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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wäre er gerührt. »Niemand sonst kann mir dabei helfen, Sorcor.
    Es gibt niemanden, dem ich mehr vertraue als dir. Seit ich ein Junge war, habe ich von einem Zauberschiff geträumt. Ich habe immer geglaubt, dass ich eines Tages über das Deck von einem gehen würde und es mir gehörte. Und…«
    Er schüttelte den Kopf und sprach mit belegter Stimme weiter. »Manchmal fürchtet ein Mann, dass sein Ende früher kommt, als er glaubt.
    Dieses Bein… Wenn das stimmt, was sie gesagt haben…«
    Er drehte sich wieder zu Sorcor um und sah ihm mit seinen blauen Augen direkt ins Gesicht. »Es ist vielleicht meine letzte Chance«, sagte er.
    »Oh, Sir, redet nicht so was!«
    Dem Maat traten tatsächlich Tränen in die Augen. Kennit musste sich auf die Lippen beißen, damit er nicht grinste. Er beugte sich dichter an den Kartentisch, um sein Gesicht zu verbergen. Doch das war ein Fehler, denn seine Krücke rutschte weg. Er hielt sich zwar am Rand des Tisches fest, aber die Spitze seines eiternden Beinstumpfes berührte trotzdem den Boden. Er schrie vor Schmerz auf und wäre gefallen, wenn Sorcor ihn nicht aufgefangen hätte.
    »Immer mit der Ruhe. Ich habe Euch. Ganz ruhig.«
    »Sorcor«, sagte er schwach. Er hielt sich fester an dem Tisch fest und stützte sich auf seine Arme, um nicht zusammenzubrechen. »Kannst du das für mich tun?«
    Er hob den Kopf. Jetzt zitterte er, er konnte es fühlen. Es war die Anstrengung, auf einem Bein zu stehen. Er war nicht daran gewöhnt, das war alles. Er glaubte nicht wirklich, dass er daran sterben würde. Er würde wieder gesund werden, weil er immer gesund geworden war, ganz gleich, wie stark er verletzt war.
    Doch jetzt konnte er nichts dagegen tun, dass sich sein Gesicht vor Schmerz verzerrte und ihm der Schweiß auf die Stirn trat.
    Setz es ein, benutz es! »Kannst du mir diese letzte Chance geben?«
    »Das kann ich, Sir.«
    Das dumpfe Vertrauen rang in Sorcors Augen mit seinem Mitleid. »Ich kapere Euch das Zauberschiff.
    Ihr werdet über das Deck gehen, vertraut mir«, bat er Kennit.
    Trotz seiner Schmerzen musste Kennit auflachen und verwandelte es in ein Husten. Ihm vertrauen. »Welche Wahl habe ich?«, fragte er sich verbittert. Irgendwie waren ihm diese Worte gegen seinen Willen entschlüpft. Er sah rasch Sorcor an, der ihn besorgt musterte. Er zwang sich zu einem gequälten Lächeln und bemühte sich, herzlicher zu klingen. »All die Jahre, Sorcor«, sagte er kopfschüttelnd. »Wem habe ich in der Zeit jemals vertraut? Ich habe keine Wahl, als erneut unsere Freundschaft damit zu belasten.«
    Er griff nach seiner Krücke, aber er merkte, dass er nicht genug Kraft hatte, sie zu halten. Die Heilung seines Stumpfs nahm jedes bisschen Kraft in Anspruch, über das er verfügte. Er zwinkerte. »Ich muss dich auch bitten, mir wieder ins Bett zu helfen. Ich habe keine Kraft mehr.«
    »Kapitän«, sagte Sorcor. Die kriecherische Zuneigung eines Hundes lag in diesem einem Wort. Kennit schob den Gedanken beiseite. Er würde darüber nachdenken, wenn er sich besser fühlte. Irgendwie hatte er Sorcor noch enger an sich gebunden, als er ihn um Hilfe gebeten hatte. Du hast deinen Ersten Maat gut ausgesucht, dachte er. Wäre er an Sorcors Stelle gewesen, hätte er instinktiv gewusst, dass er jetzt die beste Gelegenheit hatte, die ganze Macht an sich zu reißen. Glücklicherweise war Sorcor nicht so gerissen wie er.
    Sorcor bückte sich verlegen und hob Kennit tatsächlich hoch, um ihn ins Bett zu tragen. Die unvermittelte Bewegung verstärkte den stechenden Schmerz noch mehr. Kennit grub seine Finger in Sorcors Schultern, und ihm wurde schwindlig.
    Einen Augenblick wurde er von uralten Erinnerungen an seinen Vater überwältigt: der schwarze Backenbart, der Whiskeyatem und der Gestank des Seemanns, wenn er den Jungen hochnahm und lachend und trunken mit dem kleinen Kennit im Arm tanzte. Es war sowohl eine schreckliche als auch glückliche Zeit gewesen. Sorcor legte ihn vorsichtig hin.
    »Soll ich Etta hereinschicken?«
    Kennit nickte schwach. Er klammerte sich an die Erinnerung an seinen Vater, aber diese Schimäre tanzte und lockte ihn aus seiner dunklen Kindheit. Stattdessen tauchte ein anderes Gesicht auf, das ihn anlächelte. Es war sardonisch und elegant.
    »Ein ziemlicher Gassenjunge. Aber vielleicht können wir was Nützliches aus ihm machen.«
    Er warf den Kopf gegen das Kissen und schüttelte die Erinnerung ab. Die Tür schloss sich hinter dem Ersten Maat.
    »Du hast diese Leute

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