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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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doch ständig Käufer auf und ab und nehmen Sklaven mit.«
    Der schmutzige Junge antwortete mürrisch: »Dann sind das sicher Käfige mit Kartenvisagen. Sie nehmen jedes Gebot für sie an. Jedenfalls fast. Ausgebildete Sklaven werden von Firmen aufgekauft, die sie verleihen. Sie werden versteigert, damit die Firmen gegeneinander bieten. Neue Sklaven…«
    Er hielt inne und räusperte sich. Ein wenig heiser fuhr er dann fort: »Neue Sklaven wie wir werden auch versteigert. Das nennt man das Gnadengesetz. Manchmal kaufen einen Freunde oder Familienangehörige, und dann bekommst du deine Freiheit zurück. Ich finde das ziemlich komisch. Meine Freunde und ich sind oft zu den Versteigerungen gekommen und haben mitgeboten, nur um die Preise in die Höhe zu treiben. Wir haben beobachtet, wie den Brüdern und Vätern der Schweiß ausgebrochen ist.«
    Er räusperte sich und drehte sich abrupt um.
    »Ich hätte nie erwartet, selbst einmal hier zu landen.«
    »Vielleicht kaufen deine Freunde dich ja frei«, meinte Wintrow ruhig.
    »Warum hältst du nicht einfach die Klappe, bevor ich dir die Zähne ausschlage?«, knurrte der Junge ihn an. Wintrow vermutete, dass er weder Freunde noch Familie hatte, die für ihn boten. Und wenn er nach ihrem Aussehen urteilte, dann war das bei den anderen auch nicht der Fall. Eine war eine Frau, die ihre Blüte lange überschritten hatte. Ihr Gesicht sah aus, als würde sie normalerweise lächeln, aber heute war sie vollkommen am Ende. Sie wiegte sich sacht auf den Fersen, während sie im Stroh hockte. Dann gab es zwei schüchterne junge Männer, vermutlich Mitte zwanzig. Sie waren wie Bauern gekleidet. Sie saßen nebeneinander, schweigend und mit leerem Blick. Wintrow überlegte, ob sie wohl Brüder waren oder vielleicht Freunde.
    Das Alter der anderen Frau in dem Käfig konnte man nur schwer bestimmen. Sie hockte auf dem Boden und umfasste mit beiden Armen ihre Knie. Sie hatte die Lippen zusammengepresst, und ihre Augen waren zu Schlitzen verengt.
    Um ihren Mund hatte sie scharfe Linien, die auf eine Krankheit hindeuteten.
    Der kurze Wintertag war beinahe vorbei, als sie die Sklaven holten. Wintrow hatte diese Männer noch nie zuvor gesehen. Sie hatten kurze Prügel in der Hand und eine lange Kette. Als jeder Sklave von seinen Fesseln befreit worden war, legten sie ihm die Kette an, bis sie eine neue Reihe mit Sklaven hatten. »Hier lang«, befahl einer der Männer. Der andere machte sich nicht mal die Mühe zu sprechen. Er stieß Wintrow einfach nur mit dem Stock, um ihn anzutreiben.
    Wintrows Weigerung, auf einem Block wie eine Kuh verkauft zu werden, rang mit der Müdigkeit, die die Unsicherheit der letzten Tage in ihm ausgelöst hatte. Wenigstens geschah jetzt etwas Eindeutiges mit ihm, selbst wenn er es nicht kontrollieren konnte. Er hielt sein Stück Kette fest und schlurfte unbeholfen hinter den anderen her. Als sie gingen, sah er sich um, aber viel erkennen konnte er nicht. Die meisten Käfige, an denen sie vorbeigingen, waren mittlerweile leer. Der Lärm der Menge wurde lauter, und plötzlich gelangten sie auf einen offenen Hof, der von Sklavenschuppen gesäumt war. In der Mitte gab es ein erhöhtes Podium, auf das Stufen führten. Es hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Galgen. Davor stand eine große Menschenmenge und beglotzte die Ware. Die Leute lachten, tranken und tauschten Komplimente und Bemerkungen aus.
    Und kauften andere Menschen. Wintrow roch schales Bier und nahm den quälenden Duft von fettem, rauchigem Fleisch wahr.
    In der Menge arbeiteten Essensverkäufer. Hinter der Plattform sah Wintrow eine Reihe mit Tätowierungsständen. Offenbar herrschte an allen Hochbetrieb.
    Ein ziemlich lebhafter Markt, dachte er. Zweifellos waren die Leute heute früh aufgestanden und hatten sich schon darauf gefreut. Ein Tag in der Stadt, an dem man Freunde traf und Handel trieb. Ein kurzer Abstecher zur Auktion gehörte dazu.
    Hier konnte man sehen, was gerade an Sklaven erhältlich war.
    Eine Weile standen sie angekettet vor den Stufen, während der Auktionator die Gruppe auf dem Podium verschacherte. Ein paar ernsthafte Käufer drängten sich durch die Menge und betrachteten sie genauer. Einige riefen dem Händler Fragen zu.
    Alter, Zustand der Zähne, Kenntnisse. Diese Fragen gab der Händler an den Sklaven weiter, als könnte der den Käufer nicht hören oder verstehen. Einer wollte Wintrows Alter wissen.
    »Vierzehn«, antwortete er ruhig.
    Der Käufer gab ein verächtliches

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