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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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tat, als müsse er den Umschlag an seinem Hosenbein richten.
    Er wartete, bis der Mann ausgeatmet hatte, bevor er sich wieder aufrichtete. Aber trotzdem geriet er in eine Wolke gelblichen Rauchs. Er hustete und räusperte sich. »Ich frage dann bei Euch nach, ja?«
    Ein Knoten bildete sich in Brashens Magen. Das hieß, er musste einen weiteren Tag ohne Essen verbringen, eine weitere Nacht draußen schlafen. Mit jedem Tag, der verstrich, wurde die Chance geringer, eine Position auf einem anständigen Schiff zu finden. Ein hungriger, schmutziger und unrasierter Mann war nicht gerade das, was ein Schiffsmakler als Maat suchte.
    »Ja, tut das«, erwiderte der Makler abwesend. Er wühlte bereits in den Papieren auf seinem Schreibtisch und schien Brashen vergessen zu haben. »Und kommt frühzeitig vorbei.
    Denn wenn wir Euch wollen, dann wollen wir Euch sofort.
    Guten Tag.«
    Brashen stand langsam auf. »Das ist Gewäsch. Ihr wollt mir nicht sagen, ob Ihr mich wollt oder wieviel Ihr mir zahlen wollt, aber ich soll auf Zehenspitzen herangeschlichen kommen, wenn Ihr zwinkert. Das halte ich nicht für gut.« Du Idiot! sagte die Stimme der Vernunft in seinem Kopf. Halt die Klappe! Halt einfach die Klappe! Aber die Worte waren ausgesprochen, und Brashen wusste, dass er nicht nur ungehobelt, sondern auch noch dumm wirken würde, wenn er versuchte, sie jetzt zurückzunehmen. Er versuchte, seinen Ton etwas höflicher klingen zu lassen, als er hinzufügte: »Guten Tag, Sir. Tut mir Leid, dass wir nicht miteinander ins Geschäft kommen.«
    Der Schiffsmakler wirkte sowohl beleidigt als auch besorgt.
    »Wartet!«, rief er beinahe ärgerlich. »Wartet!«
    Brashen blieb stehen, drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an.
    »Wir wollen nichts überstürzen«, sagte der Mann und sah unentschlossen hin und her. »Ich sage Euch, was wir machen.
    Ich werde irgendwann heute mit dem Maat der Reaper sprechen. Wenn er sagt, dass alles mit Euch in Ordnung ist, zahlen wir Euch dieselbe Heuer, die Ihr dort hattet. Das ist fair.«
    »Nein, das ist nicht fair.«
    Da Brashen jetzt einmal die harte Tour angeschlagen hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als dabei zu bleiben. Außerdem wollte er nicht, dass der Makler mit jemandem von der Reaper sprach. »Auf der Reaper war ich der Dritte. Wenn ich auf der Springeve unterschreibe, dann bin ich dort der Erste Maat. Nicht der Kapitän, und kein Seemann vor dem Mast. Ich bin der Maat, der für alles verantwortlich ist, was an Bord falsch läuft. Die Springeve mag ein kleineres Schiff sein, aber es ist ein wichtigerer Posten. Die Mannschaft auf einem Handelsschiff muss härter und schneller arbeiten als die auf einem Schlachterschiff. Und ich vermute, dass die Springeve mehr Geld einfährt, als die Reaper jemals könnte, jedenfalls, wenn sie auch nur einen Pfifferling wert ist. Wenn ich als Maat auf der Springeve segle, will ich dieselbe Heuer, die der letzte Maat bekommen hat.«
    »Aber er hat jahrelange Erfahrung auf ihr gesammelt!«, protestierte der Makler schrill.
    »Ich habe jahrelange Erfahrung als Maat auf der Viviace gesammelt, und die ist ein erheblich größeres Schiff. Kommt schon. Zahlt mir, was Ihr dem letzten Mann gezahlt habt. Wenn Ihr mit ihm Geld verdient habt, dann garantiere ich Euch, dass Ihr genauso viel mit mir verdienen werdet.«
    Der Makler sank auf seinem Stuhl zurück. »Ihr habt die Arroganz eines guten Maats«, räumte er schließlich mürrisch ein.
    »Na gut. Kommt rechtzeitig zum Auslaufen. Ihr bekommt die Heuer des Ersten Maats. Aber ich warne Euch, wenn Ihr schlecht abschneidet, wird Euch der Kapitän im nächsten Hafen an Land setzen, ganz gleich, wie klein der ist.«
    »Ich mache Euch einen besseren Vorschlag, weil ich ehrlich bin und hart arbeite«, sagte Brashen. »Ich melde mich sofort auf dem Schiff. Wenn sie übermorgen in See sticht, habe ich wenigstens noch genug Zeit zu kontrollieren, ob die Ladung ordentlich verstaut wird, und dafür zu sorgen, dass die Mannschaft weiß, wer der neue Erste ist. Außerdem kann der Kapitän einen ganzen Tag beurteilen, was ich kann. Wenn ihm nicht gefällt, wie ich die Sache anpacke, dann kann er mich von Bord schicken. Ist das fair?«
    Es war genau der richtige Moment für diese Konzession.
    Dadurch konnte der Makler sein Gesicht wahren, als er nachdenklich die Augen zusammenkniff und schließlich nickte.
    »Das ist fair. Ihr wisst, wo die Springeve vor Anker liegt?«
    Brashen grinste. »Sehe ich aus wie ein Mann, der nach

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