereits zweimal in aller Ausführlichkeit erklärt. Und zwar am ersten und zweiten Tag seiner Einkerkerung. Der Mann kam einmal am Tag mit einem Korb voller Brötchen. Ihm folgte sein geistesschwacher Sohn, der einen Wagen mit Wasser hinter sich herzog und jedem Gefangenen mit einem Löffel eine Tasse voll gab. Als er es das erste Mal erklärt hatte, hatte Wintrow ihn gebeten, seine Notlage den Priestern in Sas Tempel vorzutragen. Sicher würden sie kommen und ihn herausholen. Aber der Wächter hatte keine Lust gezeigt, seine Zeit zu verschwenden. Die Priester, so sagte er, mischten sich nicht mehr in zivile Angelegenheiten. Die Gefangenen des Satrapen waren eine Zivilangelegenheit, die überhaupt nichts mit Sa und seiner Anbetung zu tun hatte. Falls diese Gefangenen nicht ausgelöst wurden, machte man sie zu Sklaven des Satrapen, die zum Wohl des königlichen Schatzamtes verkauft wurden. Das bedeutete ein trauriges Ende für ein so junges Leben. Hatte der Junge denn keine Familie, die der Wächter vielleicht benachrichtigen könnte? Die Schmeicheleien des Wächters machten deutlich, dass der Mann nur zu gern eine Botschaft überbringen würde, falls er hinterher eine Belohnung kassieren konnte. Sicher machte sich seine Mutter bereits Sorgen um ihn. Hatte er denn keine Brüder, die seine Strafe zahlen und ihn auslösen konnten?
    Jedesmal hatte Wintrow sich auf die Zunge gebissen. Er hatte noch genug Zeit, sich selbst eine Lösung des Problems auszudenken. Wenn er diesen Mann mit einer Nachricht zu seinem Vater schickte, würde er nur in sein ursprüngliches Gefängnis zurückgebracht werden. Das war keine Lösung. Sicher fiel ihm noch etwas anderes ein, wenn er nur scharf genug darüber nachdachte.
    Und seine Lage war seinen Gedanken förderlich. Er hatte kaum etwas anderes zu tun. Er konnte sitzen, liegen oder sich ins Stroh hocken. Schlaf brachte ihm keine Erleichterung. Die Geräusche aus den Zellen drangen in seine Träume ein, bevölkerten sie mit Drachen und Schlangen, die in menschlicher Sprache stritten und diskutierten. Und wenn er wach war, gab es niemanden, mit dem er sprechen konnte. Eine Seite seiner Zelle bildete die äußere Wand des Schuppens. In den

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