Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
Frühstück war fertig.
»Malta, so ist es nicht«, sagte ihre Mutter mit ihrer »Wir wollen doch vernünftig sein«-Stimme.
Wenigstens ihre Großmutter war ehrlich. Sie füllte den Kessel mit Wasser und stellte ihn dann auf den Ofen. Dann bückte sie sich und fachte selbst das Feuer an. »Eigentlich hast du dich selbst verkauft«, erklärte sie mit trügerisch freundlicher Stimme. »Für einen Schal, ein Flammenjuwel und eine Traumdose. Und behaupte jetzt nicht, dass du nicht wüsstest, was du getan hast.
Du weißt eine Menge mehr, als du zugibst.«
Malta schwieg lange. »Ich habe die Dinge noch in meinem Zimmer«, sagte sie schließlich. »Ich kann sie zurückgeben«, bot sie mürrisch an. Das Flammenjuwel. Sie hasste es, sich von dem Schmuckstück zu trennen. Aber das war besser, als einem widerlichen Regenwildmann versprochen zu werden. Sie dachte an den Traum und den Kuss und erschauderte. In der Realität waren seine Lippen hinter dem Schleier verwarzt. Am liebsten hätte sie gespuckt, wenn sie an den Kuss dachte. Es war nicht fair, ihr einen Traum zu schenken, in dem er so gut aussah, wenn er in Wirklichkeit einer Kröte glich.
»Dafür ist es ein bisschen zu spät«, erwiderte ihre Mutter verärgert. »Wenn du ehrlich gewesen wärst, was die Traumdose anging, hätte man die Dinge vielleicht noch richten können.
Nein, das nehme ich zurück. Du hattest bereits den Schal und das Juwel akzeptiert, ganz zu schweigen davon, dass du ihm ein Glas gegeben hast, aus dem du getrunken hast.«
Sie hielt einen Augenblick inne und fuhr dann freundlicher fort: »Malta.
Niemand zwingt dich zu einer Heirat. Wir haben nur zugestimmt, dass der junge Mann dich sehen darf. Du bist nicht mit ihm allein. Großmutter oder ich oder Rache oder Nana werden immer bei dir sein. Du musst keine Angst vor ihm haben.«
Sie räusperte sich, und als sie fortfuhr, war ihre Stimme merklich kühler. »Aber ich werde keinerlei Unhöflichkeiten dulden. Du wirst dich weder verspäten noch grob zu ihm sein.
Du wirst ihn behandeln wie jeden anderen angesehenen Besucher in unserem Heim. Und das bedeutet, keinerlei Geschwätz über Warzen, Sümpfe oder Babys.«
Malta stand auf und schnitt sich eine Scheibe Brot ab. »Fein.
Ich werde gar nichts sagen.«
Was konnten sie schon dagegen tun?
Wie konnten sie sie zwingen, mit ihm zu sprechen oder nett zu ihm zu sein? Sie würde nicht so tun, als würde sie ihn mögen. Er würde bald merken, dass sie ihn widerlich fand, und daraufhin fernbleiben. Ob sie wohl den Schal und das Flammenjuwel behalten konnte, wenn er sagte, dass er sie nicht heiraten würde?
Vermutlich war es ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt, danach zu fragen. Aber die Traumdose konnte er jederzeit wiederhaben.
Sie hatte eine hässliche, graue Farbe angenommen, nachdem sie sie geöffnet hatte, wie Asche in einem Kamin. Sie roch zwar immer noch gut, aber das allein war kein Grund, sie zu behalten.
»Malta, diese Leute können wir nicht beleidigen«, sagte ihre Mutter.
Sie wirkte in letzter Zeit müde und abgespannt. In ihrem Gesicht waren viele Falten, und sie gab sich weniger Mühe mit ihrem Haar wie früher. Bald würde sie so säuerlich aussehen wie Großmutter. Und die runzelte jetzt die Stirn. »Es ist keine Frage, wen wir beleidigen oder nicht beleidigen können. Es gibt viele Möglichkeiten, mit einem unwillkommenen Freier umzugehen.
Und Grobheit ist kein geeignetes Mittel. Nicht für unsere Familie.«
»Wann kommt mein Vater nach Hause?«, fragte Malta plötzlich. »Haben wir nicht irgendwo noch Pfirsichmarmelade?«
»Wir erwarten ihn erst Ende des Frühjahrs zurück«, antwortete ihre Mutter müde. »Warum?«
»Ich glaube nicht, dass er mich dazu zwingen würde. So zu tun, als würde ich einen Mann mögen, den ich nicht einmal kennen möchte… Gibt es denn nichts Gutes zu essen hier im Haus?«
»Schmier dir Butter drauf. Und niemand hat dich gebeten, so zu tun, als würdest du ihn mögen!«, fuhr ihre Großmutter sie an.
»Du bist keine Prostituierte, und er hat dich nicht dafür bezahlt, ihn anzulächeln, während er dich lüstern betrachtet. Wir erwarten nur, dass du ihn höflich behandelst. Ich bin sicher, dass er ein Gentleman sein wird. Ich habe Caolwns Wort darauf, und ich kenne sie schon lange. Du musst ihn nur mit Respekt behandeln.«
Leiser fuhr sie fort: »Ich bin sicher, dass er dich für wenig geeignet hält und seine Aufmerksamkeiten einstellt.«
So wie sie es sagte, klang es beleidigend. Als
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