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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Letztes gesagt hatte. Es war sowieso eine Lüge, was die Opfer betraf, die ihretwegen gemacht wurden. Alles war eine Lüge.
    Eine Lüge. Und da gab es noch etwas. Sie hatte nicht vorgehabt, sie wegen der Dose anzulügen. Sie hätte es auch nicht getan, wenn die alte Frau nicht so sicher gewesen wäre, dass sie sie gestohlen und deswegen gelogen hatte. Wenn Ronica Vestrit sie angesehen und sich auch nur einen Augenblick gefragt hätte, ob sie unschuldig war, dann hätte Malta ihr die Wahrheit gesagt.
    Ganz bestimmt. Aber welchen Sinn hatte es, Leuten die Wahrheit zu sagen, die ohnehin glaubten, dass sie eine Lügnerin war? Genauso gut konnte sie zweimal lügen und die Lügnerin und die Diebin sein, für die ihre Großmutter sie hielt. Nein, sie hielt sie nicht nur dafür, sondern sie hoffte sogar, dass sie es war.
    Ja, das war es. Ihre Großmutter wollte, dass sie schlecht und boshaft war, weil sie sich dann in ihrem entsetzlichen Verhalten Maltas Vater gegenüber bestätigt fühlte. Es war alles die Schuld ihrer Großmutter. Wenn man Menschen schlecht behandelte, dann fiel das eben auf einen zurück.
    »Malta?«
    Die Stimme klang leise und sehr liebevoll. Jemand legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. »Geht es dir gut, Liebes?«
    Malta wirbelte herum, packte die Porridgeschüssel und warf sie Rache vor die Füße. »Ich hasse Porridge! Servier mir das nie wieder. Es ist mir gleich, was du stattdessen für mich kochst, aber serviere mir nie wieder Porridge. Und fass mich nicht an!
    Dazu hast du kein Recht! Jetzt mach das hier sauber und lass mich allein!«
    Sie schob die erschrockene Sklavin aus dem Weg und stürmte aus dem Zimmer. Sklaven! Sie waren so dumm. In allem!

    »Paragon. Ich muss mit dir über etwas reden.«
    Amber hatte den Nachmittag mit ihm verbracht. Sie hatte mit einer Laterne sein Inneres erkundet. Langsam war sie durch seine Frachträume geschlendert, durch die Kapitänskajüte, das Kartenzimmer und durch jedes Abteil seines Rumpfs. Dabei hatte sie viele Fragen gestellt, von denen er einige beantwortete, andere dagegen nicht, weil er nicht wollte oder konnte. Sie hatte die Dinge gefunden, die Brashen zurückgelassen hatte und sie einfach kühn für ihre Zwecke umgeräumt. »Irgendwann komme ich einmal nachts hierher und schlafe bei dir, ja?«, hatte sie vorgeschlagen. »Wir bleiben lange auf und erzählen uns Geschichten bis zum Morgengrauen.«
    Sie hatte sich selbst für jedes Stück Abfall interessiert, das sie gefunden hatte. Ein Beutel mit Würfeln in einem Spalt. Dort hatte ein Seemann sie versteckt, damit er auf Wache spielen konnte, ohne erwischt zu werden. Oder eine eingekratzte Notiz auf einem Schott. »Drei Tage, Sa, hilf uns allen« stand da, und Amber hatte wissen wollen, wer sie hineingekratzt hatte und warum. Vor allem die Blutflecken hatten sie neugierig gemacht. Sie war von einem zum nächsten gegangen und hatte siebzehn unregelmäßige Flecken auf seinem Deck und in verschiedenen Laderäumen gezählt. Sechs andere hatte sie übersehen, aber das verriet er ihr nicht. Und er würde sich für sie auch nicht an diesen Tag erinnern, an dem das Blut vergossen worden war, oder an die Namen derer, die gestorben waren. In der Kapitänskajüte hatte sie das verschlossene Geheimfach entdeckt, in dem eigentlich seine Logbücher hätten liegen sollen. Das Schloss war schon lange zertrümmert, und selbst die Tür aus Bohlen war zersplittert. Die Logbücher waren allesamt weg, gestohlen.
    Amber hatte darauf herumgehackt, wie eine Möwe auf einem Kadaver. Konnte er deshalb ihre Fragen nicht beantworten?
    Brauchte er seine Logbücher, um sich zu erinnern? Ja? Warum erinnerte er sich dann an ihre Besuche oder die von Mingsley?
    Darüber hatte er doch auch keine Logbücher.
    Paragon hatte nur mit den Schultern gezuckt. »Wenn du in einem Dutzend Jahren das Interesse an mir verloren hast und mich nicht mehr besuchst, dann habe ich dich vermutlich auch vergessen. Du denkst nicht daran, dass diese Ereignisse, nach denen du mich fragst, schon lange vor deiner Geburt passiert sind. Warum erzählst du mir nicht von deiner Kindheit? Wie gut erinnerst du dich daran?«
    »Nicht besonders gut.«
    Sie wechselte rasch das Thema. »Weißt du, was ich gestern getan habe? Ich bin zu Davad Restate gegangen und habe ihm das Angebot gemacht, dass ich dich kaufen möchte.«
    Ihre Worte ließen ihn zunächst verstummen. Doch dann erwiderte er kalt: »Davad Restate kann mich nicht verkaufen.
    Er besitzt mich nicht.

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