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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Geräusch von sich. »Ich hatte ihn auf zwölf geschätzt. Schieb seinen Ärmel hoch, damit ich seinen Arm sehen kann.«
    Als der Händler gehorchte, sagte der Käufer: »Na, wenigstens hat er ein bisschen Muskeln. Welche Arbeit kennst du, Junge? Küchenarbeit? Hühnerfarm?«
    Wintrow räusperte sich. Was war er? Ein Sklave mit guten Fertigkeiten wurde besser behandelt, jedenfalls hatte man ihm das gesagt. Er konnte wenigstens versuchen, das Beste aus den Karten zu machen, die er in der Hand hatte. »Ich bin zum Priester ausgebildet worden. Ich habe in Obstgärten gearbeitet.
    Ich kann Glasmalereien anfertigen, kann lesen, schreiben und rechnen. Und ich habe als Schiffsjunge gearbeitet«, fügte er zögernd hinzu.
    »Zu sehr von sich eingenommen«, meinte der Käufer herablassend. Er drehte sich um und schüttelte den Kopf. »Er ist schwer auszubilden«, sagte er zu seinem Gefährten. »Er glaubt jetzt schon, dass er viel weiß.«
    Während Wintrow noch über eine angemessene Antwort auf diese Bemerkung nachdachte, schreckte ein kurzer Ruck an der Kette ihn auf. Die anderen stiegen bereits die Stufen hoch, und Wintrow beeilte sich, ihnen zu folgen. Eine Weile konnte er sich nur auf die steile Treppe und die kurze Kette konzentrieren, mit der seine Knöchel zusammengebunden waren. Dann nahm er seinen Platz in der Reihe der Sklaven ein, die sich auf dem von Fackeln erleuchteten Podium aufgestellt hatten.
    »Neue Sklaven, frische Sklaven, noch keine schlechten Gewohnheiten; die könnt Ihr ihnen selbst beibringen«, begann der Auktionator seinen Singsang. Die Menge antwortete mit einigen halbherzigen Lachern. »Nun, das hier habe ich, seht selbst, und entscheidet, für wen Ihr als Erstes bietet. Ich habe hier zwei kräftige Paar Hände, gut für den Bauernhof, das Feld oder den Stall, hab eine warmherzige Mutti, die auf Eure Kleinen aufpasst, hab eine Frau hier, die schon einiges erlebt hat, aber noch einige gute Jahre in sich hat, und zwei Jungs, lebhafte, gesunde Jungs, die jung genug sind, dass man ihnen alles beibringen kann. Also, wer eröffnet die Versteigerung?
    Seid nicht schüchtern, schreit es nur heraus und sagt mir, wer Euch ins Auge gefallen ist.«
    Der Auktionator deutete einladend auf das Meer von Gesichtern, das sich eifrig der Ware auf dem Podium zuwandte.
    »Mayvern! Die alte Frau! Drei Silberstücke!«
    Wintrow sah eine verzweifelte junge Frau in der Menge. Vielleicht war es ihre Tochter oder eine junge Freundin. Die alte Frau auf dem Podium neben ihm hob die Hände vors Gesicht, als schäme sie sich oder habe Angst zu hoffen. Wintrow dachte, ihm bräche das Herz. Doch dann erhaschte er einen Blick auf etwas, das seinen Herzschlag stattdessen beschleunigte. Er sah die hohe Gestalt seines Vaters und sein blondes Haar in der Menge. Er stach daraus hervor wie eine Fahne, die ihm Heim und Sicherheit versprach. Er diskutierte etwas mit einem Mann hinter sich.
    »Vater!«, rief er und sah, wie Kyle Haven ungläubig zum Podium hinübersah. Dann erblickte er Torg neben ihm, der vor Erstaunen die Hand vor den Mund schlug. Er spielte seine Verblüffung wirklich sehr gut. Einer der Händler stieß Wintrow mit seinem Stock zwischen die Rippen.
    »Sei ruhig und warte, bis du dran bist«, befahl er ihm.
    Wintrow fühlte weder den Schlag, noch hörte er die Worte. Er hatte nur Augen für das Gesicht seines Vaters, als der zu ihm hochsah. Es schien in dem Meer aus Gesichtern so weit weg und so klein zu sein. Und in der Dunkelheit konnte Wintrow seinen Ausdruck nicht genau erkennen. Er starrte auf seinen Vater hinunter und betete zu Sa. Weder in seinem Kopf noch mit dem Mund formte er irgendwelche Worte, sondern es war einfach nur ein stummes Flehen um Gnade. Er sah, wie sich sein Vater kurz zu Torg herunterbeugte, um sich mit ihm zu besprechen. Ob sein Vater so spät am Tag noch Geld hatte, das er ausgeben konnte?
    Aber das musste er doch haben, sonst hätte er seine Erwerbungen längst mit auf das Schiff genommen. Wintrow versuchte, hoffnungsvoll zu lächeln, aber er wusste nicht mehr, wie das ging. Was empfand sein Vater jetzt gerade? Ärger, Erleichterung, Scham, Mitleid? Es spielt keine Rolle, dachte Wintrow. Sein Vater konnte ihn nicht ansehen und nicht kaufen.
    Oder doch? Was würde seine Mutter dazu sagen?
    Nichts, wenn man es ihr nicht mitteilte. Diese Erkenntnis dämmerte Wintrow plötzlich. Gar nichts, wenn sie nur wusste, dass ihr Sohn in Jamaillia-Stadt weggelaufen war.
    Die Peitsche des Händlers schlug

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