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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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würde sie ihn verlassen, wie es alle anderen auch getan hatten.
    Früher oder später gaben die Menschen ihn auf.
    »Du solltest besser zu Davad Restate gehen und dein Angebot zurücknehmen«, riet er ihr, als das Schweigen sich ausdehnte.
    »Nein.«
    »Wenn du mich kaufst und hierlässt, werde ich dich für immer hassen. Ich werde dir mehr Unglück bringen, als du dir vorstellen kannst.«
    Ihre Stimme klang gelassen. »Ich glaube nicht an Glück, Paragon. Ich glaube an Schicksal, und ich glaube, dass mein Schicksal schrecklichere und herzzerreißendere Facetten aufweist, als du dir vorstellen kannst. Du bist nur ein Teil davon, weißt du. Also werde ich dich kaufen, um des kleinen Kindes willen, das aus den hölzernen Knochen eines Schiffes wütet und droht. Und dich in Sicherheit bringen. Jedenfalls so sicher, wie das Schicksal es mir erlaubt.«
    In ihrer Stimme klang keine Furcht mit, sondern nur eine merkwürdige Zärtlichkeit, als sie jetzt ihre Handfläche auf seine Planken legte.

    »Verbinde es einfach«, befahl er barsch. »Es wird heilen.«
    Etta schüttelte den Kopf. Sehr leise antwortete sie: »Kennit, es heilt nicht.«
    Sie berührte sacht seine Haut über der Verletzung. »Deine Haut ist heiß und empfindlich. Ich sehe, wie du bei jeder Berührung zusammenzuckst. Diese Flüssigkeiten, die da austreten, sehen nicht so aus wie Flüssigkeiten, die bei einem Heilungsprozess…«
    »Halt den Mund!«, befahl er. »Ich bin ein starker Mann, keine jammernde Hure, die du pflegen musst. Es wird heilen, und ich werde wie früher sein. Verbinde es oder lass es bleiben, es ist mir egal. Ich kann es auch selbst verbinden, oder Sorcor tut es. Ich habe keine Zeit, hier sitzen zu bleiben und zuzuhören, wie du mir Pech wünschst.«
    Ein scharfer Schmerz durchzuckte plötzlich sein Bein. Er schnappte unwillkürlich nach Luft und umklammerte den Rand seiner Koje, um nicht aufzuschreien.
    »Kennit, du weißt, was getan werden muss.«
    Sie flehte ihn an.
    Er musste warten, bis er weitersprechen konnte. »Was getan werden muss? Du musst an eine Seeschlange verfüttert werden, damit ich wieder Frieden in meinem Leben finde. Geh hinaus und schicke mir Sorcor. Wir müssen Pläne schmieden, und ich habe keine Zeit für dein Getue.«
    Sie legte die durchtränkten Bandagen in einen Korb und verließ ohne ein weiteres Wort die Kajüte. Gut. Kennit griff nach der klobigen Krücke, die an seiner Koje lehnte. Sorcor hatte sie auf seinen Wunsch für ihn gemacht. Er hasste sie, und wenn sich das Deck neigte, war sie vollkommen nutzlos. Nur an einem ruhigen Tag wie heute konnte er, wenn sie vor Anker lagen, von seiner Koje zu seinem Kartentisch humpeln. Aber es war jedesmal äußerst schmerzhaft. Er schwitzte, wenn er den Tisch erreichte, beugte sich über die Karten und stützte sein Gewicht gegen den Rand des Tisches. Es klopfte an der Tür.
    »Sorcor? Komm herein.«
    Der Maat streckte seinen Kopf durch die Öffnung. Er wirkte besorgt. Doch als er seinen Kapitän am Kartentisch stehen sah, strahlte er wie ein Kind, dem man Süßigkeiten angeboten hatte.
    Er betrat den Raum. Kennit bemerkte, dass er eine neue Weste hatte, mit noch mehr Stickereien. »Dieser Heiler hat Euch also gut getan«, begrüßte er Kennit, während er hereinkam. »Das dachte ich mir. Von den beiden anderen habe ich auch nicht viel gehalten. Wenn Ihr jemanden braucht, der Euch behandelt, dann ist ein alter Mann am besten, jemand, der weit in der Welt herumgekommen ist…«
    »Halt den Mund, Sorcor«, unterbrach Kennit ihn liebenswürdig. »Er war nicht nützlicher als die beiden anderen. Anscheinend ist es in Bullenbach üblich, eine neue Verletzung zu schaffen, um den Patienten von der eigenen Unfähigkeit abzulenken, wenn man die alte Verwundung nicht behandeln kann. Ich habe ihn gefragt, wie er denn eine neue Amputation meines Beines heilen wollte, wenn er es schon bei der alten nicht konnte. Darauf wusste er keine Antwort.«
    Kennit zuckte mit den Schultern. »Ich habe diese Süßwasserheiler satt.
    Sehr wahrscheinlich werde ich genauso schnell ohne ihre Egel und Tränke wieder gesund.«
    Das Lächeln verschwand von Sorcors Gesicht, als er den Raum betrat. »Sehr wahrscheinlich«, stimmte er wenig überzeugt zu.
    »Das hat der Letzte selbst gesagt«, versicherte ihm Kennit.
    »Aber nur, weil Ihr ihn bedroht habt, bis er Euch zugestimmt hat«, sagte Etta. Sie stand an der Tür. »Sorcor, sag ihm deine Meinung. Sag ihm, dass man sein Bein höher abschneiden

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