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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eines so kleinen Geschenks einen solchen Aufstand? Sie hob die Dose hoch und schnüffelte daran. Ja, sie roch tatsächlich süßlich. Sie kletterte wieder aus dem Bett und schlich lautlos durch ihr Zimmer zu ihrer eigenen Garderobe. In einer Schachtel in der Ecke unter einigen alten Puppen hatte sie den Schal mit dem Flammenjuwel versteckt. In der dunklen Kammer schien er noch heller zu glühen. Eine Weile beobachtete sie ihn einfach nur, bevor ihr wieder einfiel, warum sie ihn hervorgekramt hatte. Sie roch an dem Schal und nahm ihn dann mit zum Bett, um ihn mit der Dose zu vergleichen. Es waren beides verschiedene Gerüche, und beide waren exotisch. Süß, aber unterschiedlich.
    Diese Dose stammte vielleicht nicht einmal von dem Verschleierten. Das Wappen darauf war zwar dasselbe wie auf der Kutsche, aber vielleicht hatte man die Dose ja von der Khuprus-Familie gekauft. Vielleicht kam sie in Wirklichkeit von Cerwin. Sie hatte im Lauf der Jahre viele persönliche Dinge in Delos Heim gelassen. Es wäre sehr einfach für Cerwin gewesen und eigentlich war es auch wahrscheinlicher, wenn sie jetzt daran dachte. Warum sollte ihr ein Fremder, den sie nur zufällig getroffen hatte, ein teures Geschenk senden? Es war sehr wahrscheinlich ein Brautwerbegeschenk von Cerwin. Und außerdem: Wenn der verschleierte Regenwildmann herausgefunden hätte, wer sie war, und ihr ein Geschenk geschickt hätte, dann hätte er sie doch gewiss gleichzeitig daran erinnert, seinen Schal und das Flammenjuwel zurückzuschicken. Natürlich hätte er das getan. Also stammte es nicht von ihm. Es kam von Cerwin.
    Sie schob den Schal mit dem Juwel unter ihr Kissen und rollte sich mit der Traumdose im Schoß auf dem Bett zusammen. Mit dem Zeigefinger strich sie über ihre Lippen. Cerwin. Sie glitt mit den Fingern über das Kinn und dann zwischen ihren Brüsten hinunter. Was für einen Traum er wohl für sie ausgesucht hatte?
    Sie lächelte. Es beschlich sie der Verdacht, dass sie es nur zu genau wusste. Ihr Herz schlug schneller in ihrer Brust.
    Sie schloss die Augen und öffnete die Dose. Das heißt, sie versuchte es. Malta schlug die Augen wieder auf und betrachtete sie. Was sie für den Verschluss gehalten hatte, war gar keiner.
    Als es ihr endlich gelang, den Mechanismus zu bedienen, war sie ziemlich wütend. Und als der Deckel schließlich aufklappte, war die Dose auch noch leer. Einfach leer. Sie hatte sich funkelnden Traumstaub vorgestellt oder einen Lichtblitz oder Musik. Sie starrte in die leeren Ecken der Dose und tastete sie ab, ob sie vielleicht etwas übersehen hätte. Nein. Sie war leer.
    Also, was hatte das zu bedeuten? Ein Blitz? Oder vielleicht war das Geschenk ja nur die schön geschnitzte, duftende Dose.
    Vielleicht war es ja nicht einmal eine Traumdose.
    Möglicherweise war das nur eine altmodische Idee, die ihre Großmutter sich ausgedacht hatte. Traumdosen. Malta hatte noch nie von einer gehört. In einer plötzlichen Aufwallung von Ärger wurde ihr alles klar. Ihre Großmutter hatte es nur gesagt, damit ihre Mutter ihr die Dose nicht ließ. Es sei denn, natürlich, dass jemand anders die Dose geöffnet, den Inhalt herausgenommen und für sich behalten hatte.
    »Ich hasse sie beide«, zischte Malta wütend. Sie schleuderte das Kästchen auf den Teppich neben ihrem Bett und warf sich auf die Kissen. Sie wusste, dass sie hätte aufstehen und sie wieder in die Garderobe ihrer Mutter hätte bringen sollen, aber irgendwie war es ihr gleichgültig. Sollten sie doch herausfinden, dass sie sie genommen hatte. Sie wollte sogar, dass sie es erfuhren. Ohne Reue verschränkte sie die Arme vor der Brust und schloss die Augen.
    Ruhe. Leere. Nur eine Stimme. Ein Flüstern.
    Also. Malta
    Vestrit. Du hast mein Geschenk angenommen. Hier werden wir uns treffen, du und ich. Sollen wir einen süßen Traum zusammen träumen? Mal sehen. Ein winziger Hauch von Bewusstsein, dass dies hier ein Traum war, verflüchtigte sich ins Nichts.

    Sie steckte in einem Beutel aus Sackleinen. Er bedeckte ihren Kopf und reichte beinahe bis zu ihren Knien. Sie war ziemlich sicher, dass man ihn als Erntesack benutzt hatte. Jemand trug sie auf der Schulter, ging rasch und triumphierend und trug sie gegen ihren Willen davon. Derjenige, der sie trug, hatte Gefährten. Sie johlten und lachten triumphierend, aber der Mann, der sie über die Schultern geworfen hatte, war zu befriedigt, um sich an solch kindischem Verhalten zu beteiligen. Es war kühl in der Nacht, und der Dunst

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