Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
attraktiv. Ein besseres könnt Ihr nicht erwarten, von niemandem.«
»Das Angebot ist mehr als nur attraktiv, es ist phantastisch«, erwiderte Ronica schnell. »Aber wir sind hier unter uns Frauen.
Infolgedessen wissen wir, dass man das Herz einer Frau nicht kaufen kann. Wir bitten Euch nur darum zu warten, bis Malta etwas älter ist, damit sie wirklich frei entscheiden kann, was sie will.«
»Wenn sie die Traumbox öffnen und einen gemeinsamen Traum träumen konnte, dürfen wir davon ausgehen, dass sie weiß, was sie will. Vor allem, wenn sie das, wie es scheint, gegen den Willen ihrer Mutter und Großmutter durchsetzen musste.«
Jani Khuprus Stimme hatte ihre seidige Höflichkeit verloren.
»Die spontane Handlung eines mutwilligen Kindes sollte man nicht als Handlung einer Frau betrachten. Ich sage Euch, Ihr müsst warten!«
Ronicas Stimme klang entschieden.
Jani Khuprus stand auf. »Blut oder Gold, die Schuld ist geschuldet«, zitierte sie die alte Formel. »Die Zahlung ist bald fällig, Ronica Vestrit. Und Ihr habt schon einmal eine nicht ganz begleichen können. Nach unserem Vertrag können wir das Zahlungsmittel selbst festlegen.«
Ronica stand auf, um Jani Paroli zu bieten. »Dort, in der Kiste neben der Tür. Da liegt Euer Gold. Ich gebe es Euch freiwillig, die rechtmäßige Tilgung einer anerkannten Schuld.«
Sie schüttelte langsam und nachdrücklich den Kopf. »Aber ich werde Euch nicht, niemals, mein Kind oder Enkelkind geben, es sei denn, sie geht aus freiem Willen. Mehr habe ich Euch nicht zu sagen, Jani Khuprus. Und es beschämt uns beide, dass solche Worte laut ausgesprochen werden müssen.«
»Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr unseren Vertrag nicht einhalten wollt?«, verlangte Jani zu wissen.
»Aber bitte!«
Caolwns Stimme klang plötzlich schrill. »Bitte«, fuhr sie leiser fort, als sich ihr alle zuwandten. »Lasst uns nicht vergessen, wer wir sind. Und lasst uns daran denken, dass wir Zeit haben. Sie ist nicht so kurz, wie manche glauben, wenn auch nicht so reichlich, wie es sich andere wünschen. Aber wir haben noch Zeit. Und wir müssen außerdem die Herzen der beiden jungen Menschen in Betracht ziehen.«
Ihre violetten Augen, die sich zu Schlitzen zusammengezogen hatten, sahen eine nach der anderen an und suchten Unterstützung. »Ich schlage einen Kompromiss vor«, sagte sie schließlich. »Einer, der uns allen viel Leid erspart. Jani Khuprus muss Euer Gold akzeptieren.
Diesmal. Denn sie ist sicherlich genauso an die Verträge gebunden, die Ronica und ich hier in dieser Küche das letzte Mal vereinbart haben, wie Ronica letzten Endes daran gebunden ist. Darin stimmen wir doch überein, richtig?«
Keffria hielt die Luft an und rührte sich nicht, aber es schien sie ohnehin niemand anzusehen. Jani Khuprus nickte schließlich als erste, wenn auch sehr steif. Das Nicken von Ronica ähnelte mehr einer Verbeugung, einer Geste der Unterwerfung.
Caolwn seufzte erleichtert auf. »Mein Kompromiss sieht folgendermaßen aus. Ich spreche als eine Frau, Ronica, die Janis Sohn Reyn schon sein ganzes Leben lang kennt. Er ist ein höchst ehrenwerter und vertrauenswürdiger junger Mann. Ihr braucht nicht zu fürchten, dass er Malta übervorteilt, sei sie nun ein Mädchen oder eine Frau. Und deshalb glaube ich, solltet Ihr erlauben, dass er seine Brautwerbung jetzt beginnt. Natürlich in Begleitung von Anstandsdamen. Und unter der Voraussetzung, dass es keine weiteren Geschenke gibt, die einer jungen Frau den Kopf verdrehen könnten, weil sie eher an ihre Gier als an ihre Liebe appellieren. Erlaubt Reyn einfach nur, dass er regelmäßig bei ihr vorspricht. Wenn sie wirklich noch ein Kind ist, wird er das sofort einsehen und beschämter über seinen Irrtum sein, als eine von uns sich das vorstellen kann. Aber wenn sie bereits wahrhaft eine Frau ist, dann gebt ihm die Chance, die erste Chance, ihr Herz für sich zu gewinnen. Ist das zuviel verlangt?
Dass man ihm erlaubt, ihr erster Freier zu sein?«
Es entschädigte Keffria für vieles, was zwischen ihr und Ronica vorgefallen war, dass ihre Mutter sie jetzt ansah und auf ihre Entscheidung wartete. Keffria sagte: »Ich glaube, das kann ich erlauben. Falls eine Anstandsdame dabei ist. Und wenn es keine weiteren teuren Geschenke gibt, die sie verwirren.«
Sie seufzte. »In Wahrheit hat Malta diese Tür selbst geöffnet.
Vielleicht sollte das auch ihre erste Lektion als Frau sein. Dass man die Zuneigung eines Mannes niemals auf die leichte Schulter
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