Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
gebeten, dieses Treffen zu arrangieren und mir zu erlauben, sie zu begleiten, damit sie mich in Euer Heim einführt. Wenn Euch das in Schwierigkeiten bringt, möchte ich mich jetzt dafür entschuldigen.«
»Überhaupt nicht«, antwortete Keffria leise. »Bitte, lasst uns vertraulich miteinander umgehen, wie es unter Nachbarn, Freunden und Familien sein sollte.«
Ihre Worte schlossen ihre Mutter ebenso ein wie die beiden anderen Frauen. Wie zufällig strich sie Ronica über die Hand, damit sie endlich ihr schockiertes Schweigen brach.
Caolwn hatte sich umgedreht und betrachtete Ronica merkwürdig. »Meine alte Freundin, du bist heute sehr schweigsam. Ist dir denn wohl bei dem Gast, den ich dir gebracht habe?«
»Wie könnte es anders sein!«, erwiderte Ronica schwach.
Kräftiger fügte sie hinzu: »Aber ich überlasse heute Abend das Reden meiner Tochter. Sie hat ihr Erbe angetreten. Es ist passender, dass sie statt meiner Euch jetzt willkommen heißt und dass sie für die Vestrits spricht.«
»Was sie schon sehr beredt getan hat«, sagte Jani Khuprus mit echter Herzlichkeit in der Stimme. Sie lächelte alle an. »Ich fürchte, ich bin es, die ihre Sache nicht sehr gut gemacht hat. Ich dachte, dass es vielleicht das Angenehmste wäre, wenn ich persönlich komme, aber vielleicht wäre ein Brief vorab besser gewesen.«
»Es ist gut so, das versichere ich Euch«, sagte Keffria, während sie einen zusätzlichen Teller deckte und dann einen Stuhl an den Tisch stellte. »Wir wollen uns alle hinsetzen und zusammen das Essen, den Wein und den Tee genießen. Ich habe auch Kaffee da, falls jemand ihn vorzieht.«
Sie hatte das Bedürfnis, Jani Khuprus besser kennenzulernen, bevor sie den Grund für ihren Besuch besprachen. Langsam, immer langsam. Wenn dieses Rätsel gelöst werden sollte, dann wollte sie es langsam tun, um sicherzugehen, dass sie es vollkommen verstand.
»Ihr habt einen entzückenden Tisch gedeckt«, bemerkte Jani Khuprus, als sie sich hinsetzte. Es entging Keffria nicht, dass sie sich selbst zuerst setzte und dass Caolwn ihr auch nicht das Wort übergeben musste. Sie war plötzlich sehr froh, dass sie die besten Oliven aufgetischt hatten, dass ihre Mutter darauf bestanden hatte, die Mandelpaste frisch zuzubereiten, und dass nur das Beste, was sie zu kochen in der Lage waren, auf dem Tisch stand. Es war eine schöne Tafel, mit prächtigem und gutem Essen, dem besten, das Keffria seit Monaten gesehen hatte. Wie begrenzt ihre finanziellen Mittel auch sein mochten, Ronica hatte nicht zugelassen, dass dieses Mahl darunter litt. Was Keffria jetzt sehr erleichterte.
Eine Weile plauderten sie ganz allgemein. Langsam erholte sich Ronica, gewann ihre Haltung und ihren Charme zurück und lenkte das Gespräch auf sichere Themen. Sie heimsten Komplimente für das Essen, für den Wein und die allgemeinen Umstände ein, die diese Mahlzeit begleiteten. Aber Keffria bemerkte, dass immer, wenn sich Jani Khuprus in das Gespräch einmischte, was häufig vorkam, die kleinen Geschichten und Anekdoten, die sie erzählte, den Reichtum und die Macht der Khuprus-Familie unterstrichen. Sie prahlte nicht damit, und sie hatte offensichtlich auch nicht vor, die Vestrits an ihrem Tisch zu demütigen. Doch jedesmal verglich sie dieses Essen oder die Gesellschaft mit größeren Banketten oder mit höherstehenden Persönlichkeiten. Sie streut, dachte Keffria, absichtlich Informationen über ihre Familie in das Gespräch ein. Ihr Ehemann lebte noch, und sie hatte drei lebende Söhne und zwei lebende Töchter, was nach den Maßstäben der Regenwildnis eine ungeheuer große Familie darstellte. Der neuerliche Reichtum, den sie aus der Entdeckung der Flammenjuwelen schöpften, ermöglichte ihnen mehr Zeit für Reisen und Unterhaltung. Und so konnten sie Objekte seltener Schönheit und neues Wissen in ihr Heim bringen. War das nicht in Wirklichkeit der größte Vorteil des Reichtums, dass er einem erlaubte, Familie und Freunde so zu behandeln, wie sie es verdienten? fragte sie. Wenn die Vestrits jemals Lust bekommen sollten, den Fluss hinaufzureisen, wären sie jedenfalls in ihrem Haus höchst willkommen.
Es ähnelt dem Balztanz eines Vogels, dachte Keffria. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, und Jani Khuprus sah sie plötzlich an, als hätte Keffria ein Geräusch von sich gegeben, das ihre Neugier erregt hatte. Ohne Vorwarnung lächelte sie strahlend. »Ich habe Eure Nachricht erhalten, meine Liebe. Aber ich muss zugeben, dass ich sie
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