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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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durch den engen Kanal. Wintrow kämpfte mit dem Steuer. »Beweg dich, wenn du leben willst!«, brüllte er. »Wir haben keine Zeit für deine Ängste. Das Einzige, was jetzt zählt, ist das Schiff. Rette sie, wenn du dich selbst retten willst.«
    »Zum ersten Mal klingst du wie mein Sohn.«
    Kyle Havens Gesicht war blutüberströmt. Er bewegte sich gebückt und versuchte, die gebrochenen Rippen nicht zu berühren, die in seinen Brustkorb stachen. Er war blasser als der Himmel über ihnen. Er sah, wie sein Sohn das Steuerrad hielt, betrachtete die vernarbten Kartenvisagen, die eilig seinen Befehlen gehorchten, sah das Chaos, das der Aufstand hinterlassen hatte, und schüttelte langsam den Kopf. »Und das brauchtest du, um deine Männlichkeit wiederzufinden?«
    »Sie war nie verloren«, antwortete er tonlos. »Du konntest sie nur einfach nicht erkennen, weil ich nicht so war wie du. Ich war nicht groß und stark und barsch. Ich war ich.«
    »Du hast meinen Erwartungen nie entsprochen. Es war dir niemals wichtig, was ich dir geben konnte.«
    Kyle schüttelte den Kopf. »Du und dieses Schiff. Ihr seid beide verzogene Kinder.«
    Wintrow packte das Steuer fester. »Dafür haben wir keine Zeit.
    Viviace kann sich nicht selbst steuern. Sie hilft mir, aber ich will auch deine Augen und deine Erfahrung.«
    Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme bitter klang. »Hilf mir, Vater.«
    »Er ist wirklich dein Vater?«, fragte Sa’Adar verblüfft. »Er hat seinen eigenen Sohn versklavt?«
    Keiner der beiden antwortete ihm. Beide spähten nach vorn, in den Sturm. Nach einem Moment trat der Priester an das Heck des Schiffes zurück und ließ sie in Ruhe.
    »Was hast du mit ihr vor?«, fragte sein Vater plötzlich. »Selbst wenn du sie sicher durch diesen Kanal lenken kannst, hast du nicht genug gute Leute, um sie zu segeln. Es sind tückische Gewässer hier, selbst für eine erfahrene Mannschaft.«
    Er schnaubte verächtlich. »Du wirst sie verlieren, noch bevor du sie gewonnen hast.«
    »Ich kann nur mein Bestes geben«, erwiderte Wintrow ruhig.
    »Ich habe das hier nicht gewollt. Aber ich glaube, dass Sa mir helfen wird.«
    »Sa!«
    Kyle schüttelte angewidert den Kopf. »Halt sie in der Mitte des Kanals, nein, noch ein paar Strich Backbord«, sagte er dann. »So. Halt den Kurs. Wo ist Torg? Du hättest ihn in den Ausguck schicken sollen.«
    Wintrow dachte einen Moment nach und kombinierte die Meinung seines Vaters mit dem, was er durch Viviace fühlte.
    Dann korrigierte er den Kurs. »Torg ist tot«, sagte er nach einem kurzen Schweigen. »Er wurde über Bord geworfen. Weil ein Sklave ihn für nutzlos hielt.«
    Er deutete mit dem Kinn auf den Mann, der sich auf halber Höhe an dem Mast festklammerte. »Er sollte eigentlich den Ausguck übernehmen.«
    Entsetztes Schweigen folgte seinen Worten. Als sein Vater sprach, klang seine Stimme angespannt.
    »Alles das…«, sagte Kyle Haven leise, damit nur Wintrow es hören konnte, »alles das, damit du das Schiff jetzt übernehmen konntest, statt in ein paar Jahren?«
    Die Frage verdeutlichte Wintrow nur die Kluft zwischen ihnen. Ein Abgrund, der riesig und unüberbrückbar war.
    »Nichts davon ist deswegen geschehen«, antwortete er. Es war eine alberne Bemerkung. Aber selbst alle Worte, die er für den Rest seines Lebens äußerte, würden seinen Vater nicht dazu bringen, ihn zu verstehen. Das Einzige, worin sie sich jemals wirklich treffen würden, war das Schiff. »Lass sie uns durch diese Felsen bringen«, schlug er vor. »Lass uns nur davon sprechen. Es ist das Einzige, worin wir übereinstimmen.«
    Nach langem Zögern trat sein Vater neben ihn. Er legte eine Hand leicht auf das Steuer neben die seines Sohnes. Dann blickte er in die Takelage und sah einen seiner Leute. »Galt!
    Lass das Segel und geh in den Ausguck!«
    Kyle Haven sah nach vorn. »Los geht’s«, sagte er zu Wintrow, als das Schiff plötzlich Geschwindigkeit aufnahm.

    »Ihr habt mich verkauft«, sagte Malta mürrisch. »Ihr habt mich an ein Monster verkauft, um ein Schiff abzuzahlen. Damit ich in ein sumpfiges Baumlager verschleppt werde, wo mir Warzen wachsen und wo ich Babys gebäre, damit ihr euch an den neuen Verträgen mit der Khuprus-Familie bereichern könnt. Glaubt nicht, dass ich nicht weiß, wie es läuft. Wenn ein Mädchen einem Regenwildmann zur Frau gegeben wird, dann wird eine Familie in Bingtown fett und reich.«
    Sie hatten sie früh geweckt und sie in die Küche gerufen. Nicht einmal das

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