Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
Bist du sicher?«
Ihre Mutter antwortete ruhig. »Ich bin sehr sicher.«
Malta betrat den Raum und setzte sich auf ihren Platz am Frühstückstisch. Sie hob den Deckel von dem Teller vor sich.
»Schon wieder Porridge? Wir können doch nicht so arm sein!
Wie kann die Dose einfach verschwinden?«
Sie blickte hoch. Ihre Großmutter sah sie mit zusammengezogenen Augen an. »Ich dachte, dass du es vielleicht wüsstest.«
»Mutter hatte sie zuletzt. Sie hat sie mir nicht gegeben, und ich durfte sie kaum berühren«, erklärte Malta. »Gibt es Früchte oder Marmelade dazu?«
»Nein. Gibt es nicht. Wenn wir unsere Schulden angemessen zurückzahlen wollen, dann müssen wir eine Weile einfach leben.
Man hat es dir bereits gesagt.«
Malta seufzte. »Entschuldigt«, sagte sie reuevoll. »Manchmal vergesse ich das. Ich hoffe, dass Papa bald wiederkommt. Ich werde unglaublich froh sein, wenn die Dinge wieder so sind, wie sie sein sollten.«
Sie sah ihre Mutter und ihre Großmutter an und lächelte. »Bis dahin sollten wir dankbar für das sein, was wir haben.«
Sie setzte sich gerade hin, machte ein freundliches Gesicht und aß etwas Porridge.
»Du weißt also nichts von der verschwundenen Traumdose?«, hakte ihre Großmutter forschend nach.
Malta schüttelte den Kopf und schluckte. »Nein. Es sei denn…
Habt ihr die Diener gefragt, ob sie sie weggeräumt haben, als sie sauber machten? Nana oder Rache wissen vielleicht etwas.«
»Ich habe sie selbst weggestellt. Sie stand nicht draußen, wo man sie vielleicht zufällig hätte wegräumen können. Jemand musste in mein Zimmer kommen, danach suchen und sie wegnehmen.«
»Fehlt noch etwas?«, fragte Malta rasch.
»Nein.«
Malta aß noch einen Löffel Porridge und kaute nachdenklich.
»Könnte sie einfach… verschwunden sein?«, fragte sie mit einem schiefen Lächeln. »Ich weiß, das klingt vielleicht komisch. Aber man hört so verrückte Geschichten von den Dingen aus der Regenwildnis. Nach einer Weile glaubt man fast, dass alles möglich ist.«
»Nein. Sie verschwindet nicht«, erwiderte ihre Großmutter gedehnt. »Sie verschwindet nicht einmal, wenn man sie öffnet.«
»Woher weißt du soviel über Traumdosen?«, erkundigte sich Malta neugierig. Sie schenkte sich eine Tasse Tee ein und süßte ihn mit Honig, während sie auf die Antwort wartete.
»Eine Freundin von mir hat einmal eine bekommen. Sie hat die Dose geöffnet und den Traum geträumt. Und sie hat die Werbung des jungen Mannes akzeptiert. Allerdings ist er gestorben, bevor sie heiraten konnten. Ich glaube, sie hat einige Jahre später seinen Bruder geheiratet.«
»Igitt«, bemerkte Malta. Sie schob sich noch einen Löffel Porridge in den Mund und fügte hinzu: »Ich kann mir nicht vorstellen, einen Mann aus der Regenwildnis zu heiraten. Auch wenn sie unsere Verwandten sein sollen. Könnt ihr euch vorstellen, jemanden zu küssen, der vollkommen verwarzt ist?
Oder mit ihm morgens zu frühstücken?«
»An Männern ist mehr als nur ihr Aussehen von Bedeutung«, bemerkte ihre Großmutter kalt. »Wenn dir das klar wird, fange ich vielleicht an, dich wie eine Frau zu behandeln.«
Sie sah ihre Tochter missbilligend an. »Nun, und was tun wir jetzt?«
Maltas Mutter schüttelte den Kopf. »Was können wir tun? Wir müssen es ihnen möglichst höflich erklären, dass wir das Geschenk verloren haben, bevor wir es zurückgeben konnten.
Aber dass wir diese Brautwerbung trotzdem nicht annehmen können, weil Malta noch zu jung ist.«
»Wir können ihnen unmöglich erklären, dass wir sein Geschenk verloren haben!«, rief Ronica.
»Was können wir dann tun? Lügen? Sagen, dass wir es behalten wollen, aber die Werbung trotzdem ablehnen? So tun, als hätten wir es niemals bekommen, und die ganze Situation ignorieren?«
Keffrias Stimme wurde mit jedem Vorschlag sarkastischer. »Wir sehen nur noch dümmer aus. Da es mein Fehler war, werde ich den Brief schreiben und die Schuld auf mich nehmen. Ich werde schreiben, dass ich sie an einem Ort versteckt hatte, den ich für sicher hielt, aber dass sie am Morgen verschwunden war. Ich werde mich aufrichtig entschuldigen und Schadenersatz anbieten. Aber ich werde trotzdem die Werbung ablehnen und höchst taktvoll darauf hinweisen, dass ein solches Geschenk in einem so frühen Stadium des Werbens schwerlich angemessen…«
»Nach den Maßstäben der Regenwildnis ist es das«, widersprach Ronica. »Vor allem für die Khuprus-Familie. Ihr Reichtum ist legendär. Der
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