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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Knöcheln.
    »Mild!«, bellte er über die Schulter. »Zieh einen Eimer Salzwasser hoch!«
    Dann kümmerte er sich wieder um den Jungen.
    »Wintrow, wasch das mit Salzwasser aus und bandagiere die Knöchel. Nichts heilt eine Wunde so gut wie Salzwasser. Ich weiß, wovon ich rede. Ich hatte selbst genug.«
    Er rümpfte angewidert die Nase. »Und wenn du dabei bist, dann wasch dich gleich gründlich. Die da unten in ihren Ketten liegen, haben eine Entschuldigung dafür, dass sie stinken. Du nicht.«
    Gantry sah Kyle an, der immer noch reglos neben ihnen stand.
    Er begegnete dem Blick seines Kapitäns und wagte es, missbilligend den Kopf zu schütteln. Kyle biss die Zähne zusammen, sagte aber nichts. Dann richtete sich Gantry auf und ging zum Vordeck, von wo aus er Viviace sehen konnte.
    Sie verrenkte sich fast den Hals, um sehen zu können, was hinter ihr passierte. Der Blick ihrer weit aufgerissenen Augen war angsterfüllt, und sie hatte die Hände vor der Brust verkrampft. »Also«, sagte er möglichst ruhig. »Mir reicht es jetzt! Womit genau können wir dich dazu bringen, dass du dich ordentlich benimmst?«
    Viviace wäre beinahe zurückgeschreckt, als er sie so direkt zur Rede stellte.
    »Nun?«
    Gantrys Stimme klang gereizt. »Du hast die Geduld von beinahe jedem Mann hier an Bord strapaziert. Was in Sas Namen würde dich glücklich machen? Musik? Gesellschaft?
    Was?«
    »Ich will…«
    Sie hielt inne und schien abzuschweifen. »Ich habe ihn berührt, Gantry Ich habe ihn berührt, und er hat mich erkannt. Er sagte, ich wäre weder Viviace noch eine Vestrit. Er sagte, ich gehörte zu ihnen.«
    Sie plappert, dachte Kyle angewidert. Sie plappert wie eine Schwachsinnige.
    »Viviace«, sagte Gantry verärgert. »Seeschlangen reden nicht.
    Die Seeschlange hat nichts gesagt, sondern dich einfach nur erschreckt. Sie hat uns alle aufgeschreckt, aber jetzt ist es vorbei. Niemand ist ernsthaft verletzt worden. Aber du hättest uns verletzen können, mit deinem ungebärdigen Benehmen und…«
    Sie schien ihm nicht zuzuhören. Viviace runzelte ihre hölzerne Stirn und schien sich dann an seine erste Frage zu erinnern. »Was ich will, ist, dass es wieder so ist wie vorher.«
    Es war eine flehentliche Bitte.
    »Vor was?«, fragte Gantry hilflos. Kyle wusste, dass der Mann schon besiegt war. Es machte keinen Sinn, das Schiff zu fragen, was sie wollte. Sie begehrte immer nur das, was man ihr nicht geben konnte. Sie war verzogen, das war alles, ein verzogenes Weib mit einem übergroßen Bewusstsein ihrer eigenen Wichtigkeit. Der Versuch, sie zu erfreuen, war die falsche Herangehensweise. Je mehr Gantry ihr anbot, desto mehr würde sie sie alle herumkommandieren. So war eben die weibliche Natur. Warum hatten sie bloß keinen Mann als Galionsfigur geschnitzt? Ein Mann war wenigstens der Vernunft zugänglich!
    »Wie vor Kyle«, sagte Viviace gedehnt. Sie richtete ihren bohrenden Blick auf ihn. »Ich will Ephron Vestrit am Steuerruder. Und Althea an Bord. Und Brashen.«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und wandte sich von ihnen ab. »Ich will wieder sicher sein können, wer ich bin.«
    Ihre Stimme zitterte wie die eines Kindes.
    »Das kann ich dir nicht geben. Niemand kann dir das geben.«
    Gantry schüttelte den Kopf. »Komm schon, Schiff. Wir tun unser Bestes. Wintrow trägt keine Ketten mehr. Ich kann ihn nicht dazu zwingen, glücklich zu sein. Und ich kann erst recht die Sklaven nicht zwingen, glücklich zu sein. Und ich gebe mein Bestes.«
    Es fehlte nicht viel, und er hätte sie angefleht.
    Viviace schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann so nicht weitermachen«, sagte sie, und ihre Stimme klang tränenerstickt.
    »Ich fühle das alles, verstehst du? Ich fühle es alles.«
    »Unsinn!«, knurrte Kyle. Ihm reichte es. Er überwand die Abscheu, die er über seinen eigenen, unverhohlenen Ärger empfand. Gut, er hatte die Beherrschung verloren. Meine Güte, Sa wusste, dass er in letzter Zeit auch weit genug getrieben worden war. Sie mussten alle erfahren, dass er keinerlei weiteren Unsinn dulden würde. Er trat an die Reling neben seinen Maat. »Gantry, hör auf, sie auch noch in ihrem Jammer zu ermutigen. Du bestätigst sie nur in ihrem kindischen Verhalten.«
    Er sah Viviace an, und ihre Blicke trafen sich. »Schiff, du segelst. Das ist alles. Du kannst es willig segeln oder wie ein Floß aus Kuhhäuten, aber wir werden dich segeln. Mir ist es vollkommen gleichgültig, ob du glücklich bist oder nicht. Wir haben eine Aufgabe zu

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